Menschenrechtszentrum Fray Bartolome de Las Casas
Zur gewaltsamen Räumung der Gemeinde Cho'les de Tumbalá


Mitglieder des Menschenrechtszentrums Fray Bartolomé de Las Casa dokumentierten die mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen, die durch die gewaltsame Räumung der Gemeinde Cho'les de Tumbalá, Autonomer Bezirk El Trabajo, am 3. August 2006 verursacht und öffentlich von der Junta der Guten Regierung "Nueva Semilla que va a Producir" aus Roberto Barrios denunziert worden sind.
Das Personal dieses Zentrums konnte sich mit 53 Personen, die 11 Familien bilden, in einer Gemeinde nahe Palenque unterhalten. Mindestens sechs weitere Familien befinden sich in anderen Vierteln von Palenque. Nach Aussagen der betroffenen und derzeit vertriebenen Personen, trafen am 3. August 2006 gegen 11:40 Uhr in ihrer Gemeinde ein: 10 Mannschaftswagen der Öffentlichen Sicherheitspolizei mit jeweils ca. 15 Beamten pro Fahrzeug; 2 Mannschaftswagen der Bezirkspolizei von Palenque mit jeweils 12 Beamten; 2 Lieferwagen der Firma MAZU; 2 weiße Lieferwagen zu je drei Tonnen; 2 private Lieferwagen Marke Chevrolet; 3 Traktoren, 1 Wagen mit gespiegelten Fenstern. Die meisten Fahrzeuge hatten verdeckte Autokennzeichen oder trugen keine.
Nach Berichten der vertriebenen Familien waren außer den Fahrzeugen und den bereits erwähnten Polizeibeamten auch der Richter des Gerichtsbezirks von Playas de Catazajá anwesend, sowie drei der vermeintlichen Eigentümer: Gilberto Cruz Sánchez, Eduardo Maitre Collado, Rafael Vázquez Chávez, die von ungefähr 20 Zivilarbeitern begleitet wurden.

Dieser polizeilich-zivile Einsatz erfolgte vermutlich in Vollstreckung einer gerichtlichen Anordung zur Rückgabe des Grundstücks "Chuyipa" oder "5 de Mayo" (Cho'les de Tumbalá) an die vermeintlichen Eigentümer. Nach Angaben der vertriebenen Familien und von Mitgliedern der Central Unitaria de Trabajadores, die sich der Betroffenen angenommen haben, sind keine vorhergehenden Benachrichtigungen über die Vollstreckung des gerichtlichen Urteils zugestellt worden; sie wurde einfach ohne Vorwarnung ausgeführt. Das besagte Grundstück unterliegt seit 1988 beim Sekretariat für Agrarreform einem laufenden landwirtschaftlichen Verfahrens als Neues Siedlungszentrum, da dieses Land als überschüssig identifiziert worden war.

Zum Zeitpunkt der Räumung informierte der Richter von Playas de Catazajá nach Aussagen einige der Frauen, dass sie "5 Minuten Zeit hatten um das Land zu räumen". Die Frauen und die wenigen Männer, die sich zum Zeitpunkt des Einsatzes in der Gemeinde aufhielten, ersuchten um eine Fristzeit von einigen Stunden, um ihr Eigentum in Sicherheit zu schaffen, aber sie wurde ihnen nicht gewährt. Während die Polizeifahrzeuge sich auf der Strasse ausbreiteten, betraten etwa 20 zivile Arbeiter der vermeindlichen Besitzer das Grundstück und fingen an, einige Häuser mit Benzin zu überschütten, und andere Häuser mit Motorsägen und Traktoren einzureissen. Nach dem Bericht einer volljährigen Frau, "ich befand mich in meinem Haus und versuchte einige Sachen zusammenzupacken um wegzugehen, und sie fingen an, das Haus mit Motorsägen zu demolieren und ringsherum mit Benzin zu überschütten".

Den Berichten der Kläger zufolge wurden bei diesem Einsatz ihre Kirche, ihr Ejidohaus, die Schule und 35 Häuser zerstört. Einige der Arbeiter der Rancheros verschleppten Besitzgegenstände aus den Häusern und luden sie auf den Lieferwagen, zusammen mit den Nutztieren der Kläger. Auf die Frage, wohin ihr Eigentum gebracht werden, erhielten sie keine Antwort.
Am 7. August 2006 konnten Mitglieder dieses Zentrums vor Ort die Überreste der verbrannten und zerstörten Häuser entlang der Strasse verifizieren, die die Gemeinde Cho'les de Tumbala durchquert, sowie die Installation eines neuen Stacheldrahtzauns im besagten Gebiet.

Dieses Menschenrechtszentrum ist äußerst besorgt über die Tatsache, dass die gerichtlichen Behörden und die Polizeielemente, gemeinsam mit den vermeintlichen Besitzern des Grundstücks, die Vernichtung des Eigentums und die Vertreibung der Familien der Gemeinde Cho'les de Tumbalá zugelassen haben, obwohl es seit 1998 ein offenes landwirtschaftliches Verfahren gibt.

Wir fordern die zuständigen Behörden auf:

- das Vorgehen und die Verantwortlichkeit des Richters des Gerichtsbezirks von Playas de Catazajá, der Beamten der Bezirkspolizei von Palenque und der Staatlichen Sektorpolizei zu untersuchen, die an diesem Einsatz beteiligt waren, und die Ausübung des Delikts der Beschädigung von Privateigentum nicht verhindert haben, sowie den Ausmass ihrer Beteiligung an die Verletzung der Menschenrechte auf persönliche Freiheit, Integrität und Sicherheit durch die vermutliche Folterung und willkürliche Verhaftung dreier Personen, sowie durch die gewaltsame Vertreibung der Mitglieder der Gemeinde Cho'les de Tumbalá.

- die Verantwortlichkeit der Zivilisten zu untersuchen und festzustellen, die als materielle Agenten der Zerstörung und Vertreibung der Familien der Gemeinde Cho'les de Tumbalá verwickelt waren.