Die Ängste Goliaths vor der nächtlichen Rückkehr Davids
Drohnen und Kameras in der Selva


Bericht von Bewohnern des Ejido Pichucalco,
Biosphärenreservat Montes Azules:

"Am Dienstag den 13. August kam ein dunkles Flugzeug geflogen, ohne Geräusche und langsamer als ein Helikopter, so als ob es vom Wind getragen wurde. Es hatte einen Kopf wie den einer Ente und war von einer Art, die wir hier noch nie zuvor gesehen haben. Um halb sieben abends (19:30 Uhr Sommerzeit) kam es tief aus Richtung Candelaria und flog tief über das Dorf, langsam wie wir schon sagten, machte seine Lichter an einem Flügel an, dann am Schwanz, später am anderen Flügel, eins nach dem anderen in unterschiedlichen Farben. Von dort flog es weiter in Richtung der Anhöhe Altamirano (Fluß Perla) und in San Quintín bewegte es sich dann weiter Richtung Miramar (die Lagune) auf dem Weg zur Anhöhe Galilea."

"Um diesen Vorfall anzuzeigen und um zu wissen, um welches Flugzeug es sich handelte, das uns direkt über den Kopf flog, wendeten wir uns ein paar Tage später an Compañeros des zivilen Verbands. Dort zeigten sie uns eine Liste mit Bildern diverser Flugzeugtypen. Schnell konnten wir jenes Flugzeug identifizieren von dem uns dann die Compañeros weitere Charakteristika gaben. Es handelt sich um ein unbemanntes Luftfahrzeug (UAV), bekannt als Drohne, des Typs Global Hawk RQ-4 (auch Trion II+ genannt), eingesetzt von der Air Force der USA zur Überwachung. Es handelt sich dabei um die neueste und fortschrittlichste Entwicklung für Objekte dieses Typs und wird vom Hersteller Nortrop Grumman gefertigt. Zur Erläuterung, um welches Flugzeug es sich genau handelte, fügen wir die beiden Bilder, auf denen wir es identifizierten konnten, und eine Karte bei, in der durch einen grauen Kreis die Route des Drohns und durch einen roten Punkt die Lage unseres Ejidos Pichucalco gekennzeichnet sind."

"Wir erfuhren auch, dass wir nicht die einzige Region waren, die von diesen Flugrüsseln besucht worden ist. Der Zeitpunkt jenes Flugs über unser Dorf stimmt mit ähnlichen Flügen überein, über die unsere Compañeros der EZLN in einem Rundschreiben vom 14. August berichten, in dem Comandante Tacho folgendes sagt: "Wir informieren euch, dass in der Nacht vom 12. und 13. August 2013 Militärflugzeuge die Gebiete der fünf zapatistischen Caracoles überflogen haben, Orte an denen der Kurs der Freiheit (La Libertad) durch die Zapatisten erteilt wird."

Trotz Ähnlichkeit gibt es einen Punkt, in dem die Flüge nicht zusammenpassen. Die Region des Biosphärenreservats Montes Azules, in der wir leben, befindet sich im Umland des Aufstands, wo es keine Kurse dieser Schule gibt.

Es gibt noch weitere Vorfälle, über die am 6. oder 7. August die Compañeros des Dorfs Benito Juárez Miramar, das sich in unserer Region befindet, berichteten: Die Entdeckung von Fotokameras, die in den Bäumen versteckt sind.
Womöglich hängen der Flug und die Kameras mit der zapatistischen Schule zusammen, oder auch nicht. Vielleicht haben sie auch mit der Bekanntmachung unserer Bewegung ‘Movimiento Redeldía de los Montes Azules’ am 30. Juli dieses Jahres zu tun. Oder möglicherweise hat alles in einem betrachtet der verdammten Regierung einen Schrecken eingejagt.
Es gibt noch eins, worauf wir auf der Suche nach einer Erklärung gestoßen sind. Einer von uns erinnerte sich an etwas, das den Anschein erweckt, als könne es erklären, warum sich die Regierung so erschrocken hat. Vor 14 Jahren, zu der gleichen Zeit wie jetzt, waren wir als Kommision in der ganzen Region Montes Azules unterwegs, um die Wachposten unserer Compañeros des benachbarten Ejidos Amador Hernández zu unterstützen, wo das Militär auf Land- und Luftweg eingetroffen war. Am 13. August jenes Jahres 1999, kamen aus Aguascalientes de La Realidad (heute Caracol und Junta de Buen Gobierno) auch Gruppen von mehr als hundert Studenten, die an einem Kulturtreffen teilnahmen, in unsere Region, um gemeinsam Druck auszuüben, um den Rückzug der Soldaten zu erreichen. Tage vorher kamen sie aus México und anderen Ländern angereist, um am ‘Encuentro Nacional en Defensa del Patrimonio Cultural’ (Nationales Treffen zur Verteidigung des kulturellen Erbes) teilzunehmen, das in dem heutigen Caracol stattfand. Am 12. August, während Subcomandante Marcos dort die Arbeit eröffnete, marschierte in Amador die Armee ein. Daraufhin machten sie sich genauso wie wir auf den Weg nach Amador.

Wir glauben, dass Enrique Peña, den wir TP* getauft haben, weil er die ‘Títere Peña’ (Marionette Peña) darstellt, im Rahmen der wachsenden Ablehnung und Mobilisierung der Pueblos gegen seine Initiative zur Verfassungsreform um das Gas und Öl der Nation den Kapitalisten zu übergeben, von seinen Chefs (von jenen, die ihn hier in Mexico zum Präsidenten ernannten und vor zwanzig Jahren selbst das Land regiert hatten) darüber informiert wurde, dass im Südosten, genauer gesagt in der Selva Lacandona, sowohl die nationalen Unruhen als auch der nahende 20. Jahrestag der bewaffneten Erhebung am 1. Januar 1994 genutzt werden, um eine neue Front zum Kampf vorzubereiten.
Das Instrument, so dachten sich diese erschrockenen Regierungen, die behaupten, nur die Berater dieses TPs zu sein, werden die nationalen und internationalen Student/Innen sein, die im Andenken an die Geschehnisse von 1999 , zu der Überzeugung gekommen sind, sich nach Montes Azules zu begeben um von dort und anderen Orten aus die Aktionen zu beginnen. So denken wir, dass die Politiker auch vor zwanzig Jahren gedacht haben, die heute den TP lenken und sicher ebenso sein Sicherheitsberater gedacht hat, der kolumbianische General Oscar Naranjo Trujillo, seit einem Jahr Direktor der Nationalen Polizei dieses Landes. Weil Generäle so denken wie Generäle und nicht wie die normalen Leute, vor allem die der lateinamerikanischen Armeen, die als Agenten der Geheimdienste der US-Amerikaner dienen.

Deshalb gibt es Dinge, die wichtigsten, die die Macht auch trotz ihrer Macht nicht kann, wie zum Beispiel denken wie die Leute, besonders dann, wenn die Leute organisiert sind. Das, was die Pueblos vorbereiten, ihre Zeit, ihre Art und Weise und ihr Bewusstsein, lebt von der Zeit, die sie erfahren, von der Erde, die sie bewohnen, und von den Bedingungen, in denen sie leben. Den lokalen Spionen den Lohn zu erhöhen, sie abzurichten (nicht nur ihnen Anweisungen zu geben) oder aufzupassen, dass sie nicht zuviel Alkohol trinken, könnte die alkoholische Qualität ihrer Berichte verbessern, aber auch wenn die Macht sich von ihren Ängste befreien würde, die immer widerkehrende Erinnerung daran, dass es David noch möglich ist, den Weg der Tapferen zu erkennen und ihre nötigen Schritte mit einem Herz, das den ihren gleicht, zu beschützen, wird die Gedanken der Macht verdunkeln, da dies für die Macht unmöglich ist.
Noch ein Vorfall, über den wir am Ende noch berichten wollen, da er möglicherweise mit der Sache mit dem Drohn zusammenhängt, und zufälligerweise auch mit jenen Kameras. Es geschah am Freitag, den 16. August um 11 Uhr und am Montag, den 19. August um 13 Uhr. Ein sehr bekannter Helicopter, der der Landesregierung (Farbe: orange mit weiß), flog die Region in einer von der des Drohns nur leicht abweichenden Route ab:
Er überflog die Route über alle irregulären Dörfer, die im Reservat Montes Azules von Vertreibung bedroht sind. Er kam über Candelaria in Richtung Taniperla, so berichteten die Compañeros aus Pichucalco (in der angehängten Karte ist die Route in orange markiert). Normalerweise beschäftigt sich die Widerwärtigkeit dieser Flüge, politische Operatoren der Regierung, wie sie sich nennen, damit, den Leuten entweder zu drohen oder ihnen Geld oder Land anzubieten, damit sie akzeptieren, dieses Gebiet zu verlassen, auch wenn sie schon Jahre dort leben, schon vor 94 und laut Gesetz es ihr Recht ist, zu bleiben.

So, dieses Schreiben erzählt uns von jenen Vorfällen, die sich in der dritten Woche des August in unserer Region Montes Azules zugetragenen haben und ein wenig von unserer Interpretation, warum es sich um einen US-amerikanischen Drohn über unser Dorf handelte und auch von jenen in den Bäumen versteckten Kameras, außerdem vom Helicopter der Regierung von Chiapas, der am 16. und 19. wie ein Pylon auftauchte.

Zum Schluss. Verliert nicht die Geduld, in einigen Tagen schicken wir euch die Details, von denen wir schon vor einem Monat gesprochen haben, dass wir sie euch senden wollen: ein wenig mehr darüber was oder wer wir sind, wen wir zusammenrufen, wie wir denken weiterzugehen, was das Thema sein wird und welche unsere Art und Weise.

Bleibt ruhig und vergesst nicht Kräfte zu sparen, weil die Nacht sich in euren Herzen erleuchten muss.

Redaktionelle Kommision der Bewegung
‘Movimiento Redeldía de los Montes Azules’