Comunicado der EZLN 10. Dezember 2023
In welchem Augenblick wandelt sie sich in eine würdige Wut? Wann fängt sie an, sich von Groll und Rache zu entfernen? [Wann] kommt sie der Gerechtigkeit nahe? Wie kann sie sich zur historischen Wurzel ganzer Pueblos wandeln – Pueblos, die in ihrer Geographie, Sprache, Kultur, Geschichte, Zeiten verschieden sind? Ist die Wut die Brücke zwischen Schmerz und Rebellion? In welchem Moment wandeln sich Furcht, Verzweiflung, Ohnmacht in Wut? Und wenn umgekehrt die verschwunden gemachten Männer und Frauen die Wut weiter vererben an diejenigen, die sie suchen? Wenn sie [so] ihre Mütter gebären? Und wenn die Sucherinnen nicht Trost, Mitleid, Sympathie – das Almosen entfernt Zuhörender – suchen? Wenn sie ebenso unsere Wut suchen? Und wenn all diese [verschiedene] Wut dieselbe Wurzel hat – und sie, wir – die Pueblos – uns in dieser Wurzel treffen? Werden wir uns begrüßen? Werden wir die Kräfte haben, uns anzulächeln, uns zu umarmen, nicht nur die Schmerzen auszutauschen, sondern auch die Daten des dafür Verantwortlichen: sein gleiches Gesicht (obzwar verschieden), sein hämisches Lachen und seinen höhnischen Blick, seinen Zynismus und seine Manier, sich ungestraft zu wissen [unter der] Fahne des Geldes? Und wenn irgendwann eine*r im nicht-beendeten Buch der Geschichte ein Licht erblickt – irgendeines, welches ohne Schaumschlägerei und Parolen zeigt: "Dieses Licht wurde von der Wut hervorgebracht«? Und wenn das, was uns – trotz aller Unterschiede – vereint, eine selbe Wut ist? Wen wird es geben, der sich uns gegenüberstellt? Wer wird uns zur selben Niederlage von einst, jetzt und heute verurteilen? Wer droht uns mit dem selben Morgen wie dem Heute? Wer wird verlieren und wer wird finden? -*-
Der Capitán |