27. September 2006

Rat der Guten Regierung
"Zentrales Herz der Zapatistas vor der Welt"
von irgendwo aus dem Hochland von Chiapas


An die öffentliche Meinung
An die nationale und internationale Presse
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft


Durch diese Denuncia möchten wir folgende Vorfälle öffentlich bekanntmachen:

1. - Am 8. September 2006 wurden zwei Compañeros der zapatistischen Unterstützungsbasen aus dem Dorf Huitepec Ocotal, zweite Sektion, Bezirk von San Cristóbal de las Casas, festgenommen.
Die Compañeros arbeiteten auf ihrem angestammten Land, als gegen 11 Uhr morgens, 10 Elemente der Städtischen Bürgerschutzpolizei und PROFEPA eintrafen, die Compañeros Pedro Jiménez Gómez und Juan Jiménez Sánchez festnahmen und zum Büro der Staatsanwaltschaft in San Cristóbal de las Casas brachten.

2. - Am 9. September wurden sie zum Büro der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft (PGR) gebracht, wo sie einem Verhör unterzogen und gezwungen wurden, über die Delikte auszusagen, die man ihnen vorwarf, nämlich Umweltzerstörung. Die zwei Compañeros erklärten, dass sie ihr Land nur mit ihren Hacken und Eggen bearbeiteten, um einen Gemüsegarten für den Familiengebrauch anzulegen und weder jetzt noch früher jemals Bäume gefällt hätten.

3. - Die PGR Behörden sagten den zwei Compañeros, dass ihnen diese Gebiete nicht gehörten, weil sie keine Besitzurkunden hätten. Das Grundstück sei staatliches Eigentum, und auf Anordnung von Präsident Vicente Fox würden ihre Delikte deshalb bereits als Bundesvergehen gelten. Die Compañeros antworteten, dass sie nichts davon wüssten, sie wüssten nur, dass dieses Grundstück schon ihren Eltern und Großeltern gehört hatte.

4. - Die Festnahme der zwei Compañeros rief Besorgnis und eine sofortige Mobilisierung der Compañeros und Compañeras von der Sexta und der Anderen Kampagne in San Cristóbal de las Casas hervor, die eine Demonstration abhielten, um die sofortige Freilassung der Verhafteten zu fordern.
Schließlich sagten die Behörden dass sie gegen eine Kaution von jeweils 25.000 Pesos gehen könnten, die durch die Intervention des Menschenrechtszentrums Fray Bartolomé de las Casas auf jeweils 15.000 Pesos gesenkt werden konnte.
Da die Verhafteten nicht über die finanziellen Mitteln verfügten, um diese Kaution zu bezahlen, mussten die Compañeros von der Anderen Kampagne in San Cristóbal diese bereitstellen, um die Freilassung der zwei Compañeros zu erwirken.

5. - Die 30.000 Pesos für ihre Kaution stammen aus einem Fonds, den die Compañeros und Compañeras Anhänger der Anderen Kampagne gesammelt haben, um die Arbeiten der Sechsten Kommission und der Anhänger der Anderen Kampagne zu finanzieren.
Daher fordert der Rat der Guten Regierung, diese 30.000 Pesos, die von den Regierungsbehören als Kaution einkassiert wurden, den Compañeros Anhänger der Sechsten Erklärung und der Anderen Kampagne von San Cristóbal zurückzuerstatten, weil dieses Geld nicht dazu da ist, um von jenen geraubt zu werden, die die unschuldigen Menschen immer ausnützen.

6. - Unsere Compañeros, die ihrer Freiheit beraubt wurden, sind unschuldig und haben nichts getan, weshalb sie von irgendeiner staatlichen oder bundesstaatlichen Regierungsbehörde vor Gericht gestellt werden müssten.

7. - Da ihre Bemühungen bei den Behörden kein Gehör fanden, sondern sie im Gegenteil verfolgt und verhaftet werden, schlagen die zapatistische Unterstützungsbasen der Gemeinde Huitepec Ocotal, zweite Sektion, vor, die 102 Hektar Land zum zapatistischen Gemeindenaturreservat zu erklären, das von der Gemeinde selbst mit Unterstützung des Rates der Guten Regierung gepflegt, geschützt und aufgeforstet werden soll.
Wenn unsere Compañeros Unterstützungsbasen dieser Gemeinde diesen Vorschlag machen, ist es ihr völliges Recht vorzuschlagen oder zu bestimmen, wie sie ihr angestammtes Land beschützen möchten.

8. - Als Rat der Guten Regierung dieser Zone ist uns das Problem dieses Landgebietes, auf dem die zwei Compañeros festgenommen wurden, bereits bekannt, da unsere Compañeros schon mehrmals unser Büro im Caracol von Oventic aufgesucht haben, um das Problem darzustellen, dass sie durch die städtischen und staatlichen Regierungsbehörden aufgrund dieses Grundstückes haben, das unseren Compañeros und der übrigen Bevölkerung schon seit der Zeit ihrer Väter, Großväter und Urgroßväter gehört.
Um mehr Informationen über ihre Erklärungen zu haben, baten wir unsere Compañeros, volljährige Zeugen zu präsentieren, um die Wahrheit darüber zu sagen, wer die wahren Erben dieses Grundstückes sind.

9. - Am 1. Februar 2006 sagten Zeugen aus, dass jene, die vor der Junta anwesend waren, und die übrige Dorfbevölkerung die wahren Eigentümer der 102 Hektar Land sind. Das Land hatte bereits ihren Eltern und Großeltern gehört, die es an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben haben, damit sie Eigentümer und Beschützer dieses Landes sein würden, denn ihre Eltern und Großeltern benötigten weder Landpläne noch Urkunden.
Als Maya-Indígenas haben sie eine andere Art, ihr Land zu messen, zu pflegen und zu beschützen. Um die Grenze und Lage ihres Landes zu markieren, reicht es, einen spezifischen Baum zu pflanzen oder einen Felsen hinzustellen, und so konnten sie für Jahrzehnte- und Jahrhunderte ihre Gebiete respektieren und bewahren. Aufgrund dessen haben die fraglichen 102 Hektar keine Besitzurkunde oder einen Plan, der von den städtischen und staatlichen Behörden anerkannt wäre.
Dies sind die Aussagen der Compañeros, die sich in unserem Büro präsentiert haben. Wenn die Behörden diese Aussagen nicht glauben, sollen sie in die Gemeinde gehen, um zu fragen, wer die wahren Eigentümer des Gebietes sind.

10. - Da die Bewohner der fraglichen Gemeinde bereits gemerkt hatten, dass ihr Land davon bedroht ist, durch Fremde enteignet oder besetzt zu werden, haben sie begonnen, sich darum zu bemühen, gesetzliche Papiere zu beantragen und wandten sich hierfür an die Regierungsbehören.
Aber ihnen wurde lediglich gesagt, dass dieses Land zu einem Naturschutzgebiet gehören würde. Dadurch verloren mehrere Familien, einige ihrer Gemeindeautoritäten und andere Bewohner den Mut, und gaben ihr angestammtes Land gegen das Versprechen einiger Gewächshäuser und kleiner Wohnungen in die Hände der städtischen und staatlichen Behörden.
Aber die zapatistischen Unterstützungsbasen in der gleichen Gemeinde waren niemals damit einverstanden gewesen, das Land zu übergeben, das sie von ihren Eltern und Großeltern geerbt haben. Daher blieben sie, entschlossen, ihr Land zu verteidigen und zu fordern, dass die angestammten Rechte der Gemeinde als wahre Eigentümerin der 102 Hektar gesetzlich anerkennt werden, deren Wälder sie stets gehütet und geschützt hatten.
Die Wasserquellen, die auf diesen 102 Hektar existieren, sind ausgebeutet worden, um andere Dörfer und sogar ausländische Unternehmen wie Coca-Cola mit fließendem Wasser zu versorgen, ohne um Erlaubnis dafür zu bitten oder die wahren Eigentümer dieses Landes zur Kenntnis zu nehmen.
Wir betrachten die Missachtung der angestammten Rechte der indigenen Völker als eine Ungerechtigkeit und eine Verletzung der Menschenrechte.
Als Rat der Guten Regierung werden wir darauf achten, dass unsere Compañeros respektiert werden, und bitten alle solidarischen Personen, ebenfalls darauf zu achten.

Hochachtungsvoll

Rat der Guten Regierung "Zentrales Herz der Zapatistas vor der Welt"
Moises Perez Ruiz
Luis Hernandez Gomez
Geronim Snatiz Guzman
Senaida Luna Lopez