Comunicado der EZLN 2. November 2023 Der verstorbene SupMarcos meinte, die Gründe für den Aufstand [vom 1. Januar 1994] können nicht begriffen werden, ohne zuvor die Geschichte von Paticha zu kennen. Paticha, ein Mädchen jünger als 5 Jahre, welches ihm in den Armen starb, weil es keine Tablette gegen Fieber gab (*1). Und heute sage ich euch: Ihr könnt das, was euch später der Subcomandante Insurgente Moisés en detail erklären wird, nicht verstehen, wenn ihr nicht die Geschichte von Dení kennt. Dení ist ein maya-indigenes Mädchen, sie ist die Tochter einer Insurgenta und eines Insurgente (*2) Indígenas Zapatistas. Als sie vor etwa 5 Jahren geboren wurde, gaben sie ihr diesen Namen, um das Andenken einer Compañera, die vor vielen Jahren starb, zu ehren (3*). Dení hatte der verstorbene SupGaleano kennengelernt, als sie noch ein Patz war – rund und mit Babyspeck wie eine kleine Mais-Pastete. Wirklich, so sagte der Sup: "Patz«. Jetzt ist sie schmal, weil sie von einem Ort zum anderen läuft. Dení, wenn die Insurgentas sich versammeln, um eine Arbeit zu machen, stellt sich hin, um ihnen – wie sie es nennt – Unterricht in autonomer Gesundheitsversorgung zu geben. Und sie kritzelt einige Zeichnungen, die – wie sie später erklären wird – einige Gesundheitsbeauftragte darstellen. Sie meint, die Promotorinnen sind besser, da die Promotoren dieses "als Frauen, die wir sind« nicht begreifen. Hartnäckig besteht sie darauf: Um eine [gute] Gesundheitspromotorin zu sein, musst du lernen, Injektionen schmerzlos zu geben: "Denn vielleicht braucht du eine Spritze, und dann willst du nicht, weil es vielleicht wehtut.« Gerade befinden wir uns in einer Versammlung der zapatistischen Jefas und Jefes (*4). Denís Mutter und Vater sind nicht dabei, aber das Mädchen ist dem Tzotz (*5) und der Pelusa (*5) gefolgt, welche unten, neben dem Fuß des Subcomandante Insurgente Moisés liegen und ihm scheinbar aufmerksam zuhören. Irgendeiner erklärt: "Hier ist Dení anwesend, und sie ist, sagen wir mal so, die erste Generation. Innerhalb von 20 Jahren wird Dení ein weibliches Kind haben, eine Frau-Kind, und sie wird ihr den Namen "Denilita« geben; diese wird die zweite Generation sein. Denilita wird 20 Jahre später ein Mädchen haben, die sie "Denilitilla« nennen wird. Sie wird die dritte Generation sein. Denilitilla wird mit 20 Jahren ein Mädchen gebären, mit Namen "Denilititilla«. Das wird die vierte Generation sein. Denilititilla wird zwanzigjährig eine Tochter haben, die "Denilí« genannt wird: die fünfte Generation. Denilí bringt dann in weiteren zwanzig Jahren ein Mädchen zur Welt, deren Namen "Dení Et cetera« lauten wird. Sie wäre also die sechste Generation. Dení Et cetera wird 20 Jahre später, das heißt, innerhalb von 120 Jahren, ein Mädchen haben, wo wir noch nicht wissen, wie es heißen wird, denn seine Geburt liegt weit voraus im Kalender. Jedoch wird es die siebte Generation bilden.« Hier intervenierte der Subcomandante Insurgente Moisés: "Somit müssen wir dafür kämpfen, dass dieses Mädchen, welches in 120 Jahren geboren wird, frei ist und was immer es sein möchte. Somit kämpfen wir nicht dafür, dass es eine Zapatista oder eine Parteigängerin sein wird, sondern dass es, wenn es alt genug ist, wählen kann, welches sein Weg ist. Und nicht nur, dass es frei entscheiden kann, sondern auch und vor allen Dingen, es sich für diese Entscheidung, welche es trifft, verantwortlich macht. Das heißt, es sollte berücksichtigen, dass alle Entscheidungen – was wir tun und was wir lassen zu tun – Folgen haben werden. Somit geht es darum, dass dieses Mädchen mit all dem Grundlegenden heranwächst, um eine Entscheidung zu treffen und [gleichzeitig] die Verantwortung zu übernehmen für das, was auf diese Entscheidung folgt. Das heißt, dass das Mädchen nicht einfach dem System, den schlechten Regierungen, seinen Müttern und Vätern, seinen Familienangehörigen, den Männern, seiner Liebesbeziehung (sei es Mann, Frau oder was auch immer), der Schule, seinen Freund*innen die Schuld geben wird. Denn dies bedeutet ja Freiheit: etwas tun zu können, ohne Druck oder aufgezwungen – jedoch dafür einstehend, was [bereits] getan wurde. Das heißt, um die Konsequenzen [des Handelns] von vornherein wissen.« Der SubMoy dreht sich zum nun verstorbenen SupGaleano um, so als wollte er sagen: "Jetzt bist du dran.« Der Verstorbene – der zu dem Zeitpunk noch nicht verstorben ist (aber weiß, dass er es bald sein wird) – sah voraus, eines Tages wird er dies [was jetzt folgt] Nicht-Hiesigen und Seltsamen (*6) erzählen – und er beginnt: "Wird jene Dení der N-ten Potenz nicht mehr schlecht über die beschissenen Männern reden? Doch, das wird sie natürlich tun. Aber ihre Gründe dazu werden nicht mehr sein, weil sie von ihnen verspottet, verachtet, ihr Gewalt angetan, sie von ihnen bedrängt, vergewaltigt, geschlagen, verschwunden gemacht, ermordet und gevierteilt wird. Nein, es wird eher wegen dem Alltagskram sein: weil der Scheißtyp im Bett herumfurzt und die Bettdecke verpestet; neben das Klo pinkelt oder wie ein Kuhkalb rülpst; oder sich ein T-Shirt seines Lieblingsfußballclubs kauft, kurze Hosen anzieht und Fußball-Kniestrümpfe und -schuhe trägt – und sich dann damit hinsetzt, um die Spiele [im Fernsehen] zu sehen, während er sich mit Popcorn mit scharfer Soße vollstopft; oder er ist einer, der sehr um die Wahl seines "Outfit« besorgt ist, denn er wird dies über Jahrzehnte tragen: seinen bevorzugten Pullover, die Lieblingshose und die über-alles-geliebten Schlappen; oder weil er jemand ist, der die Fernbedienung nicht loslässt; oder ihr nicht sagt, dass er sie liebt, obwohl sie weiß, er liebt sie – jedoch gibt es keinerlei Erinnerungszeichen, von Zeit zu Zeit.« Bei denen, die zuhören, nicken die Frauen zustimmend mit dem Kopf: "Ja genau, so isses« – und die Männer lächeln währenddessen etwas nervös. Der SubMoy weiß um die Tücke des SupGaleano – und dass dieser gleich zu dem übergehen wird, was er "Gender-Solidarität« nennt, um schlecht über die Frauen zu reden – somit unterbricht er ihn genau in dem Moment, wo der nun Verstorbene anhebt zu: "Jedoch die Frauen …« "Nun gut«, sagt der SubMoy, "jetzt sind wir dabei, über das Mädchen zu sprechen, welches in 120 Jahren geboren wird, und auf dies wollen wir uns nun konzentrieren.« Derjenige, der vorausahnt, dass er sterben wird, setzt sich wieder hin, bedauernd, seine brillianten Thesen gegen die Frauen nicht ausführen zu können. Der SubMoy setzt fort: "Somit müssen wir an das Mädchen denken. Nun, das scheint, noch weit zu sein. Und dies betrachtend, was noch weit weg zu sein scheint – muss gesehen werden, was wir tun müssen, damit dies Mädchen frei sein wird. Und das ist wichtig, denn wir haben bereits den Sturm über uns – denselben, vor dem wir vor fast 10 Jahren gewarnt haben. Was wir als erstes sehen, ist, dass die Zerstörung schneller vorankommt. Das, was wir dachten, es käme innerhalb von zehn Jahren, ist bereits da. Ihr habt das ja bereits hier erklärt. Ihr habt uns erzählt, was ihr innerhalb eurer Zonen des Tseltal, Tsotsil, Cho ́ol, Tojolabal, Mame, Zoque oder Quiché seht. Ihr wisst, was mit der Madre Tierra, der Mutter Erde bereits passiert, denn ihr lebt und arbeitet auf ihr. Ihr wisst, dass die Wetter-Zeiten dabei sind, sich zu verändern. "Das Klima«, wie es die Stadtbewohner*innen nennen. Dass es regnet, wenn es nicht sein sollte; dass Trockenzeit ist, wenn sie nicht dran ist. Und so weiter. Ihr wisst, dass die Aussaat nicht mehr so entschieden werden kann, wie es unsere Vorfahren taten – denn der Kalender ist unausgeglichen, kommt schief daher, hat sich geändert. Jedoch nicht nur das. Wir sehen auch, dass sich das Verhalten der Tiere verändert hat; sie tauchen in Gebieten auf, welche nicht ihrer Gewohnheit entsprachen und zu Zeiten, die nicht üblich waren. Hier und in den Geograhien der Geschwister-Pueblos nimmt das zu, was "natürliche Katastrophen« genannt wird. Diese sind jedoch Folgen dessen, was das herrschende System, das heißt, der Kapitalismus tut oder unterlässt zu tun. Natürlich gibt es Regen, jedoch ist der nun stärker und an anderen Orten und zu anderer Jahreszeit als zuvor. Es gibt schreckliche Dürren. Und nun geschieht dies: Innerhalb derselben Geographie gibt es – zum Beispiel hier in Mexiko – in der einen Gegend Überschwemmungen, in der anderen herrscht Dürre und es gibt kein Wasser. Es gibt mächtige Winde; und es ist so als ob der Wind wütend wäre und sein "Ya basta – Es reicht!« herausschreie und alles niedermähen möchte. Es gibt Erdbeben, Vulkanausbrüche, Plagen, wie niemals zuvor. Als ob die Madre Tierra sagen möchte: "Bis hierhin – und nicht weiter!« Als ob die Menschheit eine Krankheit wäre, ein Virus, welches entfernt werden muss, indem Zerstörung sich ausbreitet. Jedoch außer, dass zu sehen ist, die Madre Tierra ist nicht einverstanden, sie protestiert – ist da auch noch das Allerschlimmste zu erkennen: das Ungeheuer, die Hydra, der Kapitalismus, welcher wie von Sinnen raubt und zerstört. Jetzt will er das rauben, was ihm zuvor nicht wichtig war und setzt die Zerstörung von dem wenigen, was geblieben ist, fort. Der Kapitalismus produziert nun das Elend und diejenigen, die davor fliehen: die Migrant*innen. Die COVID-Pandemie, die ja immer noch weitergeht, hat die Unfähigkeit eines ganzen Systems gezeigt, eine wirkliche Erklärung zu geben und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Während Millionen starben, wurde einige wenige noch reicher. Jetzt zeichnen sich bereits andere Pandemien ab; die Wissenschaften weichen Pseudowissenschaften und Scharlatanerien, die sich zu politischen Projekten der Regierungen wandeln. Wir sehen auch das, was wir Desorganisiertes Verbrechen nennen: Es sind die gleichen schlechten Regierungen jeglicher politischer Parteien, die sich verbergen und ums Geld streiten. Dieses Desorganisierte Verbrechen ist der wesentliche Drogen- und Menschenhändler; es sichert sich den größten Teil der Bundesförderungen; es entführt, ermordet, macht verschwunden; es macht ein Geschäft aus der humanitären Hilfe; es ist das, was erpresst, bedroht und Schutzgelder einsammelt – deren Abgaben für die eine Kandidatin oder den anderen Kandidaten bestimmt sind – so sagen sie: Ja, sie werden alles ändern; ja, sie werden sich nun gut benehmen. Wir sehen die geschwisterlichen Pueblos originarios, welche – müde der Verachtung, des Spotts, der Lügen – sich bewaffnen, um sich zu verteidigen oder um die Caxlanes (*7) anzugreifen. Und die Städtebewohner*innen sind entsetzt, weil sie selbst, mit ihrer Scheißart und Weise, den Hass genährt haben, den sie jetzt erleiden und nicht mehr kontrollieren können. So wie jetzt im überheblichen Jobel [San Cristóbal de Las Casas], wo sie das ernten, was sie selbst gesät haben. Und wir sehen auch mit Traurigkeit, dass selbst zwischen Indígenas derselben Sprache und Kultur gekämpft wird. Sie streiten unter sich, um die miserablen Unterstützungen der schlechten Regierungen zu erhalten – oder um sich das wenige zu nehmen, was sie haben oder was ankommt. Anstatt das Land zu verteidigen, schlagen sie sich um Almosen. -*- Vor all dem haben wir diejenigen, die in den Städten wohnen und die geschwisterlichen Pueblos originarios vor fast zehn Jahren gewarnt. Es gab welche, die es beachteten, und es gab viele, die davon keine Notiz nahmen. So als ob sie meinten und immer noch meinen, all dieser Horror bliebe orts- sowie zeitmäßig weit von ihnen entfernt. So als ob sie nur das sehen, was sich unmittelbar vor ihnen befindet. Sie sehen nicht weiter. Oder sie sehen es und es ist ihnen egal. Wie wir wissen, waren wir die ganzen letzten Jahre dabei, uns auf diese Finsternis vorzubereiten. Zehn Jahre haben wir uns vorbereitet auf diese Tage des Schmerzes und der Mühsal – für diejenigen, die wir jegliche Farben tragen, die wir von der Erde sind. Zehn Jahre, in welchen wir selbstkritisch das überprüfen, was wir tun und nicht tun, was wir sagen und was wir bewahren, was wir denken und was wir sehen. Wir haben uns vorbereitet – trotz Verrat, Verleumdungen, Lügen, Paramilitärs, Nachrichtensperre, Verachtung, Groll und Angriffen derjenigen, die uns vorwerfen, dass wir ihnen nicht gehorchen. Stillschweigend taten wir das, ohne Lärm zu machen, ruhig und gelassen – denn wir sehen weit hinaus, so wie es uns diejenigen, die vor uns waren, gelehrt haben. Und da draußen schreien sie, wir sollten uns lediglich nur einen Kalender und eine Geographie ansehen. Klitzeklein ist das, was sie uns sehen machen wollen. Als Zapatistas, die wir sind, trägt jedoch unser Sehen die Größe unseres Herzens – und unser Gehen ist nicht das eines Tages, eines Jahres, eines Sexenios [sechs Jahre einer mexikanischen Präsidentschaft]. Unser Schritt ist weit und hinterlässt Spuren, auch wenn er nun nicht mehr gesehen oder ignoriert wird – und sie unseren Weg verächtlich machen. Wir wissen es gut, es ist nicht einfach gewesen. Und jetzt, wo alles noch schlimmer ist, sollen wir auf dieses Mädchen in 120 Jahren schauen. Das heißt, wir müssen für eine kämpfen, die wir nicht kennenlernen werden. Nicht wir, nicht unsere Kinder, nicht deren Kinder, nicht die Kinder dieser Kinder und so weiter. Und wir müssen es tun, weil es unsere Verpflichtung ist, als Zapatistas, die wir sind. Es werden viele Unglücke, Kriege, Überflutungen, Dürren, Krankheiten kommen – und in Mitten des Zusammenbruchs müssen wir weit sehen. Wenn die Migrant*innen jetzt tausende sind, werden es bald zehntausende, danach hunderttausende [in Chiapas] sein. Es wird zu Streit und Tod kommen zwischen Geschwistern, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Nachbarn, zwischen Ethnien, Religionen, Nationalitäten. Es werden große Bauwerke in Flammen aufgehen und keine*r wird zu sagen wissen, warum und wer es war und wozu. Es sieht zwar nicht danach aus, aber ja, es wird noch schlimmer werden. Jedoch: So wie wir bereits – wenn wir die Erde bearbeiten und noch vor der Aussaat – die fertige Tortilla sehen, die Tamales [die kleinen Mais-Pasteten], den Pozol [das Mais-Getränk] in unseren Häusern, müssen wir jetzt bereits dieses Mädchen sehen. Wenn wir nicht das Mädchen, gemeinsam mit seiner Mutter sehen – jedoch innerhalb der kommenden 120 Jahren – werden wir nicht verstehen, was wir gerade tun. Wir werden es noch nicht einmal unseren eigenen Compañeros erklären können. Und noch weniger werden es die Pueblos und die geschwisterlichen Organisationen und Einzelpersonen anderer Geographien verstehen. Wir können als zapatistische Comunidades, die wir sind, bereits den Sturm überleben. Es geht jedoch nicht nur um das, sondern darum, diesen und die anderen Stürme, welche kommen werden, durchzustehen, die Nacht durchzustehen und zu diesem Morgen zu gelangen, welcher in 120 Jahren gelegen ist – und wo ein Mädchen zu lernen beginnt, dass frei zu sein auch bedeutet, für diese Freiheit verantwortlich zu sein. Für das – und indem wir das Mädchen sehen, dort weit entfernt – werden wir die Veränderungen und die Anpassungen machen, die wir in diesen Jahren gemeinsam diskutiert und vereinbart und bereits mit allen Pueblos zusammen beratschlagt haben. Falls eine*r denkt, wir werden einen Preis, eine Statur, ein Museum oder eine goldene Aufschrift innerhalb der Geschichte, einen Sold und Danksagungen erhalten, nun, für den*die ist jetzt der Moment, woanders auf die Suche zu gehen. Denn das Einzige, was wir erhalten, besteht darin, dass wir, wenn wir sterben, sagen können: "Ich habe meinen Teil übernommen« – und zu wissen, es ist nicht gelogen.« -*- Der Subcomandante Insurgente Moisés schwieg als ob er wartete, dass irgendeine*r geht. Keine*r ging. Sie fuhren fort zu diskutieren, beizutragen, zu planen. Es kam die Essenszeit und es wurde gefragt, wann sie denn aufhören werden, um schlafen gehen, sich ausruhen zu können. "Ja, bald, nur noch ein Weilchen – nun, in den nächsten 120 Jahren«, gab der Subcomandante Insurgente Moisés zur Antwort. -*- Ich werde euch gegenüber ehrlich sein, klar. Ich, der Capitán, kann von diesem Moment, in dem ein Mädchen ohne Angst auf die Welt kommt, träumen – dass sie frei ist und gleichzeitig sich verantwortlich macht, für das, was sie tut und nicht tut. Ich kann es mir auch vorstellen und könnte ebenso ein Märchen oder eine Geschichte dazu schreiben. Diese Frauen und Männer jedoch – die ich vor und neben mir habe, Indígenas Zapatistas, alle mit Maya-Wurzeln, meine Chefinnen und Chefs – stellen sich dieses Mädchen nicht einfach vor. Sie sehen es, sehen es an. Und wissen, was sie tun müssen, damit dieses Mädchen geboren wird, herumläuft, spielt, lernt und heranwächst in einer anderen Welt … innerhalb der nächsten 120 Jahre. So wie sie die Berge anschauen: In ihrem Blick ist etwas, als ob sie über Zeit und Raum hinaus sehen. Sie betrachten die Tortilla, die Tamales, den Pozol auf dem Tisch. Und sie wissen, es ist nicht für sie, sondern für ein Mädchen, deren künftige Eltern jenes noch nicht einmal im Kopf haben, da es noch nicht geboren ist. Weder sie, noch ihre Eltern, Großeltern, Urgroßeltern oder Ururgroßeltern – und so weiter bis in die siebte Generation hinein. Sieben Generationen, deren Zählung mit Dení, Dení – Erste Generation begonnen hat. Ich glaube, wir werden das erreichen. Wir werden nur ein wenig Zeit dafür brauchen, jedoch auch nicht viel. Kaum mehr als ein Jahrhundert. Aus den Bergen des Südosten Mexikos,
PS: EINIGE KRIEGE ZUVOR (am Vorabend, vor fast 120 Jahren): – "Wäre es nicht besser, offen den Krieg zu erklären? Der Professor gab aufrichtig zur Antwort: Unsere Regierung möchte zweifellos, dass es die anderen sind, die den Krieg erklären. Die Rolle des Angegriffenen ist immer die dankbarste und rechtfertigt alle späteren Beschlüsse, so extrem sie auch scheinen. Dort haben wir [jedoch] Leute, die leben gut und wünschen keinen Krieg. Es ist erforderlich, ihnen weiszumachen, es seien die Feinde, welche uns den Krieg aufzwingen, damit sie die Notwendigkeit spüren, sich zu verteidigen. Nur die wahren Geistesgrößen kommen zu der Überzeugung, dass die großen Neuerungen ausschließlich mit dem Schwert gemacht werden – und dass der Krieg, wie unser großer Treitschke bereits sagte, die höchste Form des Fortschritts darstellt.« Die vier apokalyptischen Reiter (1916) von Vicente Blasco Ibáñez (Spanien 1867-1928) |