Die (unmögliche) Geometrie (?) Oder Geografie? Nein, Geografie ist das mit Norden, Süden, Osten und Westen. Oder sollte es Geologie heißen? Nein, die beschäftigt sich mit Steinen (wie in dem Reim "was für ein schönes Steinchen, um darüber zu stolpern"). Bei der Geometrie geht es um Fläche, Volumen, Länge, Breite und Denken-Sie-nichts-Unanständiges. Mmh … jetzt bin ich aber wieder witzig. Vielleicht, weil es vielen missfallen wird, was wir sagen werden. Weil wir uns auf den angeblichen Unterschied zwischen der Rechten, der Mitte und der Linken in der Politik von oben beziehen werden. Und da fangen schon die Schwierigkeiten an: Ultrarechte, gemäßigte Rechte, konfessionelle Rechte, Linke "getreu den Institutionen", Ultralinke oder radikale Linke, gemäßigte Linke, Mitte, Mitte-Links, Mitte-Rechts, Mitte-Mitte, Mittelfeldspieler und Mittelstürmer. Aber oben sagen sie, daß sie das eine oder das andere sind, je nachdem, was der neue Finger vorgibt, also das Rating. Die, die wir an einem Tag an einer Stelle sehen, befinden sich am nächsten schon wieder ganz woanders. Das heißt, das Ganze ist eigentlich ein Lacher. Oder eine unmögliche Geometrie. Beim Versuch, diese Geometrie zu verstehen, muß man unserer Meinung nach bedenken, daß der Kapitalismus mit der neoliberalen Globalisierung einen authentischen Weltkrieg führt, überall und in jeder Form. Dieser Krieg zerstört nicht nur unter anderem die sozialen Beziehungen. Er versucht auch, sie nach der Logik des Siegers neu zu ordnen. Zwischen den Trümmern dieses Wiedereroberungskrieges sind die materiellen und ökonomischen Grundlagen des traditionellen Nationalstaats begraben. Aber nicht nur das, es werden auch traditionelle Herrschaftsapparate und -formen zerstört oder zumindest schwer beschädigt (die Beziehungen zwischen Herrscher und Beherrschtem, Herrscher und Herrscher, und Beherrschtem und Beherrschtem).
Die PAN, Partei der Sehnsucht nach dem demokratischen Kampf, Gómez Morín und dem "politischen Humanismus". Der Sehnsucht nach Opus Dei, MURO, ACJM und Canoa. Der Sehnsucht nach dem Cristero-Krieg , dem heiligen Tuch und dem Cerro del Cubilete. Der Sehnsucht nach dem guten Gewissen, der guten Tradition, dem guten Menschen. Der Sehnsucht nach dem kulturellen Triumph und der Rubrik Soziales in den Zeitungen (als sich diese noch von der Kriminalrubrik unterschied). Der Sehnsucht nach Maximiliano, Carlota, Elton John und der Zeit, als wir noch ein Imperium waren. Der Sehnsucht nach dem sonntäglichen Aspirin, vom Päderasten von der Kanzel aus verteilt, dem Ring der Besuche vom und beim Papst, und nach den spirituellen Exerzitien nach dem Motto "Retten wir die Welt vom kommunistischen Teufel, seien wir die Soldaten Gottes". Der Sehnsucht nach Bridgenachmittagen, Teerunden, den Caballeros de Colón. Der Sehnsucht nach dem Verbrennen der Wahlzettel von 1988 und der gemeinsamen Regierung mit der PRI. Der Sehnsucht nach einem Kalender, in dem sie nicht waren. Der Sehnsucht nach "Das Vaterland, mein Gut, ist die in einem Konvent verschlossene Geschichte". "Ich bin es", sagt die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI). PRI, die Partei der "stabilisierenden Entwicklung". Schöpferin des Staatsparteiensystems, seinerzeit von den Analysen von José Revueltas, Adolfo Gilly, Daniel Cosío Villegas, Pablo Gonzáles Casanova bloßgestellt. Partei des "Mister Amigo". Partei der Unterdrückung der Ärzte, Eisenbahner und Elektriker. Partei der Massaker vom 2. Oktober 68 und vom 10. Juni 1971. Des schmutzigen Krieges der 70er und 80er. Der Abwertung. Des Wahlbetrugs. Der "verrückten Mäuse", "Schuh-Kabinen", der "Operation Tamal", der Wahldemokratie, die sich in dem Slogan "Erfrischungsgetränk und belegtes Brot" zusammenfassen lässt. Des Diebstahls, der Enteignung, des Betrugs, des Mordes an Arbeitern, Campesinos, Studenten, Lehrern, Angestellten. Partei von Fidel Velásquez, Rodríguez Alcaine, Jonguitud, Elba Esther Gordillo. Der Colina del Perro. Von Absalón Castellanos. Partei des Wahlbetrugs von 88. Des Clans Salinas de Gortari. Der Konterreform des Artikels 27 der Verfassung. Des frustrierten Eintritts in die Erste Welt. Des Massakers auf dem Markt von Ocosingo. Des einsamen Aburto und noch einsameren Colosio. Des Verrats vom Februar 95. Der Mehrwertsteuer. Von Acteal, El Charco und Aguas Blancas. Des Beginns des Albtraums in Ciudad Juárez. Von "Ich habe keinen Cash dabei". Der gewaltsamen Beendigung des Studentenstreiks an der UNAM 1999. Partei, die die Geschichte zur Wahlkampfpropaganda machte. Der Einführung neoliberaler Politik, welche die Fundamente Mexikos zerstört hat. Der Privatisierung staatlicher und halbstaatlicher Betriebe. Der Immunitätsaufhebung. Des organisierten Verbrechens in der politischen Partei. Des "Das Vaterland, mein Gut, ist eine Hure, die sich dem Allertollsten hingibt, also mir selbst". Beispiele? Enrique Jackson finanziert seinen Wahlkampf mit Geldern aus dem organisierten Verbrechen, d.h. aus Drogenhandel, Prostitution und Entführung. Seine Wahlkampfwerbung im Fernsehen finanziert er aus den Lösegeldern, die er für die entführten Mitglieder reicher Familien erhält, denen er jetzt "Ordnung" zur Sternstunde verspricht. An seiner Seite ist Roberto Madrazo, ein skrupelloser Gangster, nach der Planung der Eliminierung seiner Konkurrenten nun zur Planung seiner eigenen Sicherheit übergegangen, damit er nicht selbst umgebracht wird (obwohl es ihn kaum schützt, den "Croquetas" Albores als Schoßhündchen mit sich herumzutragen). Montiel, Yarrington und Martínez ihrerseits gehen derweil die Liste ihrer Revolverhelden durch, und die Paredes seufzt, bzw. lauert. In bester PRI-Tradition wird sich die Kandidatur in den Kloaken der politischen Macht klären (d.h. Elba Esther wird entscheiden). Die kriminelle Gewalt, die das Land geißelt, ist nichts weiter als der Kampf der Kartelle um die Präsidentschaftskandidatur der PRI. Die Verlierer werden mit ihren PRI-Chefs, gehen, aber nicht ins Gefängnis … sondern zur PRD. Wer bleibt, wird sagen, sie gehöre zum Zentrum. "Ich bin es", sagt die Partei der Demokratischen Revolution (PRD). PRD, die Partei der "taktischen Fehler". Des taktischen Fehlers, mit ihren Wahlkoalitionen die als Parteien verkleideten Familienunternehmen zu stärken. Des taktischen Fehlers, sich in einigen Bundesstaaten mit der PAN zu verbünden und in anderen mit der PRI. Des taktischen Fehlers der Konterreform zur Indígena-Reform und der Paramilitärs in Zinacantán. Des taktischen Fehlers von Rosario Robles und den Skandalvideos. Des taktischen Fehlers, die Studentenbewegung der UNAM 1999 zu bedrohen und zu unterdrücken. Des taktischen Fehlers des "Ebrard-Gesetzes" und des "Monsanto-Gesetzes". Des taktischen Fehlers, den Hauptplatz von Mexiko-Stadt den Event-Monopolen zu überlassen. Des taktischen Fehlers, sich mit den Psalmisten zusammenzuschließen. Des taktischen Fehlers der importierten "Zero-Tolerance-Politik" und der Verfolgung von Jugendlichen, Homosexuellen und Lesben wegen ihres "Verbrechens", anders zu sein. Des taktischen Fehlers, die Erinnerung ihrer Toten zu verraten, deren Mörder zu ihren Kandidaten zu ernennen und die Übriggebliebenen der PRI-Kandidatur zu recyceln. Des taktischen Fehlers, Bürgerbewegungen in die Bürokratie von Partei und Staat umzuwandeln. Des taktischen Fehlers, den Tod von Digna Ochoa und Pável González zu manipulieren, um der Rechten zu schmeicheln. Des taktischen Fehlers, sich nicht bezüglich der Widerstands- und Befreiungsbewegungen in anderen Ländern zu definieren, den Kopf zu senken vor der Macht der USA und zu versuchen, sich das Wohlwollen der Mächtigen zu sichern. Des taktischen Fehlers der innerparteilichen Kämpfe und des Betrugs bei internen Wahlen. Die Partei des taktischen Fehlers der Allianz mit dem Drogenhandel in Mexiko Stadt. Des taktischen Fehlers, die Leute um Geld zu bitten mit der Lüge, es sei dafür bestimmt, den Zapatistas zu helfen. Des taktischen Fehlers der beschämenden Tatsache, den reaktionärsten Kräften des Klerus zu folgen. Des taktischen Fehlers, die Toten im Kampf als Freibrief zum Raub, zur Enteignung, Korruption und Unterdrückung zu benutzen. Des taktischen Fehlers, verrückt vor Zufriedenheit über ihre Sammlung taktischer Fehler, in die Mitte zu rennen. Des taktischen Fehlers des "Das Vaterland, mein Gut, ist nicht mehr als ein umstrittenes Budget".
Gegen AMLO erhebt sich Cárdenas Solórzano und beschuldigt ihn, sich von Anfang an als zum Zentrum gehörig erklärt zu haben und nicht seiner Tradition gefolgt zu sein, sich zumindest zu Anfang als links zu erklären … und dann mit Voranschreiten der Kampagne zur Mitte zu rennen. Er kritisiert ihn wegen seiner Kontrolle über die PRD und daß er diese beliebig ausnutzt … nachdem Cárdenas das selbst jahrelang tat. Er wirft ihm seine Allianzen vor und vergisst, daß auf den Allianzen von Cárdenas selbst die Bereicherung von Familien (wie der Partei der Nationalistischen Gesellschaft der Rojas-Familie) und die Verbindung der PRD mit dem Synarchismus basiert – derselben, die mit der Akzeptanz der Bewerbung beider Parteien 2002 die Juárez-Statue verhüllte (Partei der Sozialen Aktion). López Obrador. Der sich selbst mit Francisco I. Madero verglich ... und dabei vergaß, daß die Gemeinsamkeit nicht damit endet, daß der Demokrat von Porfirio Díaz eingesperrt wurde, sondern daß die Geschichte mit einem Madero weitergeht, der seine Regierung mit ebendiesen Porfiristas bildete (und von einem von ihnen verraten wurde). Mit dem Madero, der sich, indem er den Forderungen der Besitzlosen den Rücken kehrte, der Aufgabe widmete, die gleiche rassistische Wirtschaftsstruktur der Ausbeutung und Vertreibung des porfiristischen Systems zu erhalten. Diese Details wurden von AMLO und den Stieglitzen, die an seiner Seite herumflattern, "vergessen". Um herauszufinden, was jemand vorhat, der nach der Macht strebt, darf man nicht darauf hören, was er nach unten erzählt, sondern auf das, was er nach oben sagt (zum Beispiel in den Interviews mit den US- Zeitungen New York Times und Financial Times). Man muss darauf achten, was er denen anbietet, die in Wirklichkeit herrschen. Und die Mitte ist nichts anderes als eine gemäßigte Rechte, ein Tor zur Klinik für plastische Chirurgie, die aus sozialen Kämpfern Tyrannen und Zyniker macht, eine stabilisierte Makroökonomie mit höheren Etagen und morgendlichen Pressekonferenzen. Wir haben die Regierung von AMLO in Mexiko Stadt näher betrachtet und analysiert. Und zwar nicht in der Presse, in den auserwählten Kreisen oder den höheren Etagen, sondern unten, auf der Straße. Wir glauben, daß dort der Ursprung eines Autoritarismus und eines sechsjährigen persönlichen Projektes liegt. Das Bild, das AMLO von Carlos Salinas de Gortari zeichnet, ist in Wirklichkeit ein Spiegel. So erklärt sich auch die Zusammenstellung seines Teams, ebenso wie sein Programm, das dem Programm des "sozialen Liberalismus" von Salinas so nahe steht. Sagte ich "nahe steht"? Besser gesagt ist es die Fortsetzung dieses Programms. Das ist noch geheim, aufgrund der überwältigenden Dummheit der Ultrarechten (die einem Elefanten im Porzellanladen gleicht) und aufgrund des gleichen ideologischen Chaos, das die mexikanische Politklasse beherrscht, aber es wird bald öffentlich werden. Vielleicht liegt es an dieser Geheimhaltung, daß einige Intellektuelle, ebenso wie herausragende soziale KämpferInnen, ihren heißen Atem dem Ei der Schlange geben, die heute in der Regierung der Stadt Mexiko nistet. Mit López Obrador haben wir keinen nostalgischen Führer einer revolutionären nationalistischen Vergangenheit vor uns, sondern jemanden mit einem sehr klaren Projekt für die Gegenwart … und für die Zukunft. AMLO denkt nicht daran, sein Projekt in nur einem Sechsjahreszeitraum umzusetzen (deswegen ist sein Team auch das mit den berühmten Worten "Wir werden viele Jahre regieren"). Und entgegen den Erwartungen einiger bietet López Obrador nicht die Rückkehr in eine populistische Vergangenheit, die die wirtschaftliche Macht so niederschmettert. Nein, AMLO bietet eine "moderne" Vermittlung und Verwaltung (also mit dem, was Salinas de Gortari nicht zu Ende geführt hatte). Und noch mehr: er bietet die Schaffung der Grundlagen eines "modernen" Staates, deswegen auch seine Anstrengungen, sich von Lula, Chávez, Castro und Tabaré abzugrenzen. Und das Angebot richtet er nicht an die unten oder an das, was von der mexikanischen Nation noch übrig ist, sondern an die wirklichen Herrscher: die internationale Finanzmacht. Seine Administration wird nicht neoliberal mit der linken Hand sein (Lula in Brasilien, Tabaré in Uruguay, Kirchner in Argentinien), auch keine sozialistische Regierung (Castro in Kuba), und auch kein populärer Nationalismus (Chávez in Venezuela), sondern ein neues Modell des Nicht-Nationalstaates (jene Missgeburt des neoliberalen Krieges) in Lateinamerika. Wenn Carlos Salinas de Gortari das Musterbeispiel eines Regierenden im Sinne der neoliberalen Zerstörung in Mexiko war, will López Obrador das Paradigma des Regierenden werden, der die neoliberale Neuordnung durchsetzt. Das ist sein Projekt. Es fehlt nur noch, daß sie ihn lassen oder er kann. Wir wollen uns nicht der Disqualifizierung von AMLO widmen (das wird schon die PRD übernehmen und besser könnte es auch keiner – insbesondere beim Kampf um die Kandidatur für die Regierung von Mexiko-Stadt), aber wir sehen es als unsere Pflicht an, zu warnen, zu definieren und uns selbst zu definieren. Das ist notwendig, weil in der Logik von oben, bei der es darum geht, scheinbar etwas zu verändern mit dem Ziel, das alles beim Alten bleibt, eine nicht eindeutige Definition zu einer expliziten Unterstützungserklärung wird: "Wenn jemand nicht gegen uns ist, dann ist er für uns". Die Definition gegenüber (und nicht neben) dem, was López Obrador repräsentiert, ist unumgänglich. Sein Vorschlag (und da gibt es keinen Unterschied zum Vorschlag von Cárdenas in der PRD, und auch zu keinem anderen Vorschlag jeglicher möglicher Kandidaten jeglicher Parteien in der superbevölkerten politischen "Mitte" Mexikos zur Hälfte des Jahres 2005) ist, VON OBEN UND FÜR OBEN die Leere auszufüllen, die durch die neoliberale Hekatombe entstanden ist. Zusammengefasst heißt das, daß da oben Gemeinheit, Unverfrorenheit, Zynismus und Skrupellosigkeit regieren. Das ist es, was wir über die politische Geometrie im Mexiko von oben denken. Etwas anderes zu sagen, wäre eine Lüge und der Versuch, die zu täuschen, die wir niemals getäuscht haben: an erster Stelle uns selbst, aber auch die Menschen allgemein. Wir werden wütend und empört, wenn wir sehen, was wir sehen, und wir werden kämpfen, um zu verhindern, daß diese Mistkerle mit ihrem Teil davonkommen. Denn es ist der Zeitpunkt gekommen, den Kampf zu beginnen, damit alle, die da oben die Geschichte verachten und uns verachten, Rechenschaft ablegen, damit sie bezahlen. aus den Bergen des mexikanischen Südostens, PS über Chiapas: Wenn die Räte der Guten Regierung zu einem früheren Zeitpunkt darüber informiert haben, daß es einige Beziehungen zur Regierung von Chiapas gab, so informieren sie jetzt darüber, daß diese Beziehungen seit Dezember letzten Jahres beendet wurden, da die Regierung die wenigen Verpflichtungen, die sie einging, nicht erfüllte. Weder gab es Entschädigungen noch Regulierungen, und keine Rechtssprechung in den wenigen Fällen, in denen sie von ihr gefordert wurde. Sie erfüllten nichts, denn in Wirklichkeit sind sie genauso rassistisch wie alle anderen. Sie sind von Autoritarismus und Hochmut besessen, die lokale Justiz widmet sich dem Menschenschmuggel, Budgets werden für die Mädchen ausgegeben, die sich in den Anzeigen der entsprechenden Sektionen der örtlichen Zeitungen anpreisen oder auf dem Strich arbeiten, das Geld wird für lächerliche und beschämende Kampagnen verschwendet, zur Entwürdigung von Gegnern (zum Beispiel gegen die Lehrerbewegung vor einigen Wochen) sowie für Werbefeldzüge, in denen die eigene Persönlichkeit angebetet wird. Tja. |