2002


Februar / März 2002:
Eine dritte internationale Kommission aus Menschenrechtsbeobachtern reist nach Mexico. Ihr ernüchterndes Resumée sieht auch nach Fox' Amtsantritt keine Verbesserungen der Situation, andauernde Verletzungen der Menschenrechte und keinerlei Anzeichen der Regierung, an einer friedlichen Lösung interessiert zu sein.

April 2002:
Mehr als 1.500 Familien aus 30 indigenen Gemeinden sollen aus ihren Dörfern in Montes Azules vertrieben werden. Die mexikanische Regierung verweist darauf, daß es sich um ein Naturschutzgebiet handle, dessen Gleichgewicht gefährdet sei. Der internationale Protest gegen die Vertreibung erreicht Präsident Fox beim Weltwirtschaftsgipfel in Madrid, während er seine Pläne zur Ausbeutung der Rohstoffe und Abholzung des Regenwaldes präsentiert.
mehr Infos dazu:
Artikelsammlung Montes Azules

Mai 2002:
Die Gewalt in den bitterarmen Gemeinden im Süden Mexicos eskaliert. In Santiago Xochiltepec (Oaxaca) werden 26 Bauern auf einer entlegenen Landstraße angehalten und niedergemetzelt. Beim Menschenrechtszentrum Bartolomé Carrasco macht man vor allem staatliche Versäumnisse für die Massaker verantwortlich. Den Behörden sei es nicht gelungen, ungeklärte Landforderungen zwischen Kleinbauern und Holzfällern zu schlichten und in den verarmten südlichen Bundesstaaten Oaxaca, Chiapas und Guerrero für Recht, Ordnung und Gerechtigkeit zu sorgen.

August 2002:
Ein Sieg für die Bauern von San Salvador Atenco: Acht Monate lang kämpften die Bewohner und Bewohnerinnen der nordöstlich der mexikanischen Hauptstadt gelegenen Gemeinde gegen einen geplanten Großflughafen auf ihrem Boden. Rund 70 Prozent des Bodens der Kommune sollten Start- und Landepisten, Parkplätzen und Einkaufszentren weichen, 345 Wohnhäuser wären dem Erdboden gleichgemacht worden.
Also wehrten sich die Bauern und Bäuerinnen. Sie ernannten Atenco zur "autonomer Gemeinde im Widerstand", verjagten die örtliche Polizei sowie den Bürgermeister, der sich für den Bau ausgesprochen hatte, organisierten Autobahnblockaden, Demonstrationen und zahlreichen andere Aktionen gegen das Vorhaben der Regierung. Mitte Juli kam es sogar zu einer vorübergehenden Geiselnahme von neun Polizisten und Gefängnisbeamten, nachdem die Polizei ihrerseits mehrere Bauern verhaftet und zum Teil schwer mißhandelt hatte. Für den Bauern José Enrique Espinoza, vierfacher Familienvater, Bauern kam der Geiseltausch zu spät: Er starb an den erlittenen Kopfverletzungen, da ihm im Gefängnis jede ärztliche Betreuung verweigert worden war.

September 2002:
Das höchste mexikanische Gericht, der Suprema Corte de Justicia de la Nacion, schmettert die Einsprachen von 330 indigenen Gemeinden gegen das "Ley Indígena Light" ab. Damit soll auch den neoliberalen Grossprojekten im Rahmen des "Plan Puebla-Panama" Tür und Tor geöffnet und den indigenen Gemeinden kein legaler Rahmen des Einspruchs gestattet werden.
Der Kleinkrieg der Paramilitärs gegen die autonomen Gemeinden geht verstärkt weiter und fordert im Monat August vier Tote und über zwanzig Verletzte.

Dezember 2002:
Die von der Räumung durch Militär und Polizei bedrohten Gemeinschaften in Montes Azules bitten die EZLN um Unterstützung. Die 42 räumungsbedrohten Siedlungen, in denen etwa 25.000 meist zapatistische Indígenas wohnen, haben sich dazu entschieden, in den Montes Azules zu bleiben, "auch wenn dies ihr Leben kosten sollte".
In seiner Antwort warnt Marcos die Regierung, daß die EZLN im Fall von Auseinandersetzung ihre Kriegserklärung nicht erst wiederholen würden.