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15. Jänner 2004
PRESSEERKLÄRUNG
EJIDO EMILIANO ZAPATA
Am 8. Januar 2004, besuchten Mitglieder des Menschenrechtszentrums, gemeinsam
mit dem Netzwerk der Gemeindeverteidiger, SIPAZ und mehreren Journalisten,
das Ejido Emiliano Zapata, Bezirk Tila, auf Ersuchen von 27 der 48 Bewohner
dieses Ejidos, die verschiedenen politischen Organisationen angehören,
darunter UCIAF, PRI und zapatistische Sympathisanten.
Die Beobachterbrigade wurde von etwa 70 Personen begleitet,
darunter Frauen, Kinder und Männer, die öffentlich fordern wollten,
dass das Militärlager der 39. Militärzone sich von ihrem Ejidoland
zurückzieht. Es wurden drei Versammlungsbeschlüsse vom 10. Dezember
2003 vorgelesen; diese Dokumente waren von dem Besitzer der Parzelle unterzeichnet,
auf dem sich diese Armeeabteilung befindet, der angab, dass man ihm mit
Gefängnis gedroht hatte, falls er seine Unzufriedenheit öffentlich
machen würde.
Die Ejidatarios forderten den Rückzug der Armee aus
ihrer Gemeinde, wo sie eine Operationsbasis unterhält, die seit 1995,
5000 m2 Gemeindeland besetzt hält. Die Ejidobehörden setzten
ein Ultimatum von 15. Tage für die Räumung des Militärlagers
mit dem Namen "Regimiento Garcia" fest.
Die Ejidobewohner bestätigten, dass sie am 22. Januar zurückkehren
würden um zu überprüfen ob das Ejido geräumt worden
ist, denn der Schaden, den die Anwesenheit der Bundesarmee in der Sozialstruktur
der Gemeinden verursacht, sei bereits irreparabel, und ein Verstoß
gegen die Menschenrechte der Dorfbewohner.
Folgende Beschwerden wurden gemacht:
• "Alle 15 Tage kommen Prostituierte. Die Soldaten unterhalten
mit ihnen Beziehungen an öffentlichen Plätzen, in voller Sicht
der Leute, der Kinder und Frauen, ausserdem befindet sich die Schule nahe
des Militärlagers."
• "Einige Familien von Paz y Justicia vermieten Zimmer an Frauen,
die von den Soldaten gebracht werden".
• "In der Gemeinde gab es vorher kein Alkoholverkauf. Das ist
etwas, das unsere Autoritäten bekämpft haben. Aber jetzt wird
in den Läden der PRIistas Alkohol verkauft, und sie betrinken sich
mit ihren Frauen".
• "Die Soldaten rauchen auch Marijuana in Anwesenheit unserer
Kinder. Viele Einwohner haben gemerkt, dass sie vielen Kindern Marijuana
gegeben haben, und sie zwangen sexuelle Beziehungen mit den Prostituierten
zu haben".
Obwohl die Demonstranten friedlich vorgingen, wurde das
Lager von einer Sicherheitskette aus 20 Militärpolizisten in voller
Kampfmontur geschützt, während sich ganz in der Nähe bewaffnete
Soldaten befanden. Beim Abschluss der Veranstaltung wurden die Demonstranten
von Frauen angegriffen, die zu Paz y Justicia gehörten, und Steine
und Holzstöcke einsetzten. Dies führte zu großen Spannungen,
denn mehrere Demonstranten wurden verletzt.
Trotz der Verspottung und der Gewalttätigkeit gegen
die Ejidobewohner, antworteten diese nicht auf die Angriffe. Die Situation
verschärfte sich zusätzlich, da seit dem 12. Januar 2004 laut
Presseinformationen, zwei Panzerfahrzeuge der Bundesarmee, ein Patrouille
der Sektorpolizei und eine andere des Staatlichen Ermittlungsamtes in
der Gemeinde angekommen sind. Die Polizisten weigerten sich ihre Namen
anzugeben.
Sie wurden angeführt vom Leutnant der Operationsbasis
und den Kommandanten des Hauptquartiers ind Tuxtla Gutiérrez, die
den Ejidoautoritäten sagten: "Das Militär wird das Grundstück
nicht verlassen. Sie dürfen ihre Demonstrationen nicht weiterführen,
denn dann werden im Gegenteil noch zwei oder drei weitere Lager eingerichtet,
und das an jedem beliebigen Ort." Das Menschenrechtszentrum ruft
die Bundes- und Staatlichen Behörden auf:
- Den Gesuchen der Ejidobewohner unter völliger Achtung ihrer Menschenrechte
nachzugehen.
- Das im Artikel 14 des Agrarischen Gesetzes festgelegte Recht zu achten,
das den Ejidobewohnern den Gebrauch und Nutzen ihrer Parzellen zusichert.
- Die Versammlung als höchstes Organ des Ejidos anzuerkennen, wie
in Artikel 22 des gleichen Gesetzes festgelegt.
- Es ist von grösster Wichtigkeit, dass die zuständigen Behörden
alle Handlungen revidieren und untersuchen, die in den drei Ejidobeschlüssen
beanstandet werden, in dem Sinne, dass die Anwesenheit der Bundesarmee
ein Angriff gegen die Sicherheit der Gemeinden darstellt.
- Wir ersuchen auch darum, die Beteiligung, Gewalttätigkeit und Drohungen
von Mitgliedern der Gruppe Paz y Justicia gegen die Ejidobewohner zu klären,
da eine Vernachlässigung durch die Behörden schwere Konsequenzen
für die ganze Region nach sich ziehen könnte.
- Wir fordern erneut die Entwaffnung und Auflösung der paramilitärischen
Gruppen, und die Bundesgeneralstaatsanwaltschaft detailliert über
die Ermittlungen und Maßnahmen berichtet, die sie hinsichtlich der
paramilitärischen Gruppen unternommen hat.
Menschenrechtszentrum Bartomlomé de las Casas
San Cristóbal de las Casas, Chiapas
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