Februar Puebla,
die zweite Stele


Kerze und Schatten zittern immer noch. Den Rauch und die Seite "Januar" in dem Kalender beiseite legend, enthüllt die Hand widersprüchlich und leuchtend, FEBRUAR, und damit einen anderen Blick, eine andere Hand, und ein anderes Wort: PUEBLA.
Es ist Februar, ein Monat, der Geschichte herbeibeschwört, mit all ihren Lichtern und Widersprüchen. Es ist Puebla, das Land in dem Widersprüche Hoffnung ankündigen.
Puebla. Dem INEGI zufolge hatte es im Jahr 2000 mehr als 5 Millionen Bewohner, darunter sprechen mehr als eine halbe Million, die älter als fünf sind, eine indigene Sprache. Indigene Nahuas, Totonacas, Mixtecos, Otomís und Popolocas leben und leisten in ihren heutigen Gebieten Widerstand.

Es ist Februar, und es ist Puebla. Über Tehuacán, streift eine kleine blaue Wolke delikat wie eine Prinzessin die Sonne, aber verbirgt sie nicht.
Wie eine Untergebene, zwingt die kleine Wolke die Sonne, von ihrer hartnäckigen westlichen Route abzulassen und stattdessen in den Norden zu fliegen. Dort, inmitten der mixtekischen Sierra, erhebt sich ein Hügel umgeben von Schluchten. Darüber sind Schutzmauern zu sehen, als ob dies ein Ort wäre, der darauf vorbereitet ist, den Widerstand zu schützen. Dies scheint Tepexi El Viejo zu sein. Die Nahuas nannten ihn den Gespaltenen Felsen, und die Popolocas nannten ihn den Kleinen Berg. Hier ruhen sie sich aus und albern herum, während die Sonne der Wolke eine Geschichte erzählt, die sie zum Erröten bringt.

Die alten Mixteken erzählen, daß die Welt aus der Vereinigung zweier großer Bäume hervorgeging, im einsamen Apoala am Fuß einer Grotte beim Fluß Achiutl. An ihrer Wurzel vereint erschufen diese zwei ersten Bäume das erste mixtekische Paar, und von den Kindern ihrer Kinder wurde Yacoñooy geboren, der Bogenschütze der Sonne.

Diese Alten erzählen, daß Yacoñooy ein kleiner Krieger war, aber mutig und kühn, der nichts fürchtete, egal wie groß und mächtig es scheinen mochte.
Denn, so sagen diese weisen Indígenas, Größe wird im Herzen getragen, und oft geschieht es, daß jene, die von außen klein scheinen, groß sind in der Größe ihres Herzens. Und jene, deren Erscheinung stark und mächtig scheint, sind in Wirklichkeit klein und schwach im Herzen.
Und sie sagen auch, daß die Welt groß und voller ungeheurer Wunder ist, weil die kleinen Menschen wußten, wie sie in sich selbst die Stärke finden konnten, um die Erde groß zu machen.

Sie erzählen dann, daß die Zeit die ersten Monate der Kalenders der Menschheit durchwandelte, und daß Yacoñooy wegging, um neue Länder zu sehen, um sie durch die Arbeit und das Wort zum Wachsen zu bringen. Er fand sie, und er sah, daß die Sonne der einzige und mächtige Besitzer von allem zu sein schien, auf das ihr Licht fiel. Damals tötete die Sonne das Leben der andersartigen, und akzeptierte nur Dinge, die sie widerspiegelten und ihrer riesigen Größe Tribut zollten.
Und sie erzählen, daß Yacoñooy, als er dies sah, die Sonne herausforderte und sagte: "Du, die mit Gewalt diese Länder beherrschst, ich fordere dich heraus, um zu sehen, wer der Größte ist und daher diesen Ländern Größe bringen kann."

Die Sonne lachte, ihrer Macht und Stärke gewiß, und ignorierte das kleine Wesen, das sie vom Boden herab herausforderte. Yacoñooy forderte sie erneut heraus und sagte: "Die Stärke deines Lichtes erschreckt mich nicht. Ich habe die Zeit als Waffe, die in meinem Herzen wächst." Und er spannte seinen Bogen und zielte mit dem Pfeil genau in die Mitte der arroganten Sonne.
Die Sonne lachte wieder, und verstärkte die Hitze des blendenden Feuergürtel seiner Hitze um den Rebellen, um den Kleinen so noch kleiner zu machen.

Aber Yacoñooy schützte sich mit seinem Schild, und trotzte so während der Mittag dem Nachmittag wich. Er sah, wie die Sonne schwächer wurde, während ihre Stärke mit der Zeit abnahm, und der kleine Rebell schützte sich, trotzte weiter hinter seinem Schild und wartete auf die Stunde des Bogens und des Pfeils.
Als er sah, daß die Sonne mit der Zeit gegen Abend schwächer wurde, verließ Yacoñooy seine Zuflucht und traf die Sonne sieben mal mit seinem Bogen. Als es dämmerte, war der ganze Himmel rotbefleckt, und die Sonne fiel, tödlich verwundet, auf den Boden der Nacht.

Yacoñooy wartete eine Zeitlang, und als er sah, daß die Nacht die Sonne daran hinderte, den Kampf weiterzuführen, sprach er: "Ich habe gewonnen. Ich habe deinem Angriff mit meinem Schild widerstanden. Ich habe die Zeit und deine Arroganz zu meinen Verbündeten gemacht. Ich habe meine Stärke für den entscheidenden Augenblick aufgespart. Ich habe gewonnen. Nun soll die Erde die Größe erhalten, die dem Herz in der Brust meiner Leute entspricht."

Und sie erzählen, daß die Sonne am nächsten Tag erholt wiederkehrte, um das Land zurückzuerobern. Aber es war bereits zu spät. Das Volk von Yacoñooy hatte bereits alles geerntet, was sie in der Nacht ausgesät hatten.

Für seinen Sieg im Himmel erhielt Yacoñooy den Namen "Bogenschütze der Sonne", und die Mixteken wurden Bewohner der Wolken genannt.
Seit dieser Zeit haben die Mixteken Yacoñooys Sieg auf Kürbisse gemalt. Nicht, um sich mit diesem Sieg zu brüsten, sondern um daran zu erinnern, daß Größe im Herzen getragen wird und daß Widerstand auch eine Form des Kampfes ist.

Vom Himmel über Tepexi hält die Wolke weiterhin auf Puebla de Zaragoza zu. Sie hat sich die Geschichte gemerkt, und tarnt verstohlen ihre Tränen als Regen, die ihr Gesicht waschen und sich auf die Stadt ergießen.

Puebla, die Hauptstadt, Sitz der Staatsregierung. "Das Land in dem der sogenannte Plan Puebla-Panama pleite ging," wird die Geschichte einst sagen.
So wie sie bereits heute erzählen, daß - als die Staatsregierung den Bau einer Mautautobahn von der Hauptstadt bis nach Tecamachalco und die Enteignung von 800 Hektar Land für den Milenium Industriepark ankündigte - die Campesinos in diesem Gebiet rebellierten und warnten, daß sie sich in Waffen erheben würden, wenn die Vertreibung weiter voranging.

Die Campesinos brachten nicht ohne Grund vor, daß Enteignungen den Betroffenen noch nie genützt hätten. Drei Gouverneure hatten offen Vertreibungen ausführen lassen, die noch nicht mal das gesetzliche Prinzip der Enteignung für öffentliche Zwecke erfüllten, da sie zum Nutzen von Privatpersonen geschahen.
In Tepeaca war der Widerstand der Campesinos gegen die Enteigung der Ländereien für den Bau der Puebla-Tecamachalco Autobahn und des Millennium Parks ausschlaggebend. Sie bildeten die Emiliano Zapata Lebt Campesino Union und suchten zuerst den Dialog mit der Staatsregierung durch das staatliche Ministerium für Kommunikation und Transportwesen.
Als Erwiderung auf den Gesuch um Dialog und Information antworteten Staatsbeamte und Polizei mit Drohungen und Einschüchterungen, mit dem Verbergen der Pläne (die Campesinos hatten einen ursprünglichen Plan erhalten, der die Einrichtung von Maquilas und anderer Geschäfte vorsah und sogar einen Golfplatz, der von der Carlos Peralta Stiftung finanziert wurde) und mit wenig glaubwürdigen Versprechen (wie schon zu anderen Gelegenheiten), die enteigneten Campesinos in den neuen Fabriken einzustellen. Die Mitglieder der Emiliano Zapata Lebt Campesino Union lehnte diese Option ab, da sie ihr Recht beanspruchen, weiterhin Campesinos zu sein, und sie sind bereit ihr Land mit Waffen zu verteidigen. Land, für das man ihnen, wie sie es ausdrücken, "gerade so viel wie den Preis eines Erfrischungsgetränks" anbietet.

Das Milenium Projekt wurde Mitte 2002 eingestellt, teils aus Geldmangel und wegen des Drucks zwischen Gruppen von oben, die sich untereinander um das größte Stück rauften, aber vor allem wegen der entschlossenen Verteidigung des Landes durch die Campesinos von Tepeaca und Umgebung.


Die Geschichte begann früher:

Als Mariano Piña Olaya diese Länder regierte, enteignete er unter dem Vorwand, die Puebla-Atlixco Autobahn zu bauen, große Landgebiete, die später in exklusive Teilgrundstücke verwandelt wurden. Verfolgungen, Verhaftungen und der forstgesetzte Einsatz öffentlicher Gewalt, um die Campesinos zu vertreiben, waren nur einige der Handlungsweisen, die diese "Enteignung" charakterisierten.

Während der Staatsregierung von Manuel Bartlett Díaz (der gleiche, der zusammen mit dem Ordensvorsitzenden Diego Fernández de Cevallos und dem Gutsverwalter Jesús Ortega die indigene Gegenreform entworfen hat), wurde ein Teil des Gebietes, das von seinem Vorgänger enteignet worden war, restrukturiert, um die Einrichtung eines exklusiven Einkaufszentrums und eines Golfclubs (La Vista) zu ermöglichen - zusammen mit dem entsprechenden, ebenfalls exklusiven Wohngebiet gleichen Namens. Die Grundstücke wurden in Dollars geschätzt und verkauft. Nun präsentiert sich Señor Bartlett als "patriotischer" Verteidiger der nationalen Souveränität und widersetzt sich der Privatisierung der elektrischen Industrie, bis sie den richtigen Preis herausrücken (vorzugsweise in Dollars).

Während der gleichen Regierung trat der Plan Paseo de San Francisco in Kraft, der 20 Häuserblöcke des Historischen Zentrums im Osten der Hauptstadt umfaßte, wo Tausende Personen aus sehr armen Verhältnisse in den ältesten Stadtvierteln von Puebla wohnten. Die "Enteignung" wurde durch die konsequente Räumung tausender Armer durchgesetzt, denen keinerlei alternative Unterkünfte angeboten wurden. Die Immobilien der Besitzer wurden auf sehr niedrige Preise geschätzt, aber das Projekt wurde nicht vollends ausgeführt, sondern wurde auf nur fünf Häuserblöcke reduziert.

Die Gegend ist größtenteils unbewohnt, und das einzige, was gebaut wurde, war die armselige Imitation eines Konventionszentrums, das nur teilweise funktioniert. Die groß angekündigten ausländische Investitionen, mit denen Luxushotels, Geschäfte, mehrere Kinos, enorme Autoparkhäuser, Grünanlagen und sogar ein "kleiner See" errichten werden sollten, der (wie man versprach) genauso sein würde, wie die in den Einkaufszentren von Houston, kamen nie an. Der älteste Teil der Stadt, dort, wo Puebla ursprünglich gegründet wurde, erlitt schwere Schäden. Zu der Zeit wurde die Komplizenschaft der Delegation des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte (INAH) bei der Zerstörung des historischen und archäologischen Erbes offensichtlich.

Wenn die Repression während der Regierung von Guillermo Jiménez Morales (mit Unterstützung von Antorcha Campesina, dem Stiefkind von Raúl Salinas de Gortari) auf das Land abzielte, so richtete sie sich unter Piña Olaya gegen die Stadt. Und so wurde die berittene Polizei geschaffen, das sogenannte Hundeliebhaber-Kommando, und die Geheimpolizei. Drei große Operationen wurde ebenfalls entfesselt: die "SWAT," die "LAUREL" und die "MERCURIO." Ihr Ziel? Die repressive Kontrolle über Puebla, Atlixco, Texmelucan, Tehuacán. Die Ergebnisse? Tode (Jolalpan, 1991), ermordete Anführer (Gumaro, Melitón Hernández, Sebastián García) und die Aufreibung demokratischer Bewegungen (der Angriff gegen die Autonome Landesuniversität von Puebla, die Angriffe gegen die Gewerkschaften der Arbeiter von Volkswagen und der Telefonangestellten).

Als Manuel Bartlett kam, fand er ein Terrain vor, das in zwei Hinsichten bereits vorbereitet worden war: erstens, weil sein Vorgänger den Prozeß der Landbelastung initiiert hatte, und zweitens, weil Jiménez Morales, genau wie Piña Olaya die meiste repressive Arbeit bereits erledigt hatte, den größten Teil des Prozesses der Enthauptung und Eingrenzung der Campesinobewegung und der städtischen und gewerkschaftlichen Bewegungen.

Dann lancierte Bartlett sein Projekt (das von drei ausländischen Beratern entworfen worden war: Alzati, McKenzie und MKS), das "Puebla Plus Megaprojekt," zu dem ein "ökologischer" Vorort gehörte, ein Aquädukt von Nealtican bis nach Puebla Stadt, eine sanitäre Aufrüstung im südlichen Teil der Stadt und die Belastung der wichtigsten Gegend der Stadtviertel im Historischen Zentrum zur Umsetzung des Projektes Paseo de San Francisco.

Was hinter dem Cevallos-Bartlett-Ortega steckt, ist die Legalisierung des Raubes.
Die Wolke setzt ihren Flug unter dem Himmel und über das Land von Puebla fort. Sie sieht dort Ausbeutung, ja, aber auch Widerstand.

In den Stadtzentren und den Umgebungen haben sich Maquiladoras verbreitet. Sie arbeiten zum großen Teil mit protektionistischen Verträgen, die man folgendermaßen zusammenfassen kann: niedrige Gehälter (10mal weniger als in den Vereinigten Staaten gezahlt wird und fünfmal weniger als in Taiwan), unbezahlte Überstunden und mehr als acht Stunden lange Arbeitstage. Den Meldungen des Netzwerkes für Solidarität und Arbeitsschutz - eine Organisation von Anwälten, Psychologen und Anthropologen, die Arbeiter unentgeltlich beraten - zerstört die NAFTA die Textilindustrie von Puebla, und in Firmen wie Kukdong, werden Arbeiter mißhandelt, als ob das Zeitalter von Porfirio Diaz wieder angebrochen wäre.

Und ja, die Hauptkonflikte, die durch die Maquiladoras entstehen, sind die Mißhandlung von Arbeitern, fehlende Dienstleistungen und, in Extremfällen, Kürzungen der ohnehin miserablen Gehälter.

Und es ist besorgniserregend, daß beide Enden der Regierungsautorität, sowohl die öffentlichen Sicherheitsorgane als auch die staatliche Menschenrechtskommission, sich auf Seiten der koreanischen Geschäftsleute und gegen die Proteste der mexikanischen Arbeiter positioniert haben.

Doch stets fern der Medien und der lächerlichen Wahlkampagnen, wächst der Widerstand auf dem Boden von Puebla.

Im Bezirk von Puebla fordert die Bürgerbewegung "die Einstellung des Munizipalen Städtischen Entwicklungsprogramms, sowie die Aufhebung des Dekrets für Öffentliche Zwecke, da sie es unterlassen haben, unsere Bevölkerung zu konsultieren, wie es Artikel 10, Sektion XIII des Städtischen Entwicklungsgesetz von Puebla vorsieht."

In San Lorenzo Almecatla denunziert man Regierungsmaßnahmen zur Enteignung ihrer kommunalen und Ejidoländereien für lukrative Geschäfte mit Firmen, die ihre Industrieparks und Zonen in der Region errichten wollen. Die Regierung behauptet, es gäbe nicht genug Raum für die Errichtung von Industrieparks in der Region, die potentielle mexikanische und ausländische Investitionen beherbergen sollen, die sich in Puebla niederlassen wollen.

1997 wurden 36 Ejiditarios ohne Zustimmung der Generalversammlung gezwungen, einen Vertrag mit den deutschen Firmen Lagermex und Bralemex SA de CV zu unterzeichnen. Sie erhielten 27.50 Pesos pro Quadratmeter für ihr Land. Als Antwort auf diese Unregelmäßigkeit verklagte der Ejidobeauftragte die Firma, und forderte die Rückerstattung des Landes. Um den Landbesitz der Firma zu garantieren, griff der damalige Gouverneur Manuel Bartlett auf das Verfahren der Enteignung für "öffentliche Zwecke" zurück, was die Campesinos zwang, in Berufung zu gehen. Inzwischen hat Gouverneur Melquiades Morales durch das gleiche Verfahren wie Bartlett 10 weitere Hektar Land sichergestellt, diesmal für die Firma Fraccionadora Industrial del Norte.

In der Landgegend, in Huehuetla, gibt es eine Tendenz zur Wiedererlangung der Totonaca- Kultur und -Identität. In diesem Kontext werden Bildungsprogramme und die Anerkennung heiliger Plätze gefördert, wie in Kgoyomachuchut, wo sich die Überreste eines alten Temepls befinden. Das Kgoyom Zentrum für Höhere Indigene Studien wird mit der Aufgabe betraut, durch ein mit der Totonaca Kultur verbundenes Studienprogramm Bildung auf Stufe der Hochschulreife zu vermitteln. Sie unterrichten unter anderem traditionelle Medizin, die Totonaca Sprache, Geschichte aus der Perspektive der Gemeinde, der Kultur, und anderer Kulturen, Ethno-Agrikultur und Rechnen. Die Akademische Effizienz dieses Programms wird durch Beratung professioneller Personen aus der Zivilgesellschaft gewährleistet, die auf verschiedenen Gebieten hochqualifiziert sind. Sie bieten ihre Arbeit als freie Dienste an, und sie kommen von CESDER, IBERO, der UDLA und der BUAP.

Die Organisation der Totonaca Indígenas wächst zu einer regionalen Organisation heran, der Totonaca-Nahua Vereinigung (Unitona), und bringt die Verteidigung der indigenen Rechte und Kultur voran.

Die Bürgerbewegung, eine Organisation in Tlaxcalancingo, Bezirk Cholula, hat einen spezifischen Widerstand gegen das gesetzliche Verfahren der "Enteignung für öffentliche Zwecke" in Angriff genommen. Durch dieses Verfahren sind die drei Regierungsebenen in der Lage, die Verwendung landwirtschaftlichen Landes zu ändern und ejidales oder kommunales Land mit fast völliger Straffreiheit zu enteignen.

Dies sind ihre Worte: "Wir ziehen zwei Alternativen in Betracht: Erstens, daß, wenn wir von einem Beamten in unseren Gemeinden erfahren, der hinter dem Rücken der Leute Pläne macht, wir ihn zwingen, uns zu konsultieren, wie es das Gesetz vorsieht, und daß wir an dieser Entwicklungspläne beteiligt werden. Das haben wir in Tlaxcalancingo getan. Wir haben dieses Gesetz geändert, von dem sie uns sagten, daß es so schwierig sein würde, weil es sich um Bundesentscheidungen handle und es viele ausländische Interessen gäbe und so weiter. Nun gut, wir haben die Gemeinde darauf sensibilisiert, wir haben ihnen erklärt, wie sie hereingelegt worden sind, als ihnen die 1082 Hektar Land weggenommen wurden, und ja, sie sind aufmerksam geworden und haben geholfen."

"Und die andere Alternative ist, daß wir es in Betracht ziehen, Wehrmauern zu errichten. Es ist die Verteidigung der Wiedergewinnung, des Erhaltes unserer Kultur. Wenn wir sie erhalten, wenn wir unsere Kinder und alle Bürger darüber aufklären, wie wichtig es ist, unsere Kultur weiterhin zu erhalten, ist das eine Barriere, eine Barriere, die aufgestellt wird. Denn Sie mögen ein Stadtzentrum sein, wir sind 100 km weit entfernt, jetzt stehen sie um die nächste Ecke. Wir glauben, daß unabhängig von der politischen Verteidigung und des politischen Widerstandes, es auch einen kulturellen Widerstand geben sollte. Jetzt im Augenblick retten wir unsere Traditionen, unsere Bräuche und Kultur, damit wir auf diese Weise den massiven Angriff dieser Entwicklungspläne aushalten können, die uns auf vielen Arten schaden."

Es dämmert schon zu Abend, als die Wolke ein Cholula erreicht, das von Türmen und Kirchglocken birst. Cholula. Es ist nicht sein erster Name, noch sind die Kirchenkuppeln sein einziger Himmel. Ursprünglich hieß es Tlamachihualtépetl, und das bedeutet "Hügel, der von Menschenhand errichtet wurde."

Was man dort sehen kann, mit dem Popocatépetl-Vulkan im Hintergrund, ist die Kirche der Notlindernden Jungfrau, auf dem Gipfel eines Hügels, der von Menschenhand errichtet wurde, von Menschen, die wie der Hügel, von der Farbe der Erde sind.

Die katholische Kirche erhält Unterstützung von der Großen Pyramide von Cholula, die größte in ganz Mittelamerika. Aber diese Kirche sieht eher so aus, als ob sie den Fundamenten aufgezwungen wurde. Als ob sie sagen wollte: "Ich habe jene, die der Unterbau dieses Landes sind, erobert und beherrsche sie."

Cholula. Hier muß die Wolke aus der Höhe herabsteigen um zu sehen und zu lernen, was sich in den Höhlen befindet, die von der Weisheit in die Erde geöffnet wurden. Einer Reihe von Tunnels folgend, erblickt die Wolke nicht nur die menschliche Geschichte, die dieses Wunder errichtet hat, sondern auch die Geschichte von heute. Denn jene, die das gebaut haben, was einst auch Jade-Hügel, Edler Hügel oder Heiliger Hügel genannt wurde , über deren Blut und Kultur die Kirche erhoben wurde, die das Schwert der Eroberer segnete, sind auch heute noch die Farbe der Erde.

Aber es gibt Kirchen und Kirchen, wie die Wolke erfährt, als sie dem Weg am Boden folgt.
Es gibt sicher die Kirche, die die Arroganz, Dummheit und Grausamkeit der spanischen Eroberer geerbt hat. Der hohe Klerus, der es vorzieht, auf Seiten der Mächtigen und über jenen zu stehen, die die Farbe der Erde sind, ungeachtet des Zeitalters, das vom Kalender angezeigt wird. Der Onécimo Cepeda, der unter anderen Namen in ganz Mexiko auftaucht und Segen für Golfplätze erteilt, in teuren Restaurants, an den arroganten Tischen, an denen alles in Überfluß vorhanden ist, außer Würde und Stolz.

Die Kirche, die beim Beten die egoistische PAN, der sie dient und die ihr dient, bittet, über jenen zu stehen, die unten sind. Die Kirche der Unterdrückung und der Arroganz. Die Kirche, die häretisch die Götter der Macht und des Geldes anbetet. Die Kirche, die darum betet, daß die Conquista fortdauert und nicht aufhört, bis die allerersten Bewohner dieser Himmel ausgelöscht worden sind. Die Kirche, die Nachsicht übt mit dem Verbrechen, das zu Regierung und Geschäft geworden ist, und die Rebellion jener, die um Gerechtigkeit und Frieden bitten, zu den Flammen der Hölle und der Erde verurteilt.

Aber es gibt sicher auch eine andere Kirche. Jene, die Demut, Aufrichtigkeit und Edelmut geerbt hat. Der niedrige Klerus, der sich für die Armen entschieden hat. Die Kirche, die es vorzieht, auf Seiten der Marginalisierten zu stehen, ohne sich um die religiöse Feierlichkeit zu scheren. Die Gemeindepriester, die Nonnen, Laien und die Gläubigen, die weder aufzwingen noch sich selbst aufzwingen, die unten arbeiten, Schulter an Schulter mit jenen, die den Boden bebauen, die Maschinen zum Laufen bringen, die Produkte herstellen.

Diese andere Kirche wird von den Irrenden gebildet. Denn da, wo es heißt "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", lesen sie "Liebe deinen Nächsten mehr als dich selbst". Und da, wo es heißt "Gesegnet sind die geistig Schwachen, denn ihres soll das Himmelreich sein," lesen sie "Gesegnet sind jene, die sich den Armen nähern, denn mit ihnen soll das Reich der Gerechtigkeit auf Erden sein." Und da, wo es heißt "Du sollst nicht stehlen", lesen sie "Du sollst nicht stehlen." Und da, wo es heißt "Du sollst nicht lügen", lesen sie "Du sollst nicht Resignation und Konformität predigen."

In Puebla und in ganz Mexiko, schreitet diese andere Kirche Hand in Hand mit den indigenen Völkern und kämpft und leistet Widerstand an ihrer Seite.

Die Wolke geht nun, verborgen in der Februarnacht. Auf der gleichen Kalenderseite, weit entfernt in den Bergen des mexikanischen Südostens, ihr ganzes Leben schon eine Irrende, betet eine alte Freundin, eine Frau von kleiner Statur und großem Herzen. Aber sie betet nicht um Nahrung für sich selbst, sondern damit jene, die keinen Namen und keine Gesichter haben, jene von der Farbe der Erde, auf ihrem Weg weder Richtung noch Morgen entbehren mögen.

aus den Bergen des mexikanischen Südostens
Subcomandante Insurgente Marcos