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Unser Recht auf Selbstbestimmung
Brüder und Schwestern Campesinos und Indígenas von Mexiko,
Lateinamerika und aus der ganzen Welt:
Wir grüßen alle Männer, Frauen, Kinder und Alte
der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung
Als erstes möchten wir uns für die Einladung
von Via Campesina bedanken, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Wir
möchten uns ebenfalls an alle bedanken, die diese wichtige Mobilisierung
unterstützen, und uns die Gelegenheit geben unser Wort zu sagen.
Und unser Wort, Brüder und Schwestern, lautet Autonomie und Widerstand.
Angesichts der Mächtigen des Geldes, die sich heute
versammeln, um zu vereinbaren, wie sie uns vernichten, erniedrigen und
verschwinden lassen können, erheben wir Zapatisten die Autonomie
und den Widerstand als Waffen und Schilder für die Menschheit und
gegen den Neoliberalismus.
Denn wir, die indigenen Völker aus ganz Mexiko, Lateinamerika und
den anderen Kontinenten, haben immer unter allen Arten der Ungerechtigkeit
gelitten.
Wir haben den Raub unseres natürlichen Reichtums erlitten, des Landes,
des Wassers, der Wälder, der Flüsse, der Quellen, der Felsen,
der Luft, sogar der Gräber unserer Toten.
Überall werden wir verachtet und erniedrigt.
Sie verspotten unsere Sprache, unsere Kultur, unsere
Kleidung, und unsere Lebensweise. Sie verspotten unsere Hautfarbe, weil
wir von der Farbe unserer Mutter Erde sind.
Seit der spanischen Eroberung, wurden wir mit Ungleichheit und Ungerechtigkeit
behandelt. Bei keinem Entwicklungsplan oder Entscheidungsprozeß
wurden wir berücksichtigt. Als Indígenas haben wir kein Recht
auf Land, medizinische Versorgung, Schulbildung, Ernährung und Unterkunft.
Auf unser eigenem Land sind wir Sklaven und Ausgebeutete. Oder man enteignet
uns unseres Landes, damit wir gezwungen sind, auf der Strasse zu leben
oder in fremden Ländern zu sterben.
Auf diese Weise wurden wir gezwungen, unsere Einheit
und unsere kollektiven Ideen und Gebräuche zu zerstören.
Sie greifen uns mit Ideen und Bräuche an, die uns fremd sind, und
so wollen sie unsere Werte zerstören und das respektvolle Zusammenleben
vieler Kulturen vernichten, wie die, die wir indigene Zapatisten ausgerufen
haben. So wollen die Mächtigen uns töten.
Aber wir wollen leben.
Nicht um als Sklaven zu leben, sondern in Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit.
Und weil wir leben wollen, ist der Widerstand der Gemeinden
heute eine unserer Waffen im Kampf gegen die Todespläne und Projekte
der schlechten Regierung und der Mächtigen. Auch wenn der Widerstand
für unsere Gemeinden im Widerstand niemals leicht war oder sein wird.
Denn sie sind es, die alle politischen, wirtschaftlichen, ideologischen,
kulturellen, militärischen und paramilitärischen Schläge
der schlechten Regierung ertragen müssen.
Aber der Widerstand macht uns stärker und würdiger, denn weder
ergeben wir uns, noch werden wir die zapatistischen Gemeinden für
die Ideen und Almosen der höchsten Regierung verkaufen.
Der Widerstand vereint die Gemeinden im Kampf um ein gerechtes Leben und
gegen die Pläne von Tod und Zerstörung der Mächtigen.
Aus dem Widerstand heraus begannen unsere Gemeinden, unser
politisches, wirtschaftliches, soziales, ideologisches und kulturelles
Leben zu entwickeln.
Wir begannen, gemeinsam an der medizinischen Versorgung, der Schulbildung,
dem Handel und der Organisation der autonomen Autoritäten zu arbeiten.
Nur im Widerstand können die Gemeinden ihr Recht auf Autonomie ausüben,
sich organisieren, entscheiden, wie sie leben wollen, und sich selbst
regieren, ohne daß die Politiker in das Leben der Gemeinden eingreifen.
Mit dem Widerstand werden wir unser Recht auf Autonomie
und freie Selbstbestimmung verteidigen.
Mit dem Widerstand werden wir unser Land, unsere natürlichen Ressourcen,
unsere Kultur und Lebensweisen und unsere Art uns zu regieren verteidigen,
das heißt, unsere Autonomie.
Die Autonomie ist lebenswichtig für die indigenen Völker, denn
mit der Autonomie haben wir das Recht zu denken, zu entscheiden, uns als
Völker zu organisieren und zu regieren, im Einklang mit unserer Denkweise,
im Einklang mit unserem Wissen über das Leben und die Welt, im Einklang
mit unserer Kultur als Völker.
Die indigenen Völker von Mexiko und ganz Lateinamerika wußten,
sich mit Intelligenz und Weisheit zu organisieren, zu regieren und ihr
eigenes Schicksal zu leiten und konnten so ihr politisches, wirtschaftliches,
soziales und kulturelles Leben entwickeln.
Diese Autonomie ist ein Recht, das den indigenen Völker
aller Länder zusteht, damit sie wie alle Menschen in Freiheit, Rechte,
Gleichheit und Gerechtigkeit leben können.
Deshalb fordern und üben wir Zapatisten alle diese Rechte der Autonomie
und der freien Selbstbestimmung für alle indigenen Völker Mexikos
und der Welt aus.
Dieses Recht dürfen wir nicht aufgeben, denn die Autonomie aufzugeben
bedeutet für ein Volk, das Recht auf Leben, auf Kreativität,
auf Organisation und Entwicklung aufzugeben.
Ohne Autonomie wird das Leben der Völker Unterwerfung, Unterdrückung,
Erniedrigung und Tod bedeuten.
Deshalb richten wir, mit der Waffe der Autonomie in der einen Hand und
der Waffe des Widerstandes in der anderen, einen Aufruf an alle Campesinos
in Mexiko und auf der ganzen Welt.
Es ist ein Aufruf, der vor vielen Jahren bereits von
General Emiliano Zapata ausging, der sagte, daß das Land denen gehört,
die es bearbeiten.
Das Land, das wir bearbeiten, gehört uns, nicht den Banken, nicht
denen, die Dünger und Insektenvernichtungsmittel verkaufen und den
Anbau genmanipulierter Erzeugnisse fördern.
Das Land gehört nicht denen, die es als Ware betrachten, es kaufen
und verkaufen, zerstören und ermorden.
Das Land gehört uns, den Campesinos und Indígenas, und wir
müssen es in unsere Hände nehmen, damit es für alle produziert,
und nicht nur für eine Handvoll Nichtsnutze, die nicht einmal die
Farbe der Erde kennen.
Aus diesem Grund, entrichten wir aus dieser würdigen
Ecke unserer mexikanischen Heimat einen Aufruf an die ganze Bevölkerung
Mexikos, an alle Völker Lateinamerikas, und an alle Völker der
Welt, sich dem Widerstand anzuschließen und den Widerstand aller
armen Völker der Welt zu unterstützen, die geschlagen und bedroht
werden, durch die Globalisierung des Todes ausgerottet zu werden. Brüder
und Schwestern aus der ganzen Welt, wir rufen euch auf, euch im globalen
Widerstand zu vereinen und zu organisieren!
Für den Widerstand! Für die Menschlichkeit!
Gegen den Neoliberalismus! Demokratie! Freiheit! Gerechtigkeit!
aus den Bergen des mexikanischen Südostens
für das CCRI-CG der EZLN
Comandante David
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