Verletzter Compañero der Unterstützungsbasis der EZLN in der Region Moisés y Gandhi – durch den Angriff der paramilitärischen Gruppe ORCAO


An den Congreso Nacional Indígena – CNI
An die Sexta Nacional und Internacional
An die Netzwerke des Widerstands und der Rebellionen
An diejenigen, die an Karawane und Forum Der Süden widersteht teilgenommen haben
An diejenigen, die kämpfen und das Leben verteidigen.

24. Mai 2023

Compañer@s, wir haben die Information erhalten über den jüngsten fürchterlichen Angriff der paramilitärischen Gruppe der ORCAO (der Regionalen Organisation der Kaffeeanbauer von Ocosingo) auf unsere Compañer@s der Unterstützungsbasis der EZLN (BAEZLN) – in der Nacht vom 22. Mai 2023.

Dieser Angriff richtete sich gegen die Zapatistische Autonome Gemeinde Moisés y Gandhi, im autonomen Landkreis Lucio Cabañas – [zugehörig zum] Caracol 10 "Die rebellischen Saatkörner zum Blühen bringen" (offizieller Landkreis von Ocosingo, Chiapas). Der bewaffnete Angriff währte Stunden, währenddessen wurden hunderte von Kugeln abgefeuert, dabei wurde unser Compañero der zapatistischen Unterstützungsbasis, Gilberto López Sántiz, schwer verletzt.

Mit Schmerz, Kraft und Würde erklären wir ein weiteres Mal: Die kriminelle Organisation der ORCAO ist eine bewaffnete Gruppe, die nicht aufgehört hat, Gewalt anzutun, einzuschüchtern, zu schikanieren, zu entführen, zu foltern, zu rauben, zu zerstören und danach zu streben, sich wiedergewonnenes Land der Pueblos der EZLN anzueignen.

Die Arbeitsweise der ORCAO ist die von guten Aufstandsbekämpfungsagenten der Regierung. Gegenwärtig tarnt diese sich als „Gobierno Indígena“ [„Indigene Regierung“], um so auch mit Diffamierung, Verleugnung und Manipulation feige gegen die EZLN zu agieren und damit Verwirrung und Desinformation zu erzeugen.

Als Netzwerk des Widerstands und der Rebellionen AJMAQ – gemeinsam mit anderen Organisationen, Kollektiven und Einzelpersonen – haben wir seit Oktober 2020 Karawanen und Besuche zur Beobachtung gemacht, um die verbrecherischen Aktionen dieser paramilitärischen Gruppe [der ORCAO] zu dokumentieren, dies öffentlich zu verbreiten und anzuprangern. Somit haben wir genaue Aussagen von Männern, alten Menschen, Frauen, Jugendlichen und Kindern seit 2019 zusammengebracht. Diese Angriffe haben mit Einzäunen und Parzellisierungen von Feldern des wiedergewonnenen Lands [der EZLN] begonnen, mit Schäden anrichten auf und zerstören von kollektiven Saatfeldern. Anfang 2020 kamen zu diesen Angriffen der Raub von Pflanzungen, die Zerstörung von Zäunen und Zaunpfählen hinzu, sowie die Präsenz von bewaffneten Leuten mit Funkgeräten, die innerhalb der Gemeinde patrouillieren. Hinzu kamen verbale Drohungen und Drohschreiben, Einschüchterungen und physische Aggressionen gegenüber Compas der BAEZLN; das Niederbrennen und Ausräuchern von Saatfeldern, das Ausrauben von Läden der autonomen Gemeinden; Verbrennen von Bienenstöcken; Zerstörungen innerhalb der Autonomen Sekundarschule; sowie das Abgeben von Gewehrschüssen.

Im August 2020 wurde das Niederbrennen und die Zerstörung der Kantine der zapatistischen Compañeras sowie des Regionalen Ladens El Arcoriris an der Kreuzung Cuxuljá, durch die ORCAO, publik gemacht. Die Kreuzung wird nun von der paramilitärischen Gruppe kontrolliert.

Angriffe und Schüsse mit unterschiedlichen Waffenkalibern innerhalb der autonomen Gemeinden setzen sich fort: Männer, Frauen, Jungen, Mädchen, Großmütter und -väter werden der Gefahr ausgesetzt, müssen sich vor den Kugeln schützen, sich mitten in der Morgendämmerung in den Schlamm werfen. Denn ganze Nächte und Tage über hat es Angriffe gegeben.

Wir wissen, dies sind nicht die einzigen Male, dass die ORCAO kriminelle Attacken gegen unsere Compañer@s der EZLN richtet. Denn seit Ende der 90er Jahre wurden verschiedene Anführer der ORCAO durch die mexikanische Regierung – in ihrem Eifer das Vorankommen von Autonomie und Kampf auszubremsen – kooptiert. Aktuell stellt die Regierung, angeführt von Andrés Manuel López Obrador (AMLO) und seiner Partei „Bewegung der Nationalen Erneuerung“ (MORENA), keinerlei Ausnahme dar: Die ORCAO handelt weiterhin vollkommen straffrei und erhält Sozialprogramme wie Sembrando Vida – als Teil eines unheilvollen Paktes zwischen dieser Art von Organisationen und der schlechten Regierung.

Als Netzwerk des Widerstands und der Rebellionen AJMAQ erklären wir unsere Solidarität mit der EZLN und unsere Ablehnung der Geschehnisse – wir sind aufmerksam gegenüber dem [weiteren] Gesundheitszustand unseres Compañero Gilberto López Sántiz.

Wir rufen die Compas der Sexta Nacional und Internacional, die solidarischen Menschen, dazu auf, wachsam zu sein und nachdem, was geschehen ist, sich zu erklären, zu demonstrieren. Wir schreien laut: Unsere Compañer@s Zapatistas stehen nicht allein – und wenn sie eine*n angreifen, dann greifen sie uns alle an.

Die Zapatistas sind nicht allein!
Stopp den Angriffen gegen die EZLN!
Es lebe die Autonomie!
Unser Kampf ist für das Leben!

Red de Resistencias y Rebeldías Ajmaq

 

Erklärung des CNI
Unsere Geschwister der autonomen Gemeinde Moisés Gandhi sind nicht allein

Der Krieg, der den Pueblos Originarios, den Hüter*innen von Mutter Erde, erklärt wurde, zwingt uns zum organisierten Handeln zur Verteidigung des Lebens.

An die Pueblos und Regierungen der Welt
An die Medien
An die Sexta Nacional e Internacional
An die Menschenrechtsorganisationen

Wir, die Pueblos Originarios des Congreso Nacional Indígena [Nationaler Indigener Kongress], verurteilen den feigen Angriff der „Regionalen Organisation der Kaffeebauern von Ocosingo“, ORCAO, auf die Unterstützungsbasis der Zapatistischen Befreiungsarmee EZLN in der autonomen Gemeinde Moisés Gandhi im Landkreis Ocosingo, Chiapas, bei dem der Compañero Gilberto López Sántiz schwer verletzt wurde.

Bei dem Angriff mit großkalibrigen Waffen traf ihn eine Kugel, die das Zwerchfell durchdrang, drei Löcher in den Dickdarm riss und dann den Magen und schließlich die Milz beschädigte, was bedeutet, dass sich der Compañero in einem ernsten Zustand befindet. Diese Situation wird dadurch erschwert, dass er nur unzureichende medizinische Versorgung erhalten hat, da er dringend intensivmedizinisch behandelt werden muss, aber nicht in eine Einrichtung eingewiesen oder verlegt wurde, wo er die notwendige Behandlung erhalten kann.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommuniqués gehen die bewaffneten Angriffe auf die Gemeinde Moises Gandhi völlig ungestraft weiter und die schlechten Regierungen zeigen sich komplett gleichgültig.

Der autonomen Gemeinde Moises Gandhi und der Unterstützungsbasis der EZLN bekunden wir unsere volle Unterstützung und teilen ihre Empörung und Wut.

Wir machen die Regierungen der drei Ebenen für die Eskalation der Gewalt gegen die Gemeinden der zapatistischen Unterstützungsbasis sowie für die Unversehrtheit und das Leben unseres Compañero Gilberto López Sántiz verantwortlich.

Angesichts dessen fordern wir:

1. Die sofortige und angemessene medizinische Versorgung des Compañero Gilberto López Sántiz

2. Das Ende des bewaffneten Angriffs auf die Gemeinde Moisés Gandhi und die Respektierung ihres autonomen Territoriums

3. Die Bestrafung der materiellen und geistigen Urheber dieser paramilitärischen Angriffe

4. Die Auflösung der bewaffneten Gruppen, durch die der Krieg gegen die zapatistischen Gemeinden aktiv gehalten und ausgeweitet wird

Wir warnen erneut vor dem Krieg, der den Pueblos Originarios, den Hüter*innen von Mutter Erde, erklärt wurde. Er zwingt uns dazu, organisiert zu handeln, um das Leben zu verteidigen. Deshalb sind unsere Geschwister der indigenen zapatistischen Gemeinden nicht allein.

Für die ganzheitliche Rekonstituierung unserer Pueblos!
Nie wieder ein Mexiko ohne uns!

Hochachtungsvoll,

Congreso Nacional Indígena


Aus dem Spanischen von Katalina