10. Juni 2007

An die öffentliche Meinung
An die nationale und internationale Presse
An die Menschenrechtsorganisationen
An die alternative Presse


Auf diesem Wege klagen wir gegenüber der öffentlichen Meinung die folgenden Begebenheiten an:

Am 23. Mai, 2007 meldeten einige Compañeros des SSAZ aus der Gemeinde von Chank'olom, Bezirk von San Juan Cancuc, den Tod mehrerer Kinder im Verlauf der letzten Tage. Die Compañeros sagten, die Kinder seien durch "starkes Husten" gestorben, bei dem es sich allem Anschein nach um Keuchhusten gehandelt hatte.
Nach Erhalt dieser Meldung führten die zuständigen Compañeros des SSAZ eine Untersuchung durch, um genauere Informationen über die Todesfälle zu erhalten, die in diesem Monat in dem besagten Bezirk eingetreten waren, und machten den folgenden Befund:
In der Gemeinde von Chank'olom sind 7 Kinder an einem Ausbruch von Keuchhusten gestorben. In der Gemeinde von Iwiltik hat es ebenfalls zwei Tote durch Keuchhusten gegeben. Des weiteren starben in der Gemeinde von El Rosario ein 55 Jahre alter Mann und drei Kinder. In der Gemeinde von Tazajal'ukum starb ein Junge an starkem Fieber, und in der Gemeinde von Oniltic kam ein Mädchen durch Bienenstiche ums Leben.

Die Eltern dieser Kinder gehören den Parteien der PRI, PRD und PAN an. Aufgrund dessen war es sehr schwierig, diese Informationen zusammenzutragen, da Personen, die politischen Parteien angehören, Angst davor haben, etwas zu melden, da sie von ihren eigenen Autoritäten damit bedroht wurden, Unterstützungen und Förderungen einzubüßen, falls sie Meldung erstatten würden.

Alle Verstorbenen gehören zu den Anhängern verschiedener politischer Parteien und fallen unter die Zuständigkeit der Gesundheitsversorgung der Schlechten Regierung. Obwohl die betroffene Bevölkerung nicht zu den zapatistischen Unterstützungsbasen gehört, entschieden sich die zuständigen Compañeros vom SSAZ den Fall aufzugreifen, weil wir verstehen, dass alle Personen Anrecht auf medizinische Versorgung haben, da sie in erster Linie menschliche Wesen sind. Deshalb fingen wir an, die Menschen in ihren Häusern zu besuchen, um unsere Vermutung zu überprüfen, dass es sich hierbei um eine Keuchhustenepidemie handeln könnte.

Wir besuchten 9 Häuser, in denen wir 21 mögliche Fälle von Keuchhusten vorgefunden haben. Ab diesem Zeitpunkt und angesichts der hohen Zahl der Krankheitsfälle haben die Verantwortlichen des SSAZ in Koordination mit den Autoritäten des autonomen Rates und den Unterstützungsbasen dieser Gemeinden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung vor dieser Gefahr zu schützen, bei der es sich bekannterweise um eine hoch ansteckende Krankheit handelt, der in erster Linie Kinder mit Unterernährung und Kleinkinder unter 5 Jahren zum Opfer fallen.

Zur Unterstützung der betroffenen Gemeinden wurde ein Arbeitsteam gebildet, zusammengesetzt aus Gesundheitspromotoren der Mikrokliniken von Agua de León, Estación Magdalena, 16 de Febrero, Nueva Libertad, San Juan Cancuc, Zinacantán und Oventic, das aus 25 Impfärzten, 19 Promotoren für Allgemeinmedizin, 1 Krankenhauspraktikanten, 1 Arzt und 1 Sanitäter der MDMF sowie 6 Übersetzern bestand, die diesen Gemeinden angehören. Die Aktivitäten wurden in 6 der 8 Gemeinden in diesem Tal vorgenommen und brachten folgende Fälle von Keuchhusten ans Licht:

Gemeinde Chank'olom
Keuchhusten: 81, möglich: 62, Verdacht: 90, Gesamt: 233

Gemeinde Bakelchan
Keuchhusten: 7, möglich: 13, Verdacht: 25, Gesamt: 45

Gemeinde Jucniil
Keuchhusten: 5, möglich: 6, Verdacht: 3, Gesamt: 14

Gemeinde Palma
Keuchhusten: 5, möglich: 0, Verdacht: 21, Gesamt: 26

Gemeinde Tzajal'ukum
Keuchhusten: 11, möglich: 9, Verdacht: 54, Gesamt: 74

Gemeinde Yuwitz
Keuchhusten: 1, möglich: 0, Verdacht: 10, Gesamt: 11

Gemeinde El Rosario
Keuchhusten: 5, möglich: 0, Verdacht: 56, Gesamt: 61

GESAMT
Keuchhusten: 115, möglich: 89, Verdacht: 259, Gesamt: 463

Wir unterstützten die betroffene Bevölkerung mit der Überstellung der Kranken, die in ein Krankenhaus der 2. Ebene gebracht werden mussten, aber einige Familien wollten ihre Patienten nicht überstellen lassen, obwohl wir ihnen die Gefahren erklärten, die sich ergaben, wenn sie ohne ärztliche Behandlung an einem Ort mit wenigen Heilungsmöglichkeiten blieben. Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden 9 Kinder überstellt, die meisten von ihnen aus der Gemeinde von Chancolon.

Aber bei der Ankunft in den Krankenhäusern merkten wir, dass es keine Voraussetzungen dafür gab, dass die Patienten eine Behandlung erhalten würden. Aus diesem Grund klagen wir gegenüber der öffentlichen Meinung an, dass diesen Patienten der Zugang zu den Krankenhäusern und Kliniken der Regierung verweigert wurde, und dass wir gestern fast sechs Stunden lang auf die Aufnahme dreier Patienten warten mussten, die in einem sehr schlechten Gesundheitszustand überstellt wurden. Aus diesem Grund mussten mehrere von uns lautstark auf ihrer Aufnahme insistieren und darüber aufklären, dass alle Patienten, als mexikanische Staatsbürger und vor allem als Menschen, Anrecht darauf haben, in diesem Krankenhaus behandelt zu werden.

Wir können nicht verstehen, weshalb der Gesundheits-Dienst der Schlechten Regierung, obwohl er seine Arbeit, medizinische Behandlung und Dienstleistungen für die Bevölkerung bereitzustellen, nicht erfüllt, es darauf anlegt, die Beteiligung gewissenhafter Personen immer schwieriger zu gestalten, die versuchen, sich zu organisieren, um die Bevölkerung zu versorgen (eine Aufgabe, die eigentlich, wie gesagt, von der schlechten Regierung für die gesamte mexikanische Bevölkerung gewährleistet werden müsste), und indessen die Arbeit dieser Compañeros zurückweisen und behindern, die schlecht behandelt werden, wenn sie in die Krankenhäuser oder Kliniken kommen, anstatt dafür dankbar zu sein, dass sie die medizinische Versorgung für einen Teil der Bevölkerung durch eigene Bemühungen und Ressourcen gewährleisten.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt existiert kein Aktionsplan seitens des Gesundheits-Dienstes der Schlechten Regierung, der Interesse daran zeigen würde, der Situation zu begegnen, die in den Gemeinden des Bundesstaates von Chiapas vorherrscht, vor allem jetzt, da ein großer Teil der Bevölkerung bedroht ist. Sie haben nicht einmal Unterkünfte installiert, um die an dieser Epidemie Erkrankten von den anderen Kranken zu isolieren und gesondert zu behandeln, was unablässig ist, da wie schon gesagt, die Ansteckungsgefahr für die anderen Patienten äußerst hoch ist, und wir haben auch nichts davon gehört, dass sie irgendwelche Untersuchungen durchführen würden.

Andererseits verbraucht die Schlechte Regierung weiterhin die Steuergelder der Bevölkerung, um Krankenhäuser zu bauen, die überhaupt kein Personal haben, um die Bevölkerung zu behandeln (so wie im Krankenhaus, das sie in San Andrés bauen), und die nur wenige Stunden täglich offen stehen und nachts immer geschlossen oder nur mir einem Praktikanten und vielleicht einigen Pfleger bestückt sind, ohne Ambulanz oder einen Fahrer, um die Kranken einzuliefern, anstatt diese Geldmittel zu verwenden, um die Krankenhäuser zum Funktionieren zu bringen oder zu vergrößern, die bereits existieren, um den Zugang der Bevölkerung des Bundesstaates zur ärztlichen Versorgung wirklich zu ermöglichen.

Trotz alldem bemühen sich die Räte der Guten Regierung in Koordination mit der SSAZ und den autonomen Räte des Bezirkes von San Juan Canuc weiterhin, die Bevölkerung zu unterstützen, vor allem in so ernsten Situationen wie diese.
Aus diesem Grund haben wir eine epidemiologische Überwachung aufgenommen (und führen die Aktionen zum jetzigen Zeitpunkt weiterhin durch) um alle möglichen Krankheitsfälle zu entdecken und zu behandeln, alle Kinder unter 6 Jahren zu impfen und die Bevölkerung bei Anfragen beraten zu können, durch eine Sonderkampagne und eine direkte Kontaktelle in der Gemeinde von Chancolom.

Dies ist im Augenblick alles, was wir vor der öffentlichen Meinung denunzieren wollen.

Hochachtungsvoll,

Rat der Guten Regierung Zentrales herz der Zapatisten vor der Welt, Zone des Hochlands von Chiapas
Lucasperes Gomez Rosalinda Gomez Lopez, Generalkoordinatorin des Autonomen Zapatistischen Gesundheitssystems
Caracol Widerstand und Rebellion für die Menschlichkeit
Die Autonomen Bezirke von San Andrés Sakamchen de los Pobres, San Juan de la Libertad, San Pedro Polhó, Santa Catarina, Magdalena de la Paz, 16 de Febrero, San Juan Apóstol Cancuc