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Wir arbeiten für Frieden
und Gerechtigkeit
April 2003
An die Menschen von Mexiko, an die Völker der Welt,
Brüder und Schwestern:
In Verletzung aller internationalen Gesetze und der Gesetze der Vernunft
und Menschlichkeit sind die Regierungen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens,
unterstützt von anderen Regierungen der Welt, in das irakische Gebiet
eingefallen. Der Angriff auf den Irak ist nur eine Seite aus einem Drehbuch
des Terrors, den die Macht des Geldes für den ganzen Planeten vorbereitet
hat. In diesem Augenblick fordert der Krieg direkte Opfer, hauptsächlich
unter der Zivilbevölkerung - Männer, Frauen, Kinder und alte
Menschen. Die Zerstörungen, die die militärischen Streitkräfte
der Vereinigten Staaten und Großbritanniens anrichten, werden noch
mehr tote Zivilisten und Elend für die irakische Bevölkerung
zur Folge haben. Auf der ganzen Welt haben ehrliche Menschen demonstriert,
um ihre Ablehnung gegen diesen Krieg zu zeigen. Dabei sollte bemerkt werden,
daß es in erster Linie Jugendliche, Frauen und Kinder gewesen sind,
die ihr NEIN zum Krieg mit der größten Entschlossenheit erhoben
haben.
Wie niemals zuvor in der Geschichte hat dieser Krieg ein
universelles Gefühl der Ablehnung hervorgerufen - auch wenn es bisher
nicht in voller Stärke zutage getreten ist - in den Mobilisierungen
die auf allen fünf Kontinente durchgeführt worden sind Als Teil
der Handlungen gegen diesen Krieg, hat eine Gruppe von Personen von mehreren
Kontinente vor kurzem die Erklärung "Wir arbeiten für Frieden
und Gerechtigkeit" veröffentlicht, ein Dokument, das versucht,
eine klare und universelle Position gegen den Krieg im Irak zu definieren.
Zu den vielen Stärken des Dokumentes gehört, daß es über
die augenblickliche Situation hinausgeht, die vom aktuellen Krieg geschaffen
wurde, und eine ernsthafte und interkontinentale Reflektion gegen den
Neoliberalismus und die zerstörerischen Auswirkungen der Globalisierung
fördert, sowie eine Dynamik der Verbreitung und Diskussion von unten
vorschlägt, mit den Menschen, nicht mit der politischen Klasse. Die
Initiatoren der Erklärung haben gesagt, ihr Ziel sei es, sie unter
allen Menschen auf der ganzen Welt zu fördern, die gegen den Krieg
sind, die Zapatisten eingeschlossen.
In Hinblick darauf sagt die EZLN ihr Wort:
Erstens - Die EZLN begrüßt diese weltweite Initiative und alle
Mobilisierungen die durchgeführt wurden um den Tod und die Zerstörung
im Mittleren Osten zurückzuweisen.
Zweitens - Die EZLN unterzeichnet folglich die Erklärung "Wir
arbeiten Für Frieden und Gerechtigkeit" ohne Vorbehalte.
Das CCRI-CG der EZLN entsendet durch die Unterschrift seines Sprechers,
die Zustimmung seiner 77 Kommandanten, und beginnt mit der Verbreitung
der Erklärung in den 2222 zapatistischen Dörfern und Gemeinden
in ganz Mexiko.
Drittens - Die EZLN ruft die mexikanische und internationale Zivilgesellschaft
auf sich über die Erklärung zu informieren, sie zu diskutieren,
zu erweitern und zu unterzeichnen. Wir rufen insbesondere die Jugendlichen,
Frauen und Kinder auf, sich dieser Erklärung anzunehmen, und sie
auf der ganzen Welt zu fördern.
Viertens - Die EZLN ersucht besonders Einzelpersonen und soziale und Nicht-Regierungsorganisationen
in Mexiko, eine nationale Kampagne für die Verbreitung des "Wir
Arbeiten für Frieden und Gerechtigkeit" Dokuments durchzuführen,
und seine Diskussion, Bereicherung und Unterzeichnung zu fördern.
Die EZLN ersucht insbesondere die Zapatistische Front der Nationalen Befreiung
(FZLN), gemeinsam mit sozialen Organisationen und Einzelpersonen, Unabhängigen
und Kritikern der politischen Parteien, Tische für die Information,
Diskussion und das Sammeln von Unterschriften aufzustellen, und Brigaden
zu bilden, die mit dem gleichen Ziel Schulen, Stadtviertel, Fabriken,
Geschäfte, Dörfer, Ejidos, und Gemeinden besuchen sollen, sowie
alle anderen Orte, an denen ehrliche und noble Menschen leben, um sie
dazu einzuladen, sich dem Widerstand gegen den Krieg anzuschließen.
Die EZLN schlägt vor, an den erwähnten Tischen und in den Brigaden
nicht nur über den aktuellen Krieg im Irak zu informieren und zu
diskutieren, sondern auch über die katastrophalen Folgen der neoliberalen
Politik und der Globalisierung in unseren Ländern, und über
die Komplizen und die lokalen Betreiber dieser Politik des Todes und der
Zerstörung.
Fünftens - Die EZLN wendet sich an die zapatistischen Solidaritätskomitees
in Europa, Lateinamerika und der übrigen Welt, um sie respektvoll
zu ersuchen, in ihren Ländern und nach ihren Möglichkeiten und
Einfallsreichtum, das Wissen, die Diskussion, die Bereicherung und die
Unterzeichnung dieses Manifestes zu fördern. Die EZLN entrichtet
ein besonderes und respektvolles Gesuch an die Bevölkerungen Nordamerikas
und Großbritanniens, ihre Organisationen und Einzelpersonen, Künstler,
Intellektuelle und religiöse Personen, sich - durch das Unterzeichnen
dieses Dokuments oder durch andere Mittel - vom mörderischen Wahnsinn
ihrer jeweiligen Regierungen zu distanzieren.
Sechstens - Die EZLN schlägt vor, daß die verschiedenen Gruppen,
die geschaffen werden, um die Bemühungen zu koordinieren und gemeinsame
Aktionen durchzuführen, die Öffentlichkeit regelmäßig
über ihre Aktivitäten und die Anzahl der gesammelten Unterschriften
informieren, und mit den Initiatoren des Dokuments über die Webseite
zu kommunizieren: http://www.zmag.org
Siebtens - Die EZLN schlägt vor, daß am 1. Mai 2003, dem Internationalen
Tag der Arbeit, ein weltweiter Bericht über den Fortschritt dieser
Initiative gemacht werden sollte. Brüder und Schwestern: Wir können
angesichts der Ereignisse nicht schweigen. Während unsere Regierungen
vorgeben, über den Frieden besorgt zu sein, während sie untereinander
um die Überbleibsel eines zerstörten Landes kämpfen, während
sie den Krieg wegen eines möglichen Rückgangs der Profite der
großen Konzerne beklagen, während sie sich weigern, jene öffentlich
und klar zu verurteilen, die einen Krieg gegen die ganze Menschheit austragen,
können wir Zynismus und Gleichgültigkeit nicht zu einer neuen
Religion erheben.
Die Unterzeichnung eines Dokumentes mag für einige
vielleicht nach wenig aussehen, aber vorgeschlagen wird nicht nur seine
Unterzeichnung, sondern auch seine Diskussion und Bereicherung. Die Unterzeichnung
der Erklärung bedeutet nicht, andere Mobilisierungen aufzugeben.
Ganz im Gegenteil, wird sie es ermöglichen, daß sich mehr Menschen
beteiligen, zuhören und einbezogen werden, in einer Bewegung, die
weltweit ist, wie der Krieg, der sie hervorgerufen hat.
Was für die Zapatisten zählt, ist nicht so sehr die Anzahl der
Unterschriften, sondern die Rebellion und der Trotz die sie inspirieren.
Auf allen Wegen, an allen Orten, in allen Sprachen und mit allen Farben
sagen wir: NEIN zum Krieg!
Demokratie! Freiheit! Gerechtigkeit!
aus den Bergen des mexikanischen Südostens
für das CCRI der EZLN
Subcomandante Insurgente Marcos
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