Zweite Widerstandserklärung der Pueblos des CIPOG-EZ und CNI–CIG
Unsere Toten begraben, unsere Gefallenen ehren, die Gerechtigkeit in die eigenen Hände nehmen

An den Ejército Zapatista de Liberación Nacional – EZLN
An den Congreso Nacional Indígena – CNI
An den Indigenen Regierungsrat – CIG
An die Pueblos von Guerrero, Mexiko und der Welt
An die Sexta Nacional und Internacional
An die Unterstützungsnetzwerke des CNI-CIG
An die freien, ehrlichen und autonomen Medien

Chilapa de Álvarez, Guerrero
21. Dezember 2020


Im Juni 2019 gaben wir bekannt, dass unser Gebiet gesperrt ist, um eine Reihe von Massakern zuverhindern. Angesichts des Terrors, den die narco-paramilitärische Gruppe »Los Ardillos« sät – und angesichts der Abwesenheit des mexikanisches Staates – erklärten wir uns zu CNI-CIG-Gemeinden im Widerstand. Nach einem Jahr narco-paramilitärischer Umzingelung, die uns bis an die Grenze zu ersticken suchte, entschieden wir am vergangenen 18. November 2020, diese Umzingelung zudurchbrechen.

Ein Monat danach fangen die Morde wieder an. Die Straflosigkeit, die die »Los Ardillos« genießen, gibt ein klares Zeichen: Hier existieren keine Menschenrechte, hier existieren weder Gesetze noch irgendeine Rechtmäßigkeit. Der Staat ist nicht abwesend, sondern er ist Komplize und sucht unseren Tod, weil wir ihn stören, ihn hindern. Ein Jahr und sieben Monate nachdem unsere Brüder, unsere Schwestern – ohne jegliche Gerechtigkeit – begraben wurden, lachen ihre straflosen Mörder über uns – unter dem Schutz der drei Regierungsebenen.

Heute geben wir bekannt, dass unser Widerstand weitergeht – jedoch können wir nicht dazuzurückkehren, uns einzuschließen. Unsere kommunitäre Polizei hat alle Hände voll zu tun. Denn es geht nicht nur darum, einige Gruppen von Delinquenten zu bekämpfen – jetzt, wo wir klar sehen,
wie von der Staats- und Bundesstaaten-Regierung aus sich eine Linie der Komplizenschaften erstreckt.

Wir sind nicht mit dem alten organisierten Verbrechen konfrontiert, sondern mit einer neuen Form von Regierung, die das Land wirklich transformiert - jedoch nicht zum Wohle der Pueblos. Denn jetzt werden Flughäfen an Militärs übertragen, und ihnen werden zivile Verantwortlichkeiten gegeben.

Währenddessen werden die Angriffe in Chiapas auf unsere zapatistischen Brüder und Schwestern weiter straffrei fortgesetzt. Und hier in Guerrero geben sie den Narco-Paramilitärs die absolute Freiheit, um über uns herfallen zu können - damit gemeiner Mord ein Exempel setzt gegen diejenigen, die die Politik der (mexikanischen) obersten Regierung kritisieren.

Von heute an bis in die nächsten Monate hinein werden wir eine kollektive Reflexion innerhalb der Comunidades des CIPOG-EZ, CNI-CIG der Region Montaña Baja beginnen, um die nächsten Schritte, die wir in unserem Gebiet machen werden, zu bestimmen. Denn definitiv wollen wir nicht dazu zurückkehren, die Sklaven der narco-paramilitärischen Gruppen zu sein.

Der mexikanische Staat hat bereits klar gezeigt, welcher Seite er sich verpflichtet sieht. Er ist nicht mit uns. Unsere kommunitäre Polizei wird unter diesen Umständen überrannt. Sobald wie möglich wird jetzt zu Beginn unsere kommunitäre Polizei von der allgemeinen Bevölkerung unterstützt; wir werden (Sicherheits-)Schleusen und Beobachtungspunkte einrichten, wo es uns möglich ist. Unsere lokalen und regionalen Verantwortlichen und Beauftragten übernehmen die Aufgabe, zu Versammlungen aufzurufen und sie durchzuführen, um unsere nächsten Schritte zu vereinbaren. Wir werden fortfahren, Mobilisierungen, Straßenblockaden umzusetzen, Mautstellen zu besetzen und weitere Aktionen zu machen - die wir für notwendig erachten, um Gerechtigkeit zu fordern.

Heute säen wir und geben der Erde zurück: unsere Schwestern María Agustín Chino, Amalia Morales Guapango und unsere Brüder José Benito Migueleño y Miguel Migueleño.

Wir ehren die Erinnerung an unsere Gefallenen und fordern Gerechtigkeit für: José Lucio Bartolo Faustino,
Modesto Verales Sebastián,
Bartolo Hilario Morales,
Isaías Xanteco Ahuejote,
David Domingo Alonso,
Marcelino Pedro Rojas,
Juana Hernández Ambrosio,
Alberta Matías Tendón,
José Julio Fiscaleño Hilario,
Cándido Fiscaleño Hilario,
Crescenciano Migueleño Coapango,
Marcos Fiscaleño Bastizar,
Antonio Mendoza Tolentino,
Israel Tolentino Ahuelicán,
Israel Mendoza Pasado,
Florentino Linares Jiménez,
Juan Joaquín Ahuejote
und Regino Fiscaleño Chautla.

Aus dem Widerstandsherzen des kommunitären Gebiets der Montaña Baja in Guerrero - für den Consejo Indígena y Popular de Guerrero - Emiliano Zapata (CIPOG-EZ), hochachtungsvoll:

Landkreis-Kommissare,
Kommunale und Gemeindeland-Beauftragte, Landkreis-Koordinierende, Sicherheitsräte, Landkreis-Delegierte und Vollversammlungen von Xicotlán, Tula Guerrero, Terrero 1, Ahuehuitic, Papaxtla, Acahueuetlan, Rincón de Chautla, Zacapexco, Buena Vista, Xolotepec, Xulchuchuio, San Jerónimo Palantla, Ahuixtla, El Jagüey, El Paraíso, Tepozonalco, Santa Rosa, Mexcaltepec 1.
Regionen: Costa Chica, Costa Montaña, Montaña Alta und Montaña Baja im Widerstand
Organización Campesina de la Sierra del Sur (O.C.S.S.)


Stopp dem paramilitärischen Krieg gegen die zapatistischen Comunidades des EZLN!
Stopp dem narco-paramilitärischen Krieg gegen die indigenen Comunidades des CNI-CIG!
Gerechtigkeit für alle unsere Gefangenen, Ermordeten und Verschwunden Gemachten des CNI-CIG!
Niemals mehr ein Mexiko ohne uns!

übersetzt von lisa-colectivo malíntzin