3. März 2010

An den Rat der Guten Regierung der Altos von Chiapas
An die compañeras und compañeros Anhänger_innen der Anderen Kampagne
An die nationalen und internationalen Kommunikationsmedien
An die Zezta internacional
An die alternativen Medien
An die Nicht-Regierungs- und Menschenrechts-Organisationen
An die Bevölkerung Mexikos und der Welt


Compañeras y compañeros:

Ihr erhaltet einen großen Gruß der Frauen und Männer, Anhänger_innen der Anderen Kapagne, aus unserer Gemeinde. Wir möchten euch mitteilen, was in unserer Gemeinde wegen der Paramilitärs des "Ejército de Dios, Alas de Águila" [dt.: Armee Gottes, Flügel des Adlers] passiert ist.

Auch vor den verschiedenen Versionen der Zeitungen, in denen sie Nachrichten und Fotos veröffentlichen über das, was in unserer Gemeinde am 27. und 28. Februar passierte, wie die Zeitung Milenio und im Internet, wo sie sagen, dass wir Verbrecher_innen sind, dass der Konflikt wegen Handel mit Migrant_innen ist, wegen Holz, dass es ein religiöser Konflikt ist, dass wir barbarische Indios sind.

Wir erklären, dass wir lediglich unser Recht darauf, pueblo zu sein, verteidigen; das Recht unsere Entscheidungen im Leben der Gemeinde über unser Gebiet zu treffen und zu respektieren, und es ist klar, dass die Provokation vom Ejército de Dios kommt, um weitere Gewalt zu verursachen und uns so zu spalten und unserer Gemeindeversammlung, unserer Bevölkerung Kraft zu nehmen. Außerdem hat das Ejército de Dios die Komplizenschaft der Regierung, weil sie immer kommt, um die Geldstrafen, die Schäden zu bezahlen und sie beschützt. Sie wollen, dass wir schwach sind, um ihr Megaprojekt der Landstrasse San Cristóbal Palenque durchführen zu können. Aber wir sagen ihnen, dass wir in unserem Kampf für unsere Rechte standhaft bleiben und geben unser Wort bekannt, um zu informieren.

Am Sonntag, dem 28. Februar, versammelten wir uns in der Ejido-Versammlung in der Gemeinde, um eine Entscheidung über die Rodung von 5 Bäumen zu treffen, die von Andrés Jiménez Hernández 2o begangen wurde. Laut Abkommen der Generalversammlung und um unsere Wälder zu schützen, muss eine Person die Erlaubnis der Gemeindeautoriäten beantragen, wenn sie einen Baum zu ihrem Nutzen zu fällen. Derjenige, der dies nicht respektiert, erhält eine Sanktion, dass er eine Geldstrafe über 2000 Pesos für jeden Baum, der ohne Erlaubnis gefällt wurde, zu zahlen hat.

Aber Herr Andrés Jiménez Hernández, der seit Monaten aufgehört hat, seine komunitären Verpflichtungen zu erfüllen und der der Gruppe Alas de Águila und des Ejército de Dios angehört, rodete fünf Bäume ohne Erlaubnis. Daher präsentierten sich die Autoritäten des Ejidos vor Ort, um ihn an die Abkommen der Gemeinde zu erinnern. Herr Andrés wurde begleitet von Heredia Jiménez, Emilio Jiménez Heredia, Manuel Jiménez Hernández, Luis Jiménez Pérez, Celestino Pérez Hernández und Juan Gómez Heredia, und sie wurden eingeladen, in der Casa Ejidal zu erscheinen, um die Situation zu regeln. Aber sie wurden aggressiv und sagten:"wenn ihr Probleme wollt, wir sind auch organisiert und haben Unterstützung von der Regierung."

Laut Beschluss der Versammlung vom 28. Februar um 11:40 morgens wurde das Holz beschlagnahmt und in den Hof der Casa Ejidal gebracht, weil, wenn die kommunitäre Autorität nicht interveniert, um die Abkommen der Versammlung umzusetzen, müssen die Autoritäten selbst die Geldstrafe bezahlen. Die Holzfäller des Ejército de Dios organisierten sich - statt in der Casa Ejidal zu erscheinen und das Problem zu regeln -, um die kommunitären Autoritäten zu entführen.

Um 16 Uhr des 28. Februar 2010 kam eine Gruppe von 20 Personen des Ejército de Dios in zwei Kleinlastern zum Haus des ländlichen Gemeindebezirks-Agenten Herrn Siliano Pérez Díaz, der noch vor drei Wochen anerkannt wurde, nachdem wir uns gegen die illegale Ernennung der Nicht-Kooperierenden geäußert hatten, nach dem Einverständnis des Gemeindebezirkspräsidenten von San Cristóbal de Las Casas, der ein Ernennungsprotokoll mit gefälschten Unterschriften anerkannt hatte, auch weil er sich über den Mehrheitsbeschluss der Versammlung hinwegsetzen wollte. An diesem Datum wurde Francisco Gómez Díaz bestraft durch die Versammlung, weil er an diesen Geschehnissen gegen die kommunitären Beschlüsse der Versammlung teilgenommen hatte.

Nun, auf gewalttätige Weise begangen sie Hausfriedensbruch, sie holten Siliano heraus, der mit Isidro Heredia Jiménez zusammen war, der kommunitärer Polizist ist. Sie steckten sie auf einen der Kleinlaster und brachten sie zum Haus von Francisco Gómez Díaz. In der Nähe dieses Hauses nahmen sie auch Julio Heredia Hernández fest, der in seinem Drei-Tonner-Lastwagen fuhr, sie verstellten ihm den Weg, zwagen ihn unter Schlägen aus seinem Auto heraus und brachten ihn in das Haus von Francisco. Die compañeros Virgilio Heredia Díaz und Agustín de la Cruz Pérez wurden auch verwundet und geschlagen, als sie Julio zur Hilfe kommen wollten. Sie wurden geschlagen von Raúl Jiménez Jiménez, der der Policía Sectorial angehört und einer der Haupt-Provokateure der Gewalt des Ejército de Dios ist.

Als sie beim Haus von Francisco Gómez ankamen, ließen sie die drei Entführten frei und in Folge, um 4:10, kam eine Gruppe von 90 Personen zum Haus des Comisariado Ejidal. Diese versuchten auch, ihn zu entführen, aber es gelang dem Kommissar zu entkommen, indem er sich im Haus seiner Eltern versteckte. Die Frauen fingen an, zu schreien, es kamen weitere compañeros, um den Kommissar zu verteidigen, aber die Gruppe der angreifenden Personen war bewaffnet mit Steinen, Stöcken und Waffen, sie griffen die Familienangehörigen und compañeros an, die zu dem Ort kamen.

Am gleichen Ort, begann die Gruppe der Angreifenden, im Besonderen Miguel Jiménez López, mit ihren Waffen zu schießen, was dazu führte, dass unser compañero Agustín Jiménez Hernández von einem Schuss in seine linke Gesäßhälfte verletzt wurde. Quer über die internationale Landstrasse hatte Tomas Jiménez Vicente sein Auto gestellt, er zielte mit den Schüssen seiner Waffe auf die Stelle, wo sie uns schlugen und wir uns verteidigten. Von dort wurden zwei aus seiner eigenen Gruppe von Schüssen verletzt, die Herrn Roberto Heredia de la Cruz und Manuel Jiménez López. Verwundet durch die Schläge wurden auch Jiménez López und Pedro Díaz Pérez. Unseren compañero Andrés Jiménez Hernández holten sie auch aus seinem Fahrzeug, sie schlugen ihn mit Steinen und Stöcken und fügten ihm so eine sechs Zentimeter breite Wunde am Kopf zu. Seinen Kleinlaster machten sie fahruntüchtig. Auch mit Steinen schlugen sie den compañero Carmen Díaz Jiménez in seine Stirn und fügten ihm eine fünf Zentimeter breite Wunde zu und fügten ihm Fußtritte am ganzen Körper zu, der compañero ist der Vater des Verstorbenen compañero Aurelio Díaz Hernández, der von dieser paramilitärischen Gruppe am 21. Juli 2009 ermordet wurde.

Die Policía Estatal war schon am Ort, sie hörten die Schüsse und sie taten nichts, als die Aggression aufhörte, näherten sich die Polizisten und sahen nur wie sie uns angriffen. Der Krankenwagen kam nicht schnell, weswegen wir unsere verwundeten compañeros selbst gegenseitig ins Krankenhaus brachten, aber auf der Höhe von Las Grutas trafen wir auf den Krankenwagen, der sie unverzüglich mitnahm.

Indessen ging in der Gemeinde die Frau unseres compañero Julio los, um ihn zu suchen. Als sie am Haus von Francisco Gómez Díaz ankam, sah sie unsere compañeros, die an Pfähle gefesselt waren, mit verbundenen Augen und auch an den Füßen und Händen gefesselt. Sie sah ihren Mann Julio, der auf den Boden geworfen war. Sie zogen ihnen die Hemden aus, bis 4 Uhr nachmittags blieben sie gefesselt, um drei Uhr morgens holten sie sie vom Pfahl runter und brachten sie in das Haus von Francisco Gómez Díaz. Dort hängten sie sie, gefesselt an ihren Armen mit Seilen auf, so blieben sie eine halbe Stunde an einem Balken des Hauses von Francisco Gómez Díaz aufgehängt. Als die Agressoren den Kommissar nicht festhalten konnten, wurden unsere compañeros brutal geschlagen und physisch durch die Agressoren des Ejército de Dios gefoltert. Die compañeros wurden mir Benzin besprüht und die ganze Zeit bedroht, indem ihnen gesagt wurde: "Einer dieser Pfähle ist für den Kommissar, hier werden wir dich aufhängen und dich lebend verbrennen. Wir werden dich töten, wir werden dich lebend verbrennen, weil du derjenige bist, der anführt, du bist der, der die Leute führt."

Vor diesen Vorfällen und um die Durchreise der Paramilitärs zu verhindern, und weil unsere compañeros weiterhin entführt waren, einigten wir ejidarios der Gemeinde uns, um fünf Uhr nachmittags die Straße zu bloquieren, um einzufordern, dass sie uns unsere compañeros lebend übergeben. Momente darauf wurde die Patrouille Nummer PP379 der Staatlichen Bundespolizei, die vier verwundete Personen der paramilitärischen Gruppe transportierte, bei der Blockade festgenommen. Die verwundeten Roberto Heredia de la Cruz, verwundet durch einen Schuss in den Rücken, Manuel Jiménez López, Pedro Díaz Pérez und Fausto Jiménez López verwundet durch Schläge, blieben dort.

Wir zerstochen die Reifen der Patrouille und so blieben sie inmitten der Blockade. Momente darauf erlaubten wir den Transport von Roberto Heredia de la Cruz, damit er im Krankenhaus behandelt werden konnte. Jedoch sagte die Gruppe der Aggressoren, weil die Wunde ihres verwundeten compañero schwer war, dass, falls er stürbe, würden sie ebenfalls unsere compañeros ermorden. So verlief die Nacht des Sonntags und der Morgen des Montags. Obwohl die Autoritäten intervenierten, taten sie nichts, um den Konflikt lösen und gaben lediglich Auskünfte an die Presse, um die Leute zu verwirren.

Als wir verzweifelt waren, angesichts der Situation unserer compañeros und wegen der Drohung, sie zu ermorden, überlegten wir, loszugehen, um sie zu befreien. Zu diesem Zeitpunkt war es schon 13 Uhr des 1. Märzes , als die Autorität intervenierte, damit uns unsere compañeros ausgehändigt wurden. Sie wurden erst um halb vier nachmittags befreit und die Regierung zahlte die Geldstrafe und die Schäden, die die paramilitärische Gruppe des Ejército de Dios zu verschulden hat. Hier sahen wir deutlich, dass die Regierung sie beschützt und wir dachten, dass sie die Paramilitärs schickt, um zu provozieren und diese ganze Gewalt zu erzeugen. Wenn die Regierung unsere Versammlung und unsere Übereinkünfte nicht respektiert und die Paramilitärs nicht an einen anderen Platz verlegt und sie auch nicht bestraft, wie denkt sie, kann sie unserer Gemeinde helfen, die Ruhe wieder herzustellen.

Wir haben die Leute des Ejército de Dios denunziert, dass sie mit Migrant_innen und Holz der Gemeinde handeln und sich illegalen Aktivitäten widmen. Wir haben sie den Autoritäten übergeben, aber es wird niemals ermittelt und bestraft werden sie auch nicht. Die Regierung will uns weiterhin angreifen, aber sie verwirrt alle Leute.

Wir sind eine indigene Gemeinde, die weiter unsere Mutter Erde, unsere Kultur und unsere Übereinkünfte verteidigen wird, die in der Anderen Kampagne organisiert ist und mit der Bevölkerung, die sich mit unserem Kampf solidarisiert.

Euch alle bitten wir, dass ihr unser Wort, darüber, was passiert ist, verbreitet, um die Wahrheit zu klären. Und dass ihr euch nicht täuschen lasst von der Konfusion, die von Seiten der Regierung kommt. Auch, dass ihr aufmerksam seid, was in unserer Gemeinde passieren kann, weil wir unseren Kampf fortführen.

Die Autobahn von San Cristóbal Palenque wird nicht durch unser Land führen!
Nein zu den Megaprojekten der schlechten Regierung!
Die Erde wird nicht verkauft, sie wird bearbeitet und verteidigt!
Es lebe die Andere Kampagne und der würdige Widerstand der Gemeinden!
Schluss mit Repression gegen die zapatistischen und autonomen Gemeinden!
Freiheit für die politischen Gefangenen!

Mit freundlichen Grüßen

Comunidad de Mitziton