12. Februar 2009


An den Weltweiten Marsch der Frauen
An die Andere Kampagne
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft
An die Öffentlichkeit

Hiermit möchten wir die Belästigung bekannt machen, die unsere Compañera Norma Iris Cacho Niño, Koordinatorin von CIEPAC, am 2. Dezember 2008 erfahren musste.

FAKTEN: Von 25. November bis 2. Dezember 2008 wurde eine Karawane im Kontext der "Weltweiten Mobilisierung der Frauen" von Ciudad Juárez, Bundesstaat Chihuahua nach San Cristóbal de las Casas, Bundesstaat Chiapas, organisiert.
Die Hauptforderungen dieser Karawane waren:
- Schluss mit den Frauenmorden
- Schluss mit der Kriminalisierung der sozialen Proteste
- Schluss mit der Militarisierung
- Freiheit für die politischen Gefangenen

Die Karawane endete am 2. Dezember mit einer Demonstration und einer Versammlung auf dem zentralen Platz von San Cristóbal. Während der Demonstration wurden mehrere eingeschleuste Männer identifiziert, die Fotos von den Teilnehmerinnen machten. Eine unbekannte Person, die vom Dach des Rathauses mit einer Video-Kamera filmte, fiel besonders auf. CIEPAC nimmt als gemischte Organisation an dem "Weltweiten Marsch der Frauen" teil. Unsere Compañera Norma Iris Cacho Niño hat als Angehörige der Organisationskommission aktiv an der Karawane mitgewirkt und hat an den Aktivitäten in San Cristóbal de las Casas öffentlich und wahrnehmbar teilgenommen.
Um 23:15 Uhr in der Nacht des 2. Dezember 2008 erhielt unsere Compañera Norma Cacho einen Anruf auf ihrem Mobiltelefon. Als sie das Gespräch annahm, war eine Aufnahme der Demonstration des selben Tages zu hören, mit der Stimme unserer Compañera im Vordergrund, Parolen ins Megafon rufend. Als sie das Register der Anrufe prüfte, war dies komplett gelöscht, das Mobiltelefon zeigte keinerlei ein- oder ausgegangenen Anrufe mehr an.

Diese telefonische Belästigung steht im Kontext einer ganzen Serie von Aggression, Drohungen und Belästigungen, die zwischen Oktober 2008 und Januar 2009 in der Stadt San Cristóbal passiert sind. Es handelt sich um repressive Akte, die uns an das repressive Klima erinnern, das Chiapas in der Zeit zwischen 1995 und 1997 erlebt hat. Wir halten diesen Akt psychologischer Belästigung für den Teil einer breit gefächerten Repressionsstrategie gegen die Gemeinden, Organisationen und Personen - im besonderen Frauen - die ihre Stimme gegen die strukturelle Gewalt des kapitalistischen und patriarchalen Systems erheben.

Wir geben öffentlich bekannt, dass wir angesichts dieses Falles keine Sicherheitsmaßnahmen seitens der Regierungsinstitutionen beantragen. Angesichts der jüngsten repressiven Akte fordern wir die Organisationen, Kollektive und Gemeinden zu höchster Aufmerksamkeit gegenüber der zunehmend repressiven Tendenz auf, die von den einflussreichen Gruppierungen und diversen Institutionen der Regierung geschürt wird. Wir machen die Regierungen des Landkreises, des Bundesstaates und der Nation für jedweden Akt verantwortlich, der sich gegen die physische und emotionale Integrität unserer Compañera Norma Iris Cacho Niño oder anderer Compañeras und Compañeros der zivilen und sozialen Organisationen von San Cristóbal de las Casas richtet.

Mit freundlichen Grüßen,
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von CIEPAC A.C.
(dt.: Zentrum für ökonomische und politische Forschung zur gemeinschaftlichen Aktion)