Congreso Nacional Indígena, Concejo Indígena de Gobierno und seine Sprecherin Marichuy auf zapatistischen Gebiet
Es ist die Stunde der Pueblos

14. Oktober 2017, Guadalupe Tepeyac

Guten Abend, Hermanos und hermanas der Unterstützungsbasis (1), Hermanos und hermanas des Congreso Nacional Indígena (2), Hermanos, hermanas Räte (3), Hermanos Eingeladene, sowie die freien Medien und Bezahl-Medien.


Hermanos und hermanas indígenas, es ist die Stunde der Pueblos (4), es ist der Moment, unseren Blick auf die Comunidades zu richten, auf unsere Hermanos. Das, was wir erleiden, erleiden auch sie, auch wenn sie eine andere Hautfarbe haben. Auch wenn sie anders denken als wir, müssen wir
diese Schmerzen, die wir haben, zusammen bringen, und diese Wut wegen dem, was sie uns seit Jahren angetan haben – unseren Großeltern, unseren Hermanos – all das, was das kapitalistische System tut, um unsere Comunidades zu zerstören, zu berauben, um ihnen alles zu rauben, wofür
unsere Großeltern Jahre gestritten haben.

Es ist der Moment, all diese Kräfte zusammen zu bringen und zusammen gegen dieses System zu kämpfen. Wenn wir diese Kräfte nicht vereinigen, werden wir für Jahre das Gleiche weiterhin erleiden – und vielleicht Schlimmeres. Deshalb sagten wir – die Pueblos indígenas, die sich im Congreso Nacional Indígena zusammen schließen – es war wichtig, gemeinsam zu gehen und diesen Schritt zu machen, um dieses gigantische Ungeheuer – das dabei ist, uns, unserem Land, unseren Gebieten, Sprachen, Formen der Organisierung, die wir in unseren Comunidades haben, ein
Ende zu setzen – vom Sockel zu stoßen.

Es ist an der Zeit, Hermanos, uns zu äußern, zusammen zu tun – zur Übereinkunft zu kommen, wie wir es machen werden, damit sie nicht weiter fortfahren, unseren Comunidades ein Ende zu setzen.
Es ist der Moment, diese Anstrengung zu machen und unseren Blick auf unsere Hermanos an unserer Seite zu richten – und zusammen darüber nachzudenken, wie wir uns organisieren werden, um dieses kapitalistische System nieder zu reißen, welches nicht nur dabei ist, unseren Pueblos ein
Ende zu bereiten, sondern alles zerstören wird.
Darum sagen wir: Es ist die Stunde der Pueblos; denn wir Pueblos sind da gewesen als dieses Land entstand. Seit es dieses Land gibt, gibt es uns. Und es kamen Andere mit schlechten Vorhaben, die Pueblos indígenas sollten sich einzig darum kümmern, wie sich zu bereichern ist, wie Profite aus den Reichtümern unserer Comunidades heraus zu schlagen sind.

Wir müssen darum diejenigen vergessen, die uns gespalten haben und uns dazu brachten, uns unter uns zu streiten. Wir müssen uns unter uns Hermanos indígenas zusammentun, und uns zusammentun mit den Leuten der Zivilgesellschaft, die in der Stadt leben und ebenfalls leiden und seit Jahren kämpfen. Wir müssen gemeinsam darüber nachdenken, wie wir es machen, damit unsere Comunidades weiterhin existieren.
Wir tun uns als diejenigen zusammen, die denken, es gibt da einen gemeinsamen Feind – und dieser befindet sich da draußen. Dieser Feind ist es, der uns dazu bringt, dass wir uns unter uns in unseren Gemeinden schlagen, streiten sollen, dass wir denken sollen, derjenige, der uns nahe ist, sei derjenige, der uns ein Ende setzt.
Und das ist nicht wahr. Dort, dort oben ist der Feind. Es ist das kapitalistische System, das uns ein Ende bereiten will, um all die Reichtümer, die unsere Gebiete enthalten, sich anzueignen. Das werden wir nicht erlauben, nicht zulassen.

Darum sagen wir: Es ist die Stunde der Pueblos. Es ist die Stunde, dass die Pueblos ihre Stimme erheben und sich organisieren werden; wir werden nicht nur für die Pueblos indígenas kämpfen, sondern für die ganze Welt.
Wie werden wir das machen? Uns vereinigend, uns artikulierend, bewusst machend (5). Wir werden gemeinsam gehen. Wir werden für alle streiten, für alle Mexikaner, für die ganze Welt.
Darum sagen wir: Es ist die Stunde der Pueblos. Es ist der Moment, sich zusammen zu tun, Hermanos. Es ist der Moment, darüber nachzudenken, dass wenn wir diesen so wichtigen Schritt nicht tun, den wir seit dem Congreso Nacional Indígena sehen, dann werden wir uns vielleicht
später fragen, warum er nicht gemacht wurde.
Wir brauchen es, zusammen zu gehen. Zusammen können wir unsere Comunidades verteidigen, können wir diejenigen, die in unseren Comunidades leben und die Güter, die wir in der Umgebung unserer Comunidades sehen, verteidigen. Es ist an uns, sie zu verteidigen, Hermanos, und nur vereint, können wir das erreichen.

Die Frauen müssen jetzt einen sehr wichtigen Schritt innerhalb des Organisierungsprozess machen. Wenn wir Frauen uns daran machen, zusammen mit unseren Männern aufzubrechen, können wir es schaffen, dieses kapitalistische System – das dabei ist, uns ein Ende zu bereiten – zum Einsturz zu bringen.

Danke, Hermanos.

übersetzt von lisa-colectivo malíntzin

Anmerkungen der_Übersetzerin:

(1) Gemeint ist die zapatistische Unterstützungsbasis, die zapatistischen Gemeinden; "Hermanos y hermanas": wörtlich: "Brüder und Schwestern"
(2) wörtlich übersetzt: "Brüder und Schwestern des Nationalen Indigenen Kongress"
(3) die basis-demokratisch gewählten 141 Mitglieder des Concejo Indígena de Gobierno, des Indigenen Regierungsrats
(4) "Pueblos", "Pueblos indígenas" verbleiben innerhalb der deutschen Übersetzung durchgehend im Original. Im mexikanischen Spanisch haben diese Begriffe immer die Konnotation des Gemeinschaftlichen, im Sinne von "Comunidades": Gemeinden – und nicht – wie im Deutschen –
die der "ethnischen Ausdifferenzierung" und bewertenden Abgrenzung.
(5) im Original: "concientizando": im Sinne von bewusst machend, Bewusstsein schaffend; bezieht sich auf Theorie und Praxis Paolo Freires.