2020


22. August 2020:
Paramilitärischer Angriff in Cuxuljá
in der Ortschaft Cuxuljá werden zwei Lagerhallen der EZLN von Mitgliedern der ORCAO ausgeraubt und anschließend niedergebrannt.

11. September 2020:
Bewaffnete greifen indigenen Aufmarsch in Tila an
Eine Demonstration von den Zapatistas nahestehenden Kleinbauern wird in Tila von bewaffneten Einheiten angegriffen, mehrere Demonstrierender werden getötet, dennoch dringt die zahlenmäßig klar überlegene Demonstration in den Hauptort von Tila vor und vertreiben die lokalen Machthaber. Erst am 1. Oktober kehren diese unter dem Schutz von Polizei und Nationalgarde nach Tila zurück. Viele Gemeinden in Tila bestehen auf einer autonomen Selbstverwaltung und erkennen den mehrfach wiedergewählten Gemeindepräsidenten Límberg Gregorio Gutiérrez Gómez nicht an.

20. Oktober 2020:
Polizei greift Militarisierungsgegner in Chilon an
Mit Gewalt reagiert die Polizei auf den Protest gegen die Errichtung eines Stützpunktes für die Nationalgarde durch die Regierung von Andrés Manuel López Obrador (Amlo). Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba) haben die polizeilichen Angriffe 13 Verletzte hinterlassen. Zwei Bauern wurden verhaftet, ein weiterer gilt als vermisst.
"Wir leben in Frieden und Ruhe und haben keine Notwendigkeit für eine militärische Präsenz in unserem Gebiet", begründen die Protestierenden ihren Widerstand gegen die Einrichtung der Nationalgarde in ihrer Gemeinde. Sie er innerten daran, dass die Bundesregierung bereits nach 1994 im Rahmen der Aufstandsbekämpfung verschiedene Militärstützpunkte in indigenen Gemeinden von Chiapas errichtete. Dies führte jedoch zu einer immensen Zunahme von Morden, V ergewaltigungen, Alkoholismus, Drogenabhängigkeit und Prostitution sowie zur Ausbreitung des organisierten Verbrechens.

18. November 2020:
Bewaffneter Angriff auf humanitäre Hilfsbrigade in Aldama
Eine humanitäre Hilfsbrigade der Caritas San Cristóbal de Las Casas und dem Fideicomiso für die Gesundheit der indigenen Kinder Mexikos (FISANIM), welche Lebensmittel an gewaltsam vertriebene Familien verteilt, wird in der Gemeinde Tabak, Bezirk Aldama, von einer paramilitärischen Gruppe aus dem Sector Santa Martha, Chenalhó, angegriffen; eine Mitarbeiterin wird verletzt. Am 27. November wird Andrés Jiménez Pérez (Mitglied der ständigen Kommission der 115 gewaltsam Vertriebenen aus Aldama) auf dem Weg von Tabak nach San Pedro Cotsilnam angeschossen. Insgesamt werden 22 Menschen von September bis November 2020 durch Schusswaffen verletzt.

21. November 2020:
Erstmals Militär im Fall Ayotzinapa festgenommen
Ein mexikanisches Bundesgericht hat am Donnerstag entschieden, dass der Offizier José Martínez Crespo im Gefängnis bleiben muss, nachdem er in der vergangenen Woche im Zusammenhang mit dem Fall der 43 verschwundenen Lehramtsstudenten von Ayotzinapa verhaftet worden war. Der auch als "Capitán Crespo" bekannte Offizier war einer der befehlsgebenden Personen der Gruppe von Militärs des 27. Infanteriebataillons, die in jener Nacht in Iguala, als die Lehramtsstudenten verschleppt wurden, vor Ort waren und ihren Dienst ableisteten.
Mexikanische Menschenrechtsorganisationen, wie CentroProdh, werteten die erstmalige Verhaftung eines Militärs als wichtiges Vorankommen in der Aufklärung der Geschehnisse um die 43 Verschwundenen und im Schaffen von Gerechtigkeit. Die Familienangehörigen der Jugendlichen, die nach wie vor mit der bestehenden Ungewissheit um deren Verbleib zu kämpfen haben, begrüßten die Fortschritte und forderten das Verteidigungsministerium auf, von jeglichen Vertuschungsversuchen abzusehen und die weiteren Ermittlungen nicht zu behindern. Mehr Infos

22. November 2020:
Paramilitärs verletzen Mitglied eines Hilfskonvois in Chiapas
Bewaffnete haben eine humanitäre Hilfsbrigade angegriffen, die in der Gemeinde Tabak, im Bezirk Aldama Lebensmittel an vertriebene Familien verteilen wollte. Die Autos der Caritas und der Stiftung für die Gesundheit indigener Kinder Mexikos (FISANIM) wurden in einem Hinterhalt beschossen, wobei die Dominikanernonne María Isabel Hernández Rea am rechten Bein eine Schusswunde erlitt.
Die Gemeinden in Aldama werden beinahe täglich aus dem benachbarten Santa Martha, Bezirk Chenalhó, von Mitgliedern einer paramilitärischen Gruppierung beschossen. Vordergründig geht es bei diesem Konflikt um 60 Hektar Land im Grenzgebiet, ausgelöst durch eine widersprüchliche staatliche Kartographierung. Die Lokalregierung unter Gouverneur Rutilio Escandón Cadenas von der Bewegung der Nationalen Erneuerung (Movimiento Regeneración Nacional, Morena) wie auch die föderalen Behörden haben bisher keine ernsthaften Schritte zur Entwaffnung der Paramilitärs und zur Beendigung der Straflosigkeit unternommen, was immer wieder zu neuen Fluchtbewegungen führt.
Das Menschenrechtszentrum Frayba fordert den mexikanischen Staat auf, die Paramilitärs in Chenalhó zu entwaffnen und zur Rechenschaft zu ziehen, um so der Straflosigkeit und den Vertreibungen von Tausenden von Tzotzil-Indigenen ein Ende zu setzen. Mehr Infos

1. Jänner - 31. Dezember 2020:
Jahresbilanz: Über 35.000 Morde und 82.000 Vermisste in Mexiko
Laut einer offiziellen Statistik wurden im Jahr 2020 35.614 Mordopfer gezählt, darunter 966 Femizide, also Morde an Frauen wegen ihres Geschlechts. Das Blutvergießen geht zu einem großen Teil auf das Konto von Kartellen und Gangs, oft mit guten Verbindungen zu Sicherheitskräften. Drei Prozent der gemeldeten Straftaten aufgeklärt. Nicht in der Mordstatistik erfasst sind mehr als 82.000 Menschen, die als "verschwunden" wurden.