Comunicado der EZLN
Vierter Teil und Erste Warnung, sich zu nähern.
Verschiedene notwendige Tode

5. November 2023

An die Menschen, die die Erklärung für das Leben unterzeichnet haben


Wir teilen Euch folgendes mit:

ERSTENS.– Seit einigen Monaten – nach einer langen und tiefgründigen, kritischen und selbstkritischen Analyse – und nachdem sich mit allen zapatistischen Pueblos beraten wurde – wurde das Ableben der Zapatistischen Rebellischen Autonomen Landkreise (MAREZ) und der Räte der Guten Regierung beschlossen.

ZWEITENS.– Alle Stempel, Briefköpfe, Aufgaben, Repräsentationen und Vereinbarungen mit/unter dem Namen jeglicher Autonomen Rebellischen Landkreise (MAREZ) oder jeglichen Rates der Guten Regierung sind ab diesem Moment ungültig. Keine Person kann sich mehr als Mitglied, Verantwortliche*r oder Repräsentant*in jeglichen Autonomen Landkreises (MAREZ) oder Rates der Guten Regierung präsentieren. Bestehende Vereinbarungen mit NGOs, sozialen Organisationen, Kollektiven, Gruppen und Instanzen der Solidarität in Mexiko und der Welt werden aufrecht erhalten bis zu deren Abruf. Es werden jedoch keinerlei neue Übereinkünfte mit den [vorher genannten] Instanzen der zapatistischen Autonomie getroffen werden können – aus dem einfach Grund: Sie existieren nicht mehr.

DRITTENS.– Die Caracoles bleiben für außen weiterhin geschlossen, bis zu einer neuen Bekanntmachung.

VIERTENS.– Die Gründe und der Prozess, warum diese Entscheidung getroffen wurde, werden wir Euch in den folgenden Schreiben nach und nach erklären. Lediglich, um dies vorwegzunehmen: Diese Auswertung, Analyse begann in ihrer Endphase vor etwa 3 Jahren. Wir werden Euch auch erklären, wie die neue Struktur der zapatistischen Autonomie ist und wie sie entwickelt wurde.
All das und mehr werden zum gegebenen Zeitpunkt öffentlich gemacht.

FÜNFTENS.– Wir teilen Euch mit, dass wir ein Fest aus Anlass der 30 Jahre des Beginn des Krieges gegen das Vergessen machen werden. Dieses wird zwischen Dezember 2023 und Januar 2024 stattfinden. Eingeladen sind alle, die die "Erklärung für das Leben« unterzeichnet haben.

Es ist jedoch auch unsere Pflicht, Euch im selben Moment, wo wir Euch einladen, zu entmutigen. Im Gegensatz zu dem, was die offizielle Presse informiert und desinformiert – welche sich selbst als cool-progressiv-und-gut-drauf bezeichnet – befinden sich die größeren Städte im südöstlichen mexikanischen Bundesstaat Chiapas in einem einzigen Chaos. Die [offiziellen] Landkreis-Räte werden eingenommen von denjenigen und dem, welche/s wir "legale Auftragsmörder« oder "Desorganisiertes Verbrechen« nennen. Es gibt [Straßen-]Blockaden, Überfälle, Entführungen, Schutzgeld-Erpressungen, gewaltsame Rekrutierungen, Schießereien. Dies sind Auswirkungen der Protektion durch die Bundesstaaten-Regierung [von Chiapas] und des Streits um die [offiziellen] Pöstchen, der gerade im Gange ist. Es sind keine politischen Vorschläge, die sich da konfrontieren, sondern kriminelle Vereinigungen.

Somit, sagen wir Euch klipp und klar – im Unterschied zu anderen Jahren: Es nicht sicher.

San Cristóbal de las Casas, Comitán, Las Margaritas und Palenque, um nur einige Landkreis-Hauptstädte zu nennen, befinden sich entweder in der Hand des einen Kartells des desorganisierten Verbrechens oder sind umkämpft durch das andere Kartell. Dies wird von der sogenannten Hotel-, Touristik-, Restaurations- und Dienstleistungsindustrie bestätigt. Diejenigen, welche an solchen Orten arbeiten, wissen es und sie haben es öffentlich angeprangert, da sie bedroht sind. Sie wissen ebenso, dass jegliche Petition unnütz ist, denn die offiziellen Verantwortlichen des Bundesstaates und der Landkreise sind ja die, welche die Straftaten begehen und für jene ist das Fass ihrer Räubereien noch lange nicht voll.

In den ländlichen Gemeinden ist das Problem noch größer. Das schreien alle heraus, die in jeglicher Region von Chiapas leben, ganz besonders in der gesamten Grenzregion zu Guatemala.

Was in den meisten lokalen und mexikoweiten Medien zu lesen, zu hören und zu sehen ist, stellt nur einen schlechten, unverschämten Abklatsch dessen dar, was in den Social Media-Kanälen der Regierung des Bundesstaates kommuniziert wird. Denn in Wahrheit sind die offiziellen Autoritäten das Problem. Ja, so wie im Rest des Landes.

Das Militär sowie Bundes-, Bundesstaaten- und lokale Polizeikräfte befinden sich nicht in Chiapas, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Sie sind dort mit dem einzigen Ziel, die Migration zu stoppen. Das ist ihr Befehl, der von der US-amerikanischen Regierung kommt. Wie es ihre Art ist, haben sie aus der Migration ein Geschäft gemacht. Schleusertum und Menschenhandel sind das Geschäft der offiziellen Verantwortlichen, welche sich mittels Erpressung, Entführung, An- und Verkauf von Migrant*innen schamlos bereichern.

Nun, somit können wir Euch nicht raten, zu kommen. Zumindest müsst ihr Euch dafür sehr gut organisieren, klar.

Somit laden wir Euch ein, obwohl wir Euch nicht erwarten. Die vorläufigen Daten der Gedenkfeierlichkeiten liegen zwischen dem 23. Dezember 2023 und 7. Januar 2024. Das zentrale Fest wird 30. – 31. Dezember und 1. – 2. Januar stattfinden. Wir werden Euch später noch den Ort bekanntgeben. Das heißt, wir möchten, dass Ihr kommt – obwohl wir es nicht empfehlen.

Auch wenn Ihr nicht kommen könnt, keine Sorge – dann schicken wir Euch eben Fotos und Videos.

Nun, wenn es an diesen Tagen eine Welt noch gibt. 

Ihr werdet es erfahren.

Aus den Bergen des Südosten Mexikos,

Subcomandante Insurgente Moisés