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2000
Juli 2000:
Fox übernimmt als erster Kandidat der Opposition nach mehr als 70 Jahren die Präsidentschaft in Mexiko. Bei den Wahlen am 2. Juli war das Unglaubliche geschehen: "Die perfekte Diktatur" der PRI hatte ihr Ende gefunden. Der neue Präsident, ehemaliger Coca Cola-Manager und Kandidat der erzkonservativen Partei der Nationalen Aktion PAN, deren Bürgermeister auch gerne Miniröcke verbieten und Gefängnisstrafen auf zu liebevolle Küsse in der Öffentlichkeit verhängen, ließ im Wahlkampf verlauten, er würde das "Indianerproblem" in 15 Minuten lösen. Seine Partei wehrt sich aber ebenso wie die PRI gegen die Verabschiedung der Gesetze zu den ausgehandelten indianischen Rechten. Und so begegnet die EZLN seinem Amtsantritt - bei dem er sich von seiner Tochter ein großes Holzkreuz überreichen läßt - mit Zurückhaltung und kritisiert die wirtschaftspolitischen Ideen des neoliberalen Wunschkandidaten der USA scharf.
Einmal Präsident verkündet Vicente Fox nun immer wieder seine großen wirtschaftlichen Pläne für Mexiko, wie etwa Kleinkredite von umgerechnet 250 DM an alle zu vergeben, damit sie sich mit einem kleinen Straßenstand eine neue Zukunft aufbauen können. Außerdem will er das ganze Land - und vor allem die südlichen Bundesstaaten Chiapas, Guerrero und Oaxaca - mit Maquiladoras, den Billiglohnfabriken in Freihandelszonen, überziehen. Entgegen seinen ausdrücklichen Wahlversprechen ernennt der neue Präsident einen Militärstaatsanwalt zum Generalstaatsanwalt. Darüber hinaus kündigt er an, den Etat der mexikanischen Streitkräfte um zwölf Prozent zu erhöhen und die 12.400 Mann starke Infanterie der Marine in eine mobile schnelle Eingreiftruppe zu verwandeln.Zur selben Zeit stationieren die USA 12.000 bewaffnete Soldaten in Guatemala. In unmittelbarer Grenznähe zu Chiapas sollen diese "Sozialarbeit" leisten und "topographische Messungen" durchführen.
2. Dezember 2000:
Die Zapatisten verkünden: "Die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen der Regierung und der EZLN ist möglich". Vor der Wiederaufnahme des Dialogs verlangen sie allerdings die Erfüllung von drei minimalen Bedingungen als Zeichen für ehrliche Gesprächsbereitschaft von Seiten der Regierung: Die Verabschiedung der COCOPA-Gesetzesinitiative über indigene Rechte und Kultur (Abkommen von San Andrés), die Freilassung der zapatistischen Gefangenen in Chiapas und anderen Bundesstaaten sowie den Rückzug der Bundesarmee aus sieben von insgesamt 259 militärischen Positionen im Konfliktgebiet.
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