Sie haben die Wahl zwischen Krieg und Frieden an Señor Vicente Fox. Señor Fox, Vor sechs Jahren schrieben wir einen Brief an Ernesto Zedillo Ponce de León, Ihren Vorgänger. Jetzt, da Sie das neue Oberhaupt der Exekutive sind, ist es meine Pflicht, Sie darüber zu informieren, daß sie im mexikanischen Südosten einen Krieg geerbt haben: den, den die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung am 1. Januar 1994 der Bundesregierung erklärt hat, in Forderung nach Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit für alle Mexikaner. Während dieser sieben Jahre bestanden die Zapatistas wieder und wieder auf dem Pfad des Dialoges. Wir taten dies, weil wir der Zivilgesellschaft gegenüber verpflichtet sind, die forderte, daß wir unsere Waffen zum Schweigen bringen und eine friedliche Beilegung anstreben. Nun, da Sie den Oberbefehl über die Exekutivgewalt übernehmen, sollten Sie wissen, daß Sie zusätzlich zum Krieg im Mexikanischen Südosten, auch die Möglichkeit erben, wählen zu können, wie Sie ihm begegnen wollen.
Wenn wir dazu die Reihe schlecht durchdachter Widersprüche und Frivolitäten, die von Ihnen und Ihren Begleitern verbreitet wurden, zu unserem verständlichen Mißtrauen gegen Worte der Macht hinzufügen, wäre es ebenfalls meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, daß soweit dies die Zapatistas betrifft (und ich glaube nicht nur die Zapatistas), Sie in Bezug auf Ihre Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit ganz von vorne beginnen. Wir können niemandem vertrauen, der Oberflächlichkeit und Ignoranz zur Schau stellte, indem er anmerkte, daß die indigenen Forderungen durch " 'vocho', TV und kleine Einkaufsläden." erledigt werden könnten. Wir können niemandem glauben, der versucht Hunderte von Verbrechen, die von Paramilitärs und ihren Bossen verübt wurden, zu ignorieren (d.h. ihnen "Amnestie zu gewähren") und ihnen Immunität zuzusichern. Wir fühlen uns nicht inspiriert, jemandem zu vertrauen der mit der Kurzsichtigkeit der Logik eines Managers einen Regierungsplan hat, um die Indígenas in Mini-Mikro-Geschäftsleute oder Bedienstete der Geschäftsleute dieser Administration zu verwandeln. Letzten Endes ist dieser Plan nichts anderes als der Versuch, den Ethnozid fortzuführen, der vom Neoliberalismus in Mexiko auf verschiedene Arten vorangetrieben wird. Deshalb ist es gut für Sie zu wissen, daß nichts davon auf zapatistischem Gebiet fruchten wird. Ihr Programm, "den Indígena verschwinden zu lassen und eine Geschäftsperson zu schaffen" wird auf unserem Land nicht zugelassen werden. Hier und unter anderen mexikanischen Himmeln hat das indigene Selbst nicht nur etwas mit Blut und Herkunft zu tun, sondern auch mit der Vision über Leben, Tod, Kultur, Land, Geschichte und Zukunft. Sie können daher jenen Recht geben, die überzeugt sind, daß Ihre Regierung den Alptraum der PRI für alle Mexikaner, insbesondere der Zapatistas, wiederholen wird. Oder Sie können, indem Sie von vorne beginnen, anfangen durch Taten das aufzubauen, was jede Regierung für ihre Arbeit benötigt: Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Señor Fox: Anders als Ihr Vorgänger Zedillo (der durch Mord und mit Hilfe jenes korrupten Monsters der Staatspartei an die Macht kam), haben Sie die Exekutive dank der Ablehnung, die von der PRI sorgfältig unter den Menschen kultiviert wurde, erreicht. Sie wissen es gut, Señor Fox: Sie haben die Wahl gewonnen, aber Sie haben nicht die PRI besiegt. Das haben die Bürger getan. Und nicht nur jene die gegen die Staatspartei gestimmt haben, sondern auch jene aus den vergangenen und gegenwärtigen Generationen, die auf die eine oder andere Weise gegen die Kultur des Autoritarismus, der Straffreiheit und der Verbrechen, die von den PRI-Regierungen der letzten 71 Jahren erbaut wurde, gekämpft und Widerstand geleistet haben. Wir protestieren gegen dieses Mexiko, und werden das auf eine radikale Weise tun. Es mag für Sie von Belang sein oder nicht, ob eine Gruppe Mexikaner, dazu noch hauptsächlich indigene, mit Ihren merkantilen Plänen und der Kriegsführung der Rechten nicht einverstanden ist. Aber Sie sollten nicht vergessen, daß wenn die PRI ihre Macht verloren hat, dies geschah, weil die Mehrheit der Mexikaner rebellierte und es schaffte, sie rauszuschmeißen. Diese Rebellion ist nicht vorbei. Sie und Ihr Team haben seit dem 2. Juli nichts anderes getan als darauf zu bestehen, daß die Bürger zu Konformität und Immobilität zurückkehren sollten. Aber so wird es nicht laufen, Ihr neoliberales Programm wird auf den Widerstand von Millionen stoßen. Sie irren sich. Wir kämpfen für Veränderung, uns für uns bedeutet "Veränderung" "Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit." Die Niederlage der PRI war eine notwendige, aber nicht ausreichende Bedingung, um das Land zu verändern. Viele Dinge fehlen noch, Sie und die kleinen Politiker ihres Kabinetts wissen das. Viele Dinge fehlen, und, was am wichtigsten ist, Millionen mexikanischer Männer und Frauen wissen dies ebenfalls. Die Indígenas zum Beispiel fehlen. Was fehlt, ist die Anerkennung ihrer Rechte und Kultur die, glauben Sie mir, nichts mit Angeboten zur Förderung der Geschäfte zu tun hat. Was fehlt, ist die Demilitarisierung und die Deparamilitarisierung der indigenen Gemeinden. Was fehlt, ist die Freilassung der politischen Gefangenen. Was fehlt, sind die politischen Verschwundenen. Was fehlt, ist die Rekonstruktion und die Verteidigung der nationalen Souveränität. Was fehlt, ist ein wirtschaftliches Programm, das die Bedürfnisse der Ärmsten befriedigen würde. Was fehlt, sind wie immer die Bürger. Was fehlt, sind Politiker, die zur Verantwortung gezogen werden. Aber auch Frieden fehlt. Señor Fox: für mehr als sechs Jahre täuschte Ihr Vorgänger Zedillo eine Bereitschaft zum Dialog vor und führte Krieg gegen uns. Er wählte die Konfrontation und verlor. Nun haben Sie die Möglichkeit zu wählen. Was auf dem Spiel stehen wird, ist nicht, ob wir gegen das sind, was Sie repräsentieren und was Sie für unser Land bedeuten. Es sollte kein Zweifel darüber bestehen: Wir sind Ihre Gegner. Was auf dem Spiel stehen wird, ist ob diese Opposition durch zivile und friedliche Mittel geführt werden wird oder ob wir bewaffnet und mit verhüllten Gesichtern fortfahren müssen, bis wir das erreichen, was wir suchen, was nichts anderes ist, Señor Fox, als Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit für alle Mexikaner. Vale. Salud, und lassen Sie uns hoffen, daß es für Mexiko und Chiapas einen neuen Morgen geben wird. aus den Bergen des mexikanischen Südostens |