Übersetzung der Worte von
Comandante David

Guten Abend ihr alle!
Durch meine Stimme spricht die Stimme der EZLN.
Bürder und Schwestern, ich richte meine Worte an alle jene, die in den Schulen der EZLN mitarbeiten. compañeros und compañeras in den Unterstützungsgruppen, Vertreter der Dörfer und Regionen, die ihr an dieser Demonstration teilnehmt, wir danken euch allen für eure Entscheidung und Tapferkeit, gekommen zu sein ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern.

Zapatistische compañeros und compañeras aller Dörfer, aller Regionen und wo immer ihr euch befindet, die ihr euch gefunden habt, aber nicht kommen konntet, aus vielen Gründen nicht an dieser Demonstration teilhaben könnt, wir grüßen euch! Wir wünschen euch, in diesem Kampf standhaft zu bleiben und weiterzukommen.
Im Namen der Generalkommandos des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees [CCRI-CG] grüßen wir auch unsere kämpfenden, aufständischen compañeros und compañeras, die Milizionäre an den verschiedenen Fronten und ihre militärischen Führer und überbringen unsere besonderen Glückwünsche dafür, 19 Jahre seit unserer Gründung und nun neun Jahre des Kriegs erfüllt zu haben. Wir hoffen, ihr bleibt standhaft in euren Überzeugungen und in eurer revolutionären Haltung.
Besondere Grüße an unsere compañeros und compañeras in den Unterstützungsbasen, die den politischen, wirtschaftlichen und ideologischen Schlägen der Regierung standgehalten haben. Die unter dem Druck und der Gewalt der Militärs und Paramilitärs gelitten und widerstanden haben. Die den Verlust ihrer Häuser, Verfolgung, Gefängnis oder den Sturz ihrer Familie in diesem Kampf erlitten haben.
Grüße an alle zivilen zapatistischen compañeros und compañeras, wo auch immer sie sich befinden, am Land, in der Stadt, in irgendeinem Teil unseres Landes oder in anderen Ländern der Welt.
compañeros und compañeras, wie ihr alle wißt, haben die exekutiven, die legislativen und die juristischen Gewalten ein Gesetz gegen die indigenen Völker Mexicos verabschiedet, das wir als Zapatistas ablehnten und deswegen eine Zeit des Schweigens und des Widerstands verbrachten. Beinahe zwei Jahre lang verharrten wir in diesem Schweigen als Ausdruck unserer Empörung über den Verrat der herrschenden Kräfte.
Diese Regierenden und ihre Verbündeten haben unser Schweigen benutzt, um eine Unmenge an Lügen und Verleumdungen zu verbreiten. Sie haben politische und wirtschaftlichte Strategien der Aufstandsbekämpfung vorbereitet und sie als Entwicklungsprojekte für die indigenen Dörfer getarnt. Doch in Wahrheit sind diese Hilfen, von denen die gegenwärtige Reigerung so gern und viel redet, nicht mehr als reine Almosen wie immer. Sie sind keine Hilfe gegen das Elend, in dem wir leben, und schon gar nicht eine Antwort auf die gerechten Forderungen der indigenen Völker.
Sie haben unser Schweigen benutzt, um zu verkünden, daß die Zapatisten am Ende wären, zerstritten, daß unsere Anführer sich ergeben oder verkauft hätten, daß unsere Einheiten desertiert wären und die zapatistischen Dörfer auf Seiten der Regierung stünden. Die Parteien haben diese Lügen der Regierung dazu verwendet, die Dörfer zu verwirren, um den indigenen Kampf und Widerstand zu schwächen. Um uns zufriedenzustellen, bieten sie uns Worte und kleine Spenden an ein paar wenige Dörfer. Sie wiederholen, daß wir Frieden geschlossen hätten, daß die Zapatisten die Hilfe der Regierung angenommen und die Reihen der EZLN verlassen hätten.
Wenn dem so ist, wer sind wir dann, die wir heute hier sind? Sind das etwa keine Zapatisten, diese tausenden Männer und Frauen, Jugendliche, Kinder und Alte, die hier ihre Forderungen vortragen, und die Zehntausenden, die in ihren Dörfern blieben, die sie sich die Fahrt hierher nicht leisten konnten?
Sind diese tausenden kämpfenden zapatistischen Männer und Frauen, Junge, Alte und Kinder etwa bereit, sich zu ergeben? Ich frage euch: Seid ihr bereit, euch vor jenen zu demütigen, die euch jahrhundertelang gedemütigt, unsere Reichtümer gestohlen, uns unterdrückt, vergessen und unsere Würde niedergetreten haben? Ich frage euch, compañeros und compañeras: Seid ihr bereit, euch zu ergeben? (Publikum: "Nein!!!")
Seid ihr vielleicht bereit, euch für Almosen herzugeben und so das Blut unserer Toten, unserer Helden und Märtyrer zu verraten? Ich frage euch, compañeros: Seid ihr bereit, euch zu verkaufen?
Seid ihr vielleicht bereit, den Kampf aufzugeben, während wir noch keine reale Lösung unserer gerechten Forderungen erlangt haben? Seid ihr vielleicht bereit, eure Würde zu verkaufen und euren nichts als Kindern Hunger, Elend und Vergessen als Erbe zu hinterlassen? Seid ihr bereit? compañeros und compañeras, heute, am neunten Jahrestag unseres bewaffneten Aufstands, nachdem wir die Stille, in die wir uns fast zwei Jahre lang hüllten, durchbrochen haben, ist einmal mehr die Stunde gekommen, um zu sprechen und die Wahrheit zu sagen. Nämlich, daß wir indigene Zapatisten uns nicht in Waffen erhoben, um um Almosen zu betteln, während sie sich über uns lustig machen, wie es die Regierungen bis heute tun und uns Lügen und Almosen anbieten, um unser Gewissen zu kaufen.
Wir zapatistische indigene Dörfer brauchen die Hilfe der Regierung und ihre verdorbenen Lebensmittel nicht. Was wir Zapatisten fordern, ist die verfassungsmäßige Anerkennung unserer Rechte, Autonomie und Selbstbestimmung für alle indigenen Völker Mexicos. Wir fordern, gleich und gerecht behandelt zu werden. Wir nehmen es nicht hin, daß sie uns verspotten oder uns aus Mitleid ihre Almosen oder ihren Abfall schicken. Wir sind vielleicht verarmt, aber weder Bettler noch Kriminelle. Wir sind Rebellen gegen die Ungerechtigkeit und das Vergessen.
Wir besitzen Würde und das Recht, mit Waffen zu kämpfen und möchten, daß die ganze Welt einsieht, daß wir Indigene keine Tiere sind, denen die Reichen und Mächtigen ihren Abfall hinwerfen. Denn wir sind Völker mit einer langen Geschichte.
Daher sind wir entschlossen, den Kampf solange weiterzuführen, bis die indigenen Völker in unserem Land respektiert und als Völker und Mitmenschen mit allen Rechten anerkannt werden, und wir warten gespannt, wie sich die Initiative entwickelt, die vor einigen Tagen mit den Worten von Sup Marcos gestartet wurde.
Es ist eine riskante Initiative, aber wir denken, daß es sich zum Wohl aller lohnt. Denn unsere Initiative zielt auf eine friedliche Lösung ab, indem wir eine Tür öffnen möchten, wo uns die mexikanischen Politiker eingeschlossen haben. Über diese und andere Dinge werden wir über unseren Wortführer Subcomandante Marcos mit euch verhandeln.
compañeros und compañeras, wir möchten euch sagen, daß unser Kampf kaum begonnen hat.
Aus diesem Grund kamen wir am neunten Jahrestag unseres Aufstands hierher nach San Cristóbal, ins Zentrum der Ausbeutung, um uns zu zeigen und die Wahrheit zu sprechen. Wir mußten Zäune überwinden und militärische Sperrkreise durchbrechen, um hierherzukommen und zu sagen: Hier sind wir. Hier sind wir mit Worten voller Ernst und Wahrheit. Wir bekräftigen unser Versprechen noch einmal, unseren Kampf für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit für alle fortzusetzen.
compañeros und compañeras, seit dem 1. Jänner 1994 haftet ein leichter Glanz der Rebellion und der Würde an uns, und dieses Licht versuchten die Mächtigen auszulöschen. Aber sie konnten es nicht, und niemandem wird es gelingen, es auszulöschen, denn es ist das Licht der Hoffnung für die indigenen und nicht-indigenen Völker Mexicos und der Welt.
Dieses Licht symbolisiert heute unsere Stärke und unseren Schutz in diem langen Kmapf für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit. So lassen wir es heute groß und hell scheinen, damit alle Völker und Nationen sehen, daß dieses Licht der zapatistischen Rebellion weiterlebt.
compañeros und compañeras, bereitet euch darauf vor, eure Lichter zu entzünden! Hebt eure Macheten hoch und zündet eure Feuer an! Laßt eure Feuer brennen und haltet eure Macheten weiter erhoben!
compañeros und compañeras, laßt uns alle rufen: Es leben die gefallenen compañeros! Es lebe die Zapatistische Armee der nationalen Befreiung! Es leben die indigenen Völker Mexicos! Es leben die Rebellen auf der ganzen Welt! Es lebe das Leben! Es sterbe der Tod!

aus den Bergen des mexikanischen Südostens
für das CCRI-CG del EZLN
Comandante David

Vielen Dank, compañeros und compañeras!