18. September 2009

Bewaffneter Angriff der OPDDIC
auf einen Mitarbeiter des Frayba Menschenrechtszentrums



Heute gegen 12 Uhr Mittags wurde Ricardo Lagunes Gasca, Mitarbeiter dieses Menschenrechtszentrums, von einer Gruppe bewaffneter Personen angegriffen, die Angehörige der OPDDIC sind, als er in der unteren Zone von Tila unterwegs war. Der Vorfall ereignete sich, als Ricardo sich im Ejido Jotolá, Bezirk Chilón aufhielt, um über den Gerichtsprozess zu berichten, bei dem er als Anwalt des Zentrums die gefangenen Ejidobewohner von San Sebastian Bachajón verteidigt, die hier ein Arbeitstreffen mit den Ejidobewohnern von Jotolá abhielten, die wie sie Anhänger der Anderen Kampagne sind.

Nachdem er seinen Bericht über die Lage der Gefangenen beendet hatte, versuchte Ricardo, den Ort in einem Wagen des Menschenrechtszentrums zu verlassen, aber etwa 40 Meter weiter fand er den Weg mit Steinen und einem Baumstamm versperrt, die ihn an der Weiterfahrt hinderten. Als er gezwungen war anzuhalten, wurde er aus dem Hinterhalt von einer Gruppe von etwa 60 Personen, die mit Stöcken, Steinen, Macheten und Schusswaffen ausgerüstet waren, angegriffen und geschlagen. Sie alle waren Angehörige der Organisation für die Verteidigung der Rechte von Indígenas und Campesinos (OPDDIC), die ihn unter Schlägen zwangen aus dem Wagen zu steigen und ihm die Zündschlüssel entrissen, um ihn zu einem unbekannten Ort zu bringen.

Trotz aller Versuche von Ricardo, mit den OPDDIC Mitgliedern in einen Dialog zu treten, wurden die Aggressionen fortgesetzt, bis sie das Leben und die physische Integrität unseres Kollegen bedrohten. Aus diesem Grund schritt eine Gruppe Ejidobewohner der Anderen Kampagne zu seiner Rettung ein. Dadurch wurden die OPDDIC Mitglieder abgelenkt, was Ricardo ausnutzte, um sich aus den Händen seiner Angreifer zu befreien, wobei er all seine Sachen im Auto zurücklassen musste.

Auf die Intervention der Ejidobewohner der Anderen Kampagne hin, fingen die OPDDIC Mitglieder an, mit ihren Waffen zu schießen. Dadurch erlitt Señor Carmen Aguilar Gómez, Einwohner des Ejido von San Sebastián Bachajon, eine Schussverletzung in seinem linken Oberschenkel. Auf diesen Schussangriff hin verstreuten sich die Ejidobewohner der Anderen Kampagne, um eine Konfrontation mit den OPDDIC Mitgliedern zu vermeiden. Diese jedoch umstellten die Häuser der Ejidobewohner und drohten, diese zu stürmen und sie heraus zu treiben und das Gemeindehaus gewaltsam zu besetzen.

Gegen 16 Uhr wurden Angehörige dieses Menschenrechtszentrums von den Ejidobewohnern benachrichtigt, die sich in ihren Häusern im Ejido Jotolá versteckt hielten. Diese konnten beobachten, dass etwa 20 OPDDIC Mitglieder mit Schusswaffen verschiedenen Kalibers Runden drehten und das Ejido Gemeindehaus besetzt hatten.


Hintergrund

Am Vormittag vor dem Angriff hatten die Ejidobewohner von Jotolá Elemente der Präventiven Staatspolizei (PFP) dabei beobachtet, wie sie Gespräche mit OPDDIC Mitglieder führten. Mehrere Zeugen konnten mithören, wie die OPDDIC Mitglieder zusicherten vorzuhaben, das Ejido Versammlungshaus zu besetzen, um das Hausschild zu vernichten und die Anhänger der Anderen Kampagne anzugreifen. Wenige Momente später, als Ricardo in sein Auto stieg, blockierten Männer und Frauen von der OPDDIC ihm den Weg, obwohl unser Kollege sich als Mitarbeiter dieses Menschenrechtszentrums identifizierte.

Am Morgen, während die Ejidobewohner von Jotolá und Bachajón ihr Treffen im Ejido Gemeindehaus abhielten, versammelten sich die OPDDIC Mitglieder etwa 40 Meter vom Gemeindehaus entfernt, wo eine Patrouille der Präventiven Staatspolizei erschien, und die Polizisten sich mit den OPDDIC Mitgliedern unterhielten. Die Vorfälle ereigneten sich, nachdem im Ejido Gemeindehaus von Jotolá ein Schild abgestellt wurde, das in der letzten Woche von den OPDDIC Mitgliedern geraubt worden war.

Am 20. August 2009 denunzierten Ejidobewohner von Jotolá und Bachajón, Anhänger der Anderen Kampagne, in einer öffentlichen Pressekonferenz das Klima der Feindseligkeiten und Drohungen seitens OPDDIC Mitgliedern aus diesem Ejido. Wie erklärt wurde, waren diese Personen zuvor aus der Gemeinde Monte Líbano ausgestoßen worden und hatten Haftbefehle wegen Mord und Vergewaltigung gegen sich offen.

Zugleich beschuldigten sie den Regierungsvizesekretär Nemesio Ponce Sánchez des Betruges, weil er es am Vortag unterlassen hatte, wie versprochen zu einem Treffen mit den Ejidobewohnern zu erscheinen, das in den Räumlichkeiten des Menschenrechtszentrums Fray Bartolomé de Las Casas stattfinden sollte. Bei dem Treffen sollte die Frist festgesetzt werden, innerhalb derer die Staatsregierung zwei der acht Tzeltal Indígenas freilassen sollte, die im CERSS Nr. 14 "El Amate" inhaftiert sind und unter dem Vorwurf krimineller Vereinigung und gewaltsamen Raubes stehen, Klagen, die, wie dieses Menschenrechtszentrum nachweisen konnte, gänzlich falsch sind.

In der Nacht des gleichen Tages erreichte uns ein Anruf der Ejidobewohner von Jotolá, die meldeten, dass sie von Elementen der PEP belästigt wurden, die nahe den Häusern der Dorfbewohner Runden drehten, und insbesondere nahe des Hauses des Ejidobeauftragten, Pascual Sánchez Pérez. Seit diesem Zeitpunkt haben die Elemente der PEP ständige Patrouillen aufrechterhalten.

Anfang dieses Monats setzte uns eine offizielle Quelle darüber in Kenntnis, dass die Klagen, die auf der Pressekonferenz am 20. August vorgebracht wurden, den Regierungsvizesekretär Nemesio Ponce Sánchez verärgert hätten. Aus diesem Grund ordnete er an, Elemente der Gerichtspolizei und der Präventiven Staatspolizei in das Ejido Jotolá zu schicken, um den Ejidobeauftragten von Jotolá, Pascual Sánchez Pérez, zu verhaften, sowie Professor Ricardo Sánchez, der auf der Pressekonferenz als Sprecher von Jotolá aufgetreten war.

Dieses Menschenrechtszentrum weist diese Aggression zurück, die in einem Kontext der Feindseligkeiten und Angriffe erfolgten, die von verschiedenen Stellen und Massenmedien gegen die Menschenrechtsarbeit vorgebracht worden sind, und die Verschärfung der Haltung der Staatsregierung und des Staatsgouverneurs Juan Sabines Guerrero gegen die Arbeit der Menschenrechtesverteidigung und Begleitung bezeichnen, die dieses Zentrum leistet.


Liste der Angreifer der OPDDIC, die in Jotolá identifiziert wurden

1. Agustín Hernández Santis (bewaffnet mit einer Schrotflinte, die er abfeuerte).
2. Guadalupe Cruz Méndez (bewaffnet mit einem Gewehr Kaliber 22 und einer Pistole; er feuerte und verletzte Carmen Aguilar)
3. Medardo Cruz Méndez (bewaffnet mit einem Gewehr Kaliber 22).
4. Miguel Gómez Hernández (bewaffnet mit einem halbautomatischen, 16-schüssigen Gewehr Kaliber 22).
5. Manuel Moreno Pérez (bewaffnet mit einer Machete und einem Stock).
6. Daniel Moreno Pérez (bewaffnet mit einer Pistole).
7. Rogelio Cruz Méndez (bewaffnet mit einer Schrotflinte).
8. Eva Guzmán Hernández.
9. Ernestina Guzmán Hernández.
10. Margarita Miranda Pérez.
11. María Sánchez Sánchez.
12. Ofelia Cruz Jiménez.
13. María Hernández López.
14. María Elena Gómez López.
15. Ema María Sánchez Gómez.
16. Juana Sánchez Gómez.
17. Juan Cruz Méndez (bewaffnet mit einer Pistole).
18. Leandro Méndez Hernández.