Erklärung der Völker von Oaxaca


Die gewählten Vertreter folgender Gemeinden und Munizipien, Vertreter von kommunalen und regionalen Organisationen sowie Menschen aus diesen Orten, die den Völkern der Zapoteken, der Mixes und der Chinanteken angehören, haben sich in der Gemeinde San Pablo Guelatao de Juarez versammelt. Unser Ziel war es, über die Lage, in der sich unsere Gemeinden befinden, nachzudenken, sie zu analysieren und einen Vorschlag zu unserer Teilnahme an der APPO vorzulegen.

Wir fordern und erklären:
Solange Herr Ruiz Ortiz als Gouverneur in seinem Amt bleibt, wird es keinen Frieden, keine Regierungsfähigkeit und keine Harmonie in Oaxaca geben. Da er die Personifizierung des autoritären Kazikensystems ist, fordern wir seine Amtsenthebung gemäß der erforderlichen politischen und legalen Schritte.
Wir fordern eine tiefgreifende Umgestaltung von Oaxaca, um die Rückständigkeit, die Marginalisierung und das Vergessen, in dem unsere Völker leben, zu beenden. Wir brauchen einen neuen sozialen Pakt zwischen allen Bewohnern Oaxacas, welcher der Grundstein für eine neue Regelung und Ordnung und eine neue Gesellschaft ist, die in Frieden, Gerechtigkeit und Demokratie lebt.

Wir verurteilen Gewalt und Repression als Mittel, die großen sozialen Probleme, die wir haben, zu lösen. Daher fordern wir den Abzug der förderalen Polizeitruppen aus Oaxaca, die Entmilitarisierung der Gemeinden in den nördlichen Gebirgsregionen, die Freilassung der politischen Gefangenen, das Lebend-Wiederauftauchen der Verschwundenen, die Aufhebung der Haftbefehle, die Wahrung der Autonomie der Universität und eine Beendigung jeglicher Agression gegen die Volksbewegung von Oaxaca.
Wir verlangen, dass die Regierungsniederlassungen in allen indigenen Regionen aufgelöst werden, v.a. in der Sierra Norte. Denn sie sind es, die unsere Autoritäten und Anführer bedroht haben. Ebenso fordern wir die politischen Parteien, insbesonders die PRI auf, damit aufzuhören, unsere politischen Institutionen und unsere Gemeinden und Munizipien zu bedrohen und sich nicht mehr in unsere Angegelegenheiten einzumischen. Im Falle einer Nichtbeachtung dieser Forderungen werden wir radikale Mittel anwenden, um sie definitiv aus der Sierra hinauszuwerfen.

Wir rufen die Autoritäten und Bürger der Völker der Zapoteken, Mixes und Chinanteken zur Einheit auf, um unsere Forderungen und Hoffnungen durchzusetzen. Wir wissen, dass es Personen und Institutionen gibt, die uns auseinanderdividiert und gegeneinander aufgebracht haben. Wir werden es nicht zulassen, daß sie uns weiterhin unterwerfen und manipulieren. Daher müssen wir unsere Augen und unseren Geist öffnen, um uns zusammenzuschließen, um gemeinsam voranzugehen, den Sturz der schlechten Regierung erreichen und die Veränderungen erzielen, die unser Staat braucht.

Die hier anwesenden indigenen Vertreter glauben, daß die Probleme die wir heute in Oaxaca haben, auf dem Weg des Dialogs gelöst werden müssen. Daher erkennen wir die "Bürgerliche Initiative für einen Dialog für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit" an und unterstützen diese Anstrengung. Unsere Schritte müssen davon geleitet sein, friedliche Mittel zu nutzen, um die Versöhnung und die Einheit aller Menschen in Oaxaca zu erreichen.

Angesichts dessen haben die hier anwesenden Vertreter und Organisationen der Zapoteken, Mixes und Chinanteken vereinbart, sich als Versammlung dieser drei Völker zu konstituieren, als ein Raum für regionale Treffen und Austausch, um über unsere Probleme zu diskutieren und Problemlösungen zu vereinbaren, die sich auf unserem unveräußerlichen Recht auf freie Selbstbestimmung gründen, welches in den Abkommen von San Andrés und dem internationalen Recht verankert ist. Daher erklären wir in diesem Moment die formale Einrichtung der Versammlung der Völker der Zapoteken, Mixes und Chinanteken.
Um diese große Versammlung der Völker möglich zu machen, müssen wir unsere dörflichen Gemeinden und regionalen Versammlungen stärken und ausbauen und sie als diejenigen Instanzen begreifen, die über alle Angelegenheiten, die uns betreffen, diskutieren und entscheiden.
In der Versammlung liegt unsere Stärke und Legitimität. Die Versammlung ist die Grundlage der indigenen Selbstverwaltung und auf sie stützt sich das gesamte kommunale politische System. Daher fordern wir dieses Recht ein und bekunden es angesichts des aktuellen Kampfes der Bevölkerung von Oaxaca gegen die schlechte Regierung.

Die Versammlung der Völker der Zapoteken, Mixes und Chinanteken wird die Grundlage sein um unsere Zusammenarbeit mit der APPO zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang werden wir Entscheidungen fällen und Richtlinien beschließen, die unsere Arbeit leiten sollen um die Forderungen der Völker von Oaxaca zu verwirklichen, insbesonders die Anerkennung der grundlegenden Rechte und Hoffnungen unserer indigenen Völker.

Um unsere angemessene Beteiligung am Rat der APPO zu gewährleisten, haben wir als Autoritäten und Organisationen beschlossen, unsere Vertretungen nach folgenden Kriterien zu benennen:
a) Die Völker der Zapoteken, Mixes und Chinanteken müssen angemessen im Rat vertreten sein, abhängig von den Aufgaben und Fähigkeiten die erforderlich sind.
b) Es müssen Frauen in gleicher Anzahl und gleichberechtigt vertreten sein.
c) Es müssen Beziehungen zu den Migranten aus der Sierra, die in den Städten von Oaxaca, Mexico und in den USA leben, aufgebaut werden.
d) Die Vertreter müssen getreu dem kommunalen Prinzip des "gehorchend Regierens" folgen.

Wir rufen die Bevölkerung und die Autoritäten der Völker der Zapoteken, Mixes, und Chinanteken dazu auf, sich an diesem Prozeß einer regionalen Organisation zu beteiligen.
Wir wissen, daß es keine einfache Aufgabe sein wird, aber wir alle müssen unsere besten Anstrengungen unternehmen, um die Einheit und die Organisation zu schaffen, die wir brauchen, um unsere Probleme zu lösen und unsere Ziele zu erreichen.
Daher bitten wir um eine weite Verbreitung dieser Erklärung und der Vereinbarungen, die aus dieser Versammlung kommen. Besonders bitten wir die kommunalen Radiosstationen, die es in der Sierra gibt, die Ziele und Hoffnungen unserer Völker zu verbreiten.

In Übereinstimmung mit dem Abkommen von San Andrés fordern wir die Übergabe des Radiosenders XEGCO "Die Stimme der Berge" an unsere Völker zu gemeinsam festzusetzenden Bedingungen.
Wir erklären, daß wir ab sofort den ersten Schritt zur Konsolidierung der Organisation der indigenen Völker der Berge Oaxacas tun. Gleichzeitig tragen wir zur Stärkung unserer jeweiligen Prozesse für Autonomie, Wiederherstellung und Entwicklung unserer Völker bei. Dies ist unser Weg und unser bester Traum.
Für die freie Selbstbestimmung und Autonomie der indigenen Völker!