Comandante David
Die Geschichte gehört uns


Compañeros und Compañeras, indigene Brüder und Schwester aus Mexiko und der ganzen Welt, und alle Unterstützer der Sechsten Erklärung, im Namen des CCRI-CG der EZLN haben wir folgendes zu sagen:

Als Indígenas unseres Landes Mexiko und unseres gesamten Kontinents sind wir diejenigen, denen alles abgesprochen wurde, sogar unsere Existenz.

Von der spanischen Eroberung bis in die heutige Zeit haben sie uns gedemütigt, zum Schweigen gebracht und versucht, uns auszurotten, aber sie haben uns durch lange Jahre des Schmerzes und des Leidens gelehrt, Widerstand zu leisten. Deshalb konnten sie unseren Kampf nicht auslöschen, unseren Widerstand, unsere Rebellion und unsere Empörung gegen Ungerechtigkeit und Unterwerfung.

Die Wut und die Rebellion der indigenen Völker Mexikos und des ganzen amerikanischen Kontinents wurden von den Conquistadores selbst und ihren Nachfahren angefacht, durch ihre Grausamkeit und ihre Unmenschlichkeit gegen die Indígenas. Unsere Völker vergessen ihre Geschichte nicht, ihr Leid und ihren Kampf. Sie werden sicher in den Herzen und Gedanken von uns allen aufbewahrt, die wir die ersten dieses Landes Mexiko und ganz Amerika gewesen sind. Denn das Leben und das Blut vieler Millionen gefallener und massakrierter indigener Brüder und Schwestern fordern weiterhin Gerechtigkeit und Freiheit. Deshalb, durch mehr als 500 Jahre der leidvollen Geschichte, gab es Bewegungen, Widerstandskämpfe und Kriege der Indígenas gegen ihre Unterdrücker und schlechten Anführer.

Im Fall unseres geliebten Landes Mexiko wurde es seit der spanischen Eroberung bis zum heutigen Tag mit dem Blut von Millionen Indígenas befleckt und kultiviert.
Viele tausende Indígenas starben während der Spanischen Eroberung, und hunderttausende wurden versklavt.

Während des Unabhängigkeitskrieges von 1810, geführt von Pater Hidalgo, waren es wir, die Indígenas, die das meiste Blut für die Unabhängigkeit und Freiheit unseres Landes geopfert haben.
Heute, am 16. September 2005, gedenken wir mit Stolz unserer indigenen Brüder, die gestorben sind, und aller, die ihr Leben geopfert haben, um uns Freiheit und Unabhängigkeit zu geben. Aber nach diesem Krieg für Unabhängigkeit und Freiheit nahmen wir Indígenas weiterhin die gleiche Stelle von Sklaverei, Armut, Demütigung und Vergessen ein, das Blut unserer Gefallenen wurde ignoriert, genau wie die Existenz der Überlebenden.
So gab es weder Freiheit noch Unabhängigkeit für die Indígenas, nur ihre Herren und Gebieter wechselten. Wir wurden nicht in die Gesetze einbezogen, die damals erlassen wurden.

Dann kam die Revolution von 1910, und es waren wieder wir, die Indígenas und Campesinos, die das meiste Blut und Leben für Land und Freiheit opferten, denn es waren unsere indigenen und Campesino Brüder, die mit Tapferkeit und Heldenmut kämpften, ohne Furcht, mehr zu verlieren als ihr eigenes Leben.

Aber auch nach dieser Revolution gab es weder Land noch Freiheit für die Indígenas und Campesinos. Jene, die nach der Ermordung unseres Generals Emiliano Zapata im Namen der Revolution die Macht übernahmen, vergaßen die Indígenas ebenfalls. Sie erließen Gesetze, wie die Verfassung von 1917, und auch in hier wurden wir weder einbezogen noch anerkannt.

Als Indígenas und Campesinos werden wir weiterhin beschissen oder schlimmer, denn wir haben auf überhaupt nichts Anrecht, weder auf Land, noch auf Gesundheit, Schulbildung, Nahrung, auf ein würdiges Leben oder respektiert zu werden.
Und so fanden Kämpfe und Revolutionen statt, und wir Indígenas und Campesinos blieben immer beim Alten. Immer zur Seite gedrängt, immer marginalisiert und vergessen.

Compañeros und Compañeras, Brüder und Schwestern, wir können nicht mehr zulassen, daß diese traurige Geschichte, die wir Jahrhunderte hindurch erlitten, sich wiederholt. Wir können nicht zulassen, weiterhin verspottet zu werden.
Alle Indígenas und Campesinos, und alle ehrlichen Männer und Frauen, die unsere mexikanische Heimat bewohnen, unseren Kontinent und unsere ganze Welt, haben das Recht und die Pflicht, diese Realität zu verändern und eine neue Geschichte zu erbauen, die Geschichte der Menschlichkeit, die Geschichte der Welt.

Deshalb, durch diesen Kampf, den die Zapatistas führen, und in dieser großen Bewegung, die wir mit allen Indígenas und Campesinos errichten, werden wir nicht mehr ausgeschlossen bleiben, wir werden ein wichtiger Teil der Geschichte und Nationen sein.
Deshalb wird geschehen, was geschehen wird, und wir werden den Platz erringen, der uns gehört, der den Indígenas, den Campesinos und allen Ausgebeuteten zusteht. Der Kampf gehört uns, die Heimat gehört uns, und die Geschichte gehört uns.

Comandante David