Raul Gática
Biographie

Raul wurde im Jahr 1963 in dem kleinen Ort Tlaxiaco in der Mixteca geboren, einer wüstenähnlichen Region im südlichen Bundesstaat Oaxaca. Schon mit 11 Jahren wird der mixtekische Indio mit der politischen Situation konfrontiert, als einer seiner Lehrer als "Kommunist" von der Regierung per Haftbefehl gesucht wird  und untertauchen muß.
Kurz darauf nimmt er als einziger seiner Jahrgangsstufe an einem Schulstreik teil, der von Eltern, Lehrern und Schülern organisiert wird, um insbesondere den indianischen Kindern der Region den Zugang zu höherer Schulbildung zu ermöglichen. Raul verlässt sein Dorf mit 16 Jahren, um sich in der Stadt Arbeit zu suchen und beginnt mit 19 Jahren sein Studium der Sozialwissenschaften an der Universität von Oaxaca.

Schon 1983 schließt sich Raul der Unidad Popular Tlaxaquenia an, einem Zusammenschluß von Indígenas seines Dorfes, die sich gegen die Bevormundung durch die herrschenden Mestizos wehren. Im Zusammenhang mit einer Landbesetzungsaktion erhält er seine ersten Morddrohungen. Raul flieht für ein Jahr aus seinem Dorf. Zwei Jahre tritt er der "Unidad Popular Mixteca" bei, für deren Organ "El Mundo Mixteco" (Die mixtekische Welt) er in der Folgezeit auch mehrere Artikel schreibt.
Die "Unidad Popular" arbeitet in dieser Zeit vor allem an der Rückgewinnung der Felder, die in den Dörfern traditionell gemeinschaftlich verwaltet und bearbeitet werden. In den Jahren 1987 und 1989 muß Raul jeweils für fast ein Jahr verschwinden, da er mehreren Mordanschlägen nur knapp entgeht.

Er bekommt im Nachbarstaat Chiapas die ersten Kontakte zu den dortigen Selbstorganisationen. Nach seiner Rückkehr nach Oaxaca 1990 findet Raul die "Unidad Popular Mixteco" geschwächt vor. Etliche führende Mitglieder wurden verhaftet, andere von der Regierung gekauft. Er gründet deshalb 1991 das "Comite de Defensa de los Derechos Humanos del Pueblo" (CODEP), das "Komitee zur Verteidigung der Menschenrechte des Volkes". Im Laufe der nächsten Jahre erhält er auch Kontakte zu Kollegen anderer Menschenrechtsorganisationen und Basisbewegungen. Die konkrete Idee zu einer verstärkten Zusammenarbeit in Oaxaca wird aber erst auf dem "Congreso Nacional Democrático", dem Nationalen Demokratischen Kongress geboren, den die zapatistische Guerilla EZLN im Juli 1994 in Chiapas durchführt. Verschiedene soziale Organisationen arbeiten in der Folgezeit eng zusammen. Gemeinsame Demonstrationen und Diskussionen führen am 18. November 1997 zum Zusammenschluß des Consejo Indígena Popular de Oaxaca - Ricardo Flores Magón (CIPO-RFM).

Im Zusammenhang mit einer heftigen Welle der Repression gegen den CIPO wird Raúl Gática im Frühjahr 1998 zusammen mit dem Rechtsanwalt Alejandro Cruz Lopez schwer gefoltert. Erst nach vier Monaten Gefängnishaft unter übelsten Bedingungen wird er auf massiven öffentlichen Druck hin frei gelassen. 1999 gründet Raul die soziale Bewegung "Movimiento Social Magonista" (MSM) und reist zum ersten Mal als Botschafter des CIPO-RFM nach Europa.

Raúl Gática schreibt die ganze Zeit hindurch Gedichte und Geschichten. Im Jahr 1997 erhält er den Preis der indianische Literatur durch den "Fondo Estatal para la Cultura y las Artes" (FOESCA). Im Jahr 2000 gewinnt Raul den nationalen Preis der indianischen Literatur durch den "Fondo Nacional para la Cultura y las Artes" (FONCA).

Raul zu Besuch bei Radio Helsinki, Graz