1999


6. Jänner 1999:

Drei Mitglieder der unabhängigen Bauernorganisation (CIOAC) in der Gemeinde Huitupán im Norden von Chiapas werden ermordet.

10. Jänner 1999:
Die PRD veröffentlicht eine Studie, die anzeigt, dass Mexiko im Jahre 1999 62 Millionen Dollar für den Kauf von Waffen aus den USA aufwenden wird.

14. Jänner 1999:
Human Rights Watch bezeichnet Folter, das "Verschwindenlassen" von Personen und außergerichtliche Hinrichtungen als gängige Praktiken in Mexiko.

12. - 14. März 1999:
Unter dem Titel "Consulta Nacional por el recibimiento de los derechos de los pueblos indios y por el fin de la guerra del exterminio" ruft die zapatistische Guerilla dazu auf, über die Umsetzung der "Abkommen von San Andrés über Kultur und Rechte der indigenen Bevölkerung" sowie über das Ende des Vernichtungskrieges abzustimmen. 5.000 zapatistische Delegationen (je ein Mann und eine Frau) reisen in alle Bundesstaaten des Landes und begleiten die Kampagne, die eine Unzahl an Organisationen, indigenen Bewegungen, Menschenrechtsgruppen und lokalen Initiativen mobilisiert. An über tausend Abstimmungstischen im ganzen Land beteiligen sich innerhalb von Mexiko fast drei Millionen Menschen - dazu kommen noch ca. 30.000 Mexikaner, die im Ausland leben. Außerhalb Mexikos wurde die Consulta in zahlreichen Ländern und insgesamt 156 Städten durchgeführt, vor allem in den USA und in Europa.
Die Zahl von drei Millionen wirkt angesichts einer Gesamtbevölkerung von 90 Millionen Mexikanern nicht sehr hoch. Dennoch ist im Vergleich zu einer ersten Befragung (Consulta) der Zapatistas im Jahre 1995, an der 1.3 Millionen Menschen teilnahmen, die Beteiligung mehr als doppelt so hoch und das Ergebnis zeigt, daß die Revolution der indigenen Völker Mexikos gegen das Vergessen auf breite Zustimmung in der Bevölkerung stößt. Von den abgegebenen Stimmenden heißen fast 96% die Anliegen der Indigenen gut und fordern ein Ende des Krieges gegen die Ureinwohner Mexikos.
Neben dem eigentlichen Abstimmungsergebnis ist die Reise der 5.000 zapatistischen Delegierten das wichtigste Ereignis der Consulta. Die Delegierten sind zwei Wochen unterwegs und sehen ein Land, für dessen grundsätzliche Reform sie kämpfen, das sie und mit ihnen auch ihre Familien und Dorfangehörige noch kaum gesehen hatten. Nicht zuletzt kommt es dabei zum Zusammentreffen der vermummten Zapatistas mit den Bewohnern der Armutsviertel in der Hauptstadt, mit den Migranten an der Grenze zu den USA, diesem neuen "eisernen Vorhang," mit anderen indigenen Völkern im Kampf wie den Unterstützungsbasen der EPR in Oaxaca und der ERPI in Guerrero, mit den Studenten der Hauptstadt oder mit den Komitees gegen die Privatisierung der Elektrizitätswerke.
Dem chiapanekischen Gouverneur Albores Guillén fällt als Reaktion auf die erfolgreiche zapatistische Consulta nichts besseres ein, als eine offensichtlich gefälschte Kapitulation von 16 angeblichen Zapatistas zu inszenieren. Die EZLN veröffentlicht im Gegenzug die Namen dieser Personen, welche alle Mitglieder der regierungsnahen paramilitärischen Organisation MIRA sind.

7. &  8. April 1999:
San Andrés Sacam'chen wird von Regierungstruppen "in den gesetzlichen Zustand" zurückversetzt. Damit wird die vierte der insgesamt 37 autonomen Gemeinden angegriffen. 3.000 zapatistische Tzotziles marschieren nach San Andrés und erobern den Ort gewaltlos zurück, der sich seitdem wieder in den Händen der autonomen Verwaltung befindet.

20. April 1999:
Studenten besetzen einige Fakultäten der Universität UNAM in Mexiko-Stadt. Aus dem anfänglichen Protest gegen die Einführung von Studiengebühren entwickelt sich schnell eine allgemeine Protestbewegung.

21. April 1999:
In Guerrero werden bei einem Überfall des Militärs drei Mixteken getötet und zwei Frauen vergewaltigt.

7. - 10. Mai 1999:
Zweites Treffen zwischen der EZLN und der Zivilgesellschaft mit ca 2.000 Teilnehmern. Marcos tritt erstmals seit zwei Jahren wieder öffentlich in Erscheinung.