Tlalnepantla – Autonomie, Repression und Solidarität Am 14. Jänner 2004 wurde Tlalnepantla (südlich
von Mexico City, Bundesstaat Morelos) von rund 1.500 PolizistInnen gestürmt.
Die Einheiten der Polizei gingen auf brutalste Art und Weise gegen die
BewohnerInnen des Dorfes vor, ein Mensch wurde dabei getötet und
unzählige verletzt. Diese blutige Repression ist die Antwort des Staates auf
die Auseinandersetzungen in Tlalnepantla in den letzten Monaten. Begonnen
hat alles damit, daß bei den Wahlen am 6. Juli 2003 der Kandidat
der PRI Elias Osorio als Bürgermeister durchgesetzt hätte werden
sollen. Traditionellerweise werden die RepräsentantInnen des Dorfes
im Zuge einer direkten Wahl in einer Vollversammlung aller Erwachsenen
gewählt, wie es in vielen indigenen Gemeinden üblich ist. In den darauf folgenden Wochen wurde einerseits die Mobilisierung
intensiviert, andrerseits fanden auch Gespräche mit der Regierung
von Morelos statt. Am 26. November wurde eine Demonstration nach Cuernavaca
zum Regierungssitz des Gouverneurs von Morelos organisiert. Sergio Estrada
Cajigal verweigerte jedoch jedwede Gespräche mit den DemonstrantInnen,
woraufhin als Zeichen des Protest in der Nähe von Chamilpa die "Autopista
del Sol" für rund eine halbe Stunde blockiert wurde. Die Antwort
des Gouverneurs bestand in Repression. Bei diesem Polizeieinsatz wurden
zwei AktivistInnen schwer verletzt und einige Dutzend verhaftet. Die weiteren
Verhandlungen im Dezember letzten Jahres brachten keine Lösung der
Situation. Die Antwort des Staates folgte dann am 14. Jänner. Gegen 23 Uhr griffen rund 1.500 schwerbewaffnete Ordnungskräfte (verschiedene Einheiten der Polizei und Eliteeinheiten) Tlalnepantla an. Den ersten Angriff konnten die BewohnerInnen noch abwehren. Schlußendlich waren sie jedoch gegen diese Übermacht chancenlos, und die Polizei, begleitet von Elias Osorio, dem PRI-Bürgermeister, konnte in die Stadt eindringen. Ein Augenzeuge: "Die Stadt wurde durch einen bewaffneten
Einfall der Staatspolizei mit circa 1.500 Aufstandsbekämpfungspolizisten
gestürmt. Scharfschützen wurden auf Gebäuden postiert,
ein Kugelregen ging auf die Menschen nieder, die das Rathaus für
eine unabhängige Stadt besetzt hielten, und wenigstens ein Mensch
wurden getötet. Viele Leute wurden geschlagen und rannten aus der
Stadt in die Berge. Im Moment werden sie mit Hubschraubern und Polizeihunden
durch den Wald gehetzt, und die ganze Stadt ist sozusagen in einem Belagerungszustand."
Es habe Hinweise darauf gegeben, daß hinter den Aktivisten eine Guerilla-Gruppe stehe, rechtfertigte der Politiker der Partei der Nationalen Aktion (PAN) Estrada Cajigal nachträglich den Einsatz. Allerdings mußte Mexikos Innenminister Santiago Creel wenig später einräumen, daß es keinerlei Beweise für die Existenz einer bewaffneten Organisation gebe. Auch gegen eine auf den Einsatz folgende Solidaritätsdemonstration ging die Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas vor. Im Rahmen dieser Demonstration wurde ein Deutscher festgenommen und sofort abgeschoben. Die Begründung: der Artikel 33 der mexikanischen Verfassung, nach dem es Ausländern untersagt ist, sich in innenpolitische Angelegenheiten Mexikos einzumischen. Nach Angaben des mexikanischen Menschenrechtsdachverbandes
"Todos los Derechos para Todos" ist dies die erste Abschiebung
eines Deutschen seit Beginn der Amtszeit des konservativ-liberalen Präsidenten
Vicente Fox im Jahr 2000. Auf der Suche nach einer "Gruppe von Revoltierenden",
die angeblich einen Aufstand geplant hätten, um in die Gemeinde einzudringen,
liefen am vergangenen Wochenende (24. Januar) Justizbeamte aus Morelos
in der Delegation Milpa Alta des angrenzenden Bundesstaates Mexiko-Stadt
ein. In Mexiko bildete sich in den letzten Tagen eine erste Solidaritätsbewegung für Tlalnepantla. Erste Solidaritätsveranstaltungen wurden organisiert, mehr werden folgen. Tlalnepantla braucht Solidarität, nicht nur hier in Mexiko, sondern weltweit, damit die Initiatoren des Massakers vom 14. Jänner zur Verantwortung gezogen werden, alle politischen Gefangenen frei kommen, die Menschen in ihr Dorf zurückkehren können und die Art und Weise, wie die Kommunalregierung von Tlalnepantla aussieht, von den BewohnerInnen bestimmt wird, und von niemand anderen.
Die Erkärung der Aufständigen im spanischen Original: Pronunciamiento del Concejo Popular Autónomo A los pueblos indígenas de México y de Morelos
Nosotros, pueblos originarios de la región tlahuica
de Morelos y, con base al sistema normativo de usos y costumbres aceptado
y aplicado desde la fundación del estado morelense, como órganos
de autoridad legítimamente elegidos por nuestra comunidad, acudimos
hoy a la sede de los poderes de la nación a decir nuestra palabra:
Durante los días 14 y 15 de enero la gente que
logró escapar por el bosque para llegar a otros pueblos hermanos,
durante el trayecto fueron perseguidos por elementos policíacos
por tierra y aire con el firme propósito de matarlos; esto no fue
una persecución, fue una cacería de hombres, mujeres, ancianos
y niños indefensos; hechos que pueden testificar compañeros
y compañeras que vivieron estos acontecimientos. Vale la pena todo
el dolor de ancianos, niños y mujeres solo por la miopía
política de nuestro gobernador, ante la inoperancia e incapacidad
ante la autodeterminación de un pueblo maduro y propositivo que
definió su futuro de manera colectiva. En estos momentos esta prácticamente abandonado
y desierto el pueblo de Tlalnepantla ya que los nativos tenemos temor
a la represión, no apoyamos a Elías Osorio presidente municipal
impuesto y que atenta contra la autodeterminación que tenemos reconocido
como pueblo indígena en la propia Constitución federal.
Ante esta grave violación de derechos humanos y colectivos el pueblo
indígena de Tlalnepantla estamos en pie de lucha hasta que se dé
respuesta a nuestras peticiones que son justas, legítimas y legales.
En virtud de lo anteriormente expuesto: El pueblo de Tlalnepantla
reitera su disposición de diálogo por ello hacemos un formal
emplazamiento al presidente Vicente Fox para promover a la brevedad posible
una mesa de diálogo y atender estos puntos tan urgentes para la
solución del conflicto: Concejo Popular Autónomo y de la Comisión
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