Wir werden niemanden angreifen


Ich werde einige Worte an die indigenen Brüder und Schwestern richten, die keine Zapatisten sind.

Indigene, nicht-zapatistische Brüder und Schwestern, die in den Dörfern leben, in den Regionen und in den zapatistischen autonomen Bezirke in Rebellion:

Wir vom Geheimen Revolutionären Indigenen Komitee - Generalkommando der EZLN, wenden uns an euch alle, um euch folgendes zu sagen:
Man muß kein Zapatist sein, um von den autonomen Bezirke in allen Teilen unseres Gebietes geachtet und respektiert zu werden. Denn jedes Mitglied der Gemeinde oder des Bezirkes hat das Recht, beachtet zu werden.

Alle, die in der gleichen Gemeinde und dem gleichen Bezirk leben, sind Brüder und Schwestern in Rasse, in Farbe und Geschichte. Deshalb darf es keinen Grund geben für Schlägereien oder Konfrontationen zwischen Geschwistern, denn wir erleiden alle die gleichen Ungerechtigkeiten der Diskriminierung und Erniedrigung. Wir leben in den gleichen Bedingungen von Hunger und Elend.
Wir leiden unter der gleichen Verachtung, Marginalisierung und Vergessenheit der schlechten Regierenden und Mächtigen, weil wir Indígenas sind, und von der Farbe der Erde.

Worum wir jene bitten, die keine Zapatisten sind, die nicht mit uns einverstanden sind, oder die gerechte Sache unseres Kampfes nicht verstehen, ist daß ihr unsere Organisation respektiert. Daß ihr unsere Gemeinden und Autonomen Bezirke und deren Autoritäten respektiert. Und daß ihr die Räte der Guten Regierung aller Regionen und Zonen respektiert, die heute im Beisein Tausender indigener und nicht-indigener Brüder und Schwestern aus ganz Mexiko und aus vielen Ländern rund um die Welt formell eingeweiht werden.

Wir Zapatisten werden niemanden angreifen, und den nicht-zapatistischen Brüdern und Schwestern nichts aufzwingen. Wir respektieren alle unsere indigenen Brüder und Schwestern, ungeachtet ihrer Organisation, ihrer Partei oder ihrer Religion, vorausgesetzt sie respektieren auch uns und respektieren unsere Gemeinden, unsere autonomen Bezirke und deren Autoritäten, damit unsere indigenen Gemeinden ihre Rechte auf Autonomie und freie Selbstbestimmung ausüben können, so wie in den San Andrés Verträgen vorgesehen, die von der Bundesregierung und der EZLN unterzeichnet wurden und als Vorlage für die COCOPA Gesetzesinitiative in November 1996 diente.

Aber wir möchten völlig klar machen, daß wir unsere Hände nicht in den Schoß legen werden, wenn unsere Compañeros, unsere Gemeinden und unsere Bezirke von irgendeiner Gruppe von Personen jedweder Partei oder irgendeiner paramilitärischen Gruppe angegriffen werden, denn es ist unsere Pflicht unsere Compañeros zu beschützen und zu fordern, daß man sie respektiert.

Brüder und Schwestern:
Heute ist der Zapatismus größer und stärker denn je. Niemals zuvor in unsere Geschichte hatten wir die Stärke, die wir heute haben. Seit langem haben wir weit über die Grenzen des südöstlichen Bundesstaates von Chiapas hinausgereicht, und nicht nur das, unser Einfluß erstreckt sich bis in die Gemeinden, in denen sich die Garnisonen der Bundesarmee und der Öffentlichen Sicherheitspolizei des Staates befinden. Unser Wort ist auch bis in die Baracken gedrungen und zu ihren Bewohnern. Wir prahlen nicht, wir kommunizieren nur. Als Beweis unseres guten Willens und aus Respekt in voraus für jene, die uns respektieren, werden Nicht- Zapatisten durch uns nicht belästigt, verfolgt oder angegriffen werden. Wir werden ein Zeichen setzen.

Im Namen des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees - Generalkommando der EZLN, erteile ich folgende Befehle:
Ab heute werden alle zapatistischen Straßensperren auf lokalen, staatlichen und bundesstaatlichen Straßen und Brücken geräumt werden. Ebenfalls werden alle Gebühren für Personen für die Straßen und Wege im Rebellengebiet aufgehoben.

Jeder Verstoß gegen diese Anordnung muß an die zuständige Rat der Guten Regierung gemeldet werden, damit der Geschädigte nach Bestätigung des Sachverhalts sein Geld wiedererhält und die schuldige Person oder Autorität bestraft wird. Es werden nur noch Fahrzeuge untersucht, die illegal Holz, Drogen oder Waffen transportieren könnten, deren Einfuhr in zapatistisches Gebiet strengstens verboten ist.

In Erfüllung der Forderungen der indigenen Frauen wird die Einfuhr von Alkohol in den Gemeinden mit der Beschlagnahmung des Getränks und eine Strafgebühr für den Fahrer des Fahrzeugs bestraft werden. Um die zapatistischen Gemeinden zu betreten, gelten weiterhin die gleichen Kriterien und Maßnahmen, die bis heute funktioniert haben und der Sicherheit und dem Schutz der zapatistischen Zivilbevölkerung dienen. Dies ist unser Wort.

Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit.

aus den Bergen des mexikanischen Südostens
Comandante David
für das CCRI-CG der EZLN


Muchas gracias.